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„Missachtung der globalen Ordnung“

Russland hat nach Angaben der USA und Großbritanniens eine großflächige Cyberattacke verübt. Der „bösartige“ Angriff ziele sowohl gegen Regierungseinrichtungen als auch private Organisationen und solle unter anderem der Spionage dienen, hieß es in einer Anfang der Woche in London veröffentlichten gemeinsamen Erklärung von britischen und US-Sicherheitsbehörden.

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Ziel der Cyberattacken sei es, die Arbeit anderer Regierungen zu stören und geschäftliche Aktivitäten zu destabilisieren, erklärte ein Sprecher der britischen Regierung. Er nannte die Angriffe ein weiteres Beispiel für Russlands „Missachtung von internationalen Normen und der globalen Ordnung“. Der Experte der US-Bundespolizei FBI, Howard Marshall, betonte, die neuen Attacken fügten sich in ein Muster von „bösartigen“ Cyberaktivitäten der russischen Regierung ein.

Laut der gemeinsamen Erklärung des FBI, des US-Heimatschutzministeriums und des Nationalen Cybersicherheitszentrums von Großbritannien richten sich die Cyberattacken unter anderem gegen Internetprovider und andere Dienstleister der Onlineinfrastruktur. Betroffen seien auch Internetnutzer im „Home Office“, also mit dem Arbeitsplatz daheim.

Dauerhafter Zugang als Ziel

Zu den konkreten Zielscheiben der Attacken gehören den Angaben zufolge Installationen wie Router, Switches und Firewalls. Router sind Geräte, welche die Verbindung zum Internet herstellen. Ein Switch ermöglicht den Datenaustausch zwischen Computern. Firewalls sind Sicherungssysteme gegen Hackerangriffe. Die Hacker wollten der Spionage den Weg bahnen, geistiges Eigentum rauben und dauerhaften Zugang zu den Netzwerken der Opfer gewinnen, warnten die Behörden.

Die Nachricht kam inmitten von ohnehin extrem angespannten Beziehungen zwischen Russland und dem Westen. Die Spannungen waren zuletzt durch die gemeinsamen Luftangriffe der USA, Frankreichs und Großbritanniens auf mutmaßliche Chemiewaffenanlagen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad noch einmal verschärft worden.

„Nicht einmal schwache“ Beweise

„Wir wissen nicht, worauf sich diese neuen Anschuldigungen stützen“, reagierte Kreml-Sprecher Dimitri Peskow. Washington und London hätten „wie zuvor“ keine Beweise für ihre Anschuldigungen vorgelegt, „nicht einmal schwache“.

Das heimische Innenministerium zeigt sich nach der Warnung der USA und Großbritanniens vor einem russischen Cyberangriff zugeknöpft. Auf eine detaillierte Anfrage der APA hieß es am Mittwoch lediglich: „Die österreichischen Sicherheitsbehörden befinden sich in ständigem Austausch mit in- und ausländischen Sicherheitsbehörden - und ebenso mit Betreibern kritischer Infrastrukturunternehmen.“ Eine Zuschreibung von Cyberangriffen sei „sehr schwierig und wird von uns generell nicht vorgenommen“, wurde in einer schriftlichen Antwort hinzugefügt.

Das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat einem Zeitungsbericht zufolge nach der Warnung Abwehrmaßnahmen ergriffen. Konkrete Vorfälle in Deutschland, bei denen die Vorgehensweise der Angreifer starke Ähnlichkeiten zu den von britischen und US-Diensten geschilderten Methoden aufweisen, seien dem BSI bekannt und würden derzeit analysiert, sagte eine Sprecherin des deutschen Innenministeriums der „Bild“-Zeitung (Mittwoch-Ausgabe).

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