Musikpreis Echo: Campino gegen „antisemitische“ Rapper

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Die Auszeichnung der beiden Rapper Kollegah und Farid Bang hat beim deutschen Musikpreis Echo für Kontroversen gesorgt. Die Künstler wurden vorgestern in Berlin für ihr Album „Jung, brutal, gutaussehend 3“ („JBG3“) mit dem Echo in der Kategorie „Hip-Hop/Urban National“ prämiert.

Auf „0815“, einem Bonustracks des Albums, reimen Kollegah und Farid Bang: „Und wegen mir sind sie beim Auftritt bewaffnet. Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen.“ Die Zeile war bereits im Vorfeld der Gala als antisemitisch kritisiert worden.

Kritik gab es auch an der Entscheidung des Echo-Ethikrates, der von einem „Grenzfall“ sprach, die Nominierung der Rapper im Sinne der „künstlerischen Freiheit“ aber trotzdem zuließ. In dem Gremium sitzen unter anderem Vertreter der Lehrerschaft, des Deutschen Musikrats und von katholischer und evangelischer Kirche.

Campino: „Grenze überschritten“

Bei der Gala in Berlin kam es dann zu einem Schlagabtausch zwischen Campino, dem Sänger der Punkrockband Die Toten Hosen und Kollegah. „Das Stück, über das sich alle streiten, kommt aus dem Battle-Rap, wo es darum geht, sich gegenseitig zu toppen“, sagte Campino. Wenn man das bedenke, relativere es einiges.

Sänger Campino bei der Echo-Verleihung

APA/AFP/Axel Schmidt

„Im Prinzip halte ich Provokation für gut und richtig“, so Campino. Für ihn sei aber die Grenze überschritten, wenn es um frauenverachtende, homophobe Texte oder die Diskriminierung von Religionen gehe, sagte der 55-Jährige. Er hoffe, dass die Diskussion über Kollegah und Farid Bang wieder zu einem anderen Bewusstsein führe, „was als Provokation noch erträglich ist und was nicht“.

Kollegah wiederum warf Campino auf der Bühne vor, sich „als moralische Instanz“ aufgespielt zu haben. Das gebühre eigentlich „einem so großen Musiker wie Campino nicht“. Zudem präsentierte der Rapper ein gezeichnetes Bild, das Campino mit einem Heiligenschein zeigt, und das er „für einen guten Zweck“ versteigern wolle.

Rapper Kollegah bei der Echo-Verleihung

APA/AFP/Axel Schmidt

Zentralrat der Juden „entsetzt“

Kritik kam unterdessen vom Zentralrat der Juden in Deutschland. Die frühere Vorsitzende des Zentralrats, Charlotte Knobloch, zeigte sich „entsetzt“ über die Verleihung des Echo an die Rapper Kollegah und Farid Bang.

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Echos an Fischer und Sheeran

Neben den Rappern wurden unter anderen auch Helene Fischer, Ed Sheeran, Die Toten Hosen, Luis Fonsi und Pink ausgezeichnet. Bei der Preisverleihung live zu sehen waren Popstars wie Kylie Minogue, Rita Ora, Shawn Mendes und Jason Derulo. Zwei eher ungewöhnliche Auftritte legte Fischer hin. Sie performte zunächst ihren Song „Lieb mich dann“ mit dem Jazzmusiker Götz Alsmann und dem Gitarristen Gregor Meyle. Später sang sie gemeinsam mit Luis Fonsi. „Wir vom Schlager sind einfach überall - auch da, wo niemand mit uns rechnet“, sagte Fischer.