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Berichte: Psychisch labiler Einzeltäter

Die Attacke mit einem Kleintransporter auf eine Menschenmenge in der deutschen Stadt Münster ist nach Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministers Herbert Reul (CDU) von einem Deutschen begangen worden. Es spreche zudem „im Moment nichts dafür, dass es irgendeinen islamistischen Hintergrund gibt“, sagte Reul am Samstag. Entgegen ersten Informationen sind insgesamt drei Menschen ums Leben gekommen.

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Es handle sich um zwei Opfer und den Täter, der sich an Ort und Stelle erschossen hat, sagte der Minister. „Es sind in der Summe drei.“ Zuvor hatte das deutsche Innenministerium von insgesamt vier Toten gesprochen. Der Mann sei „willkürlich“ in die Menschenmenge gerast, sagte Reul, aber es sei wirklich noch sehr früh, um Details zu nennen. „Sobald gesicherte Informationen vorliegen, und nicht nur Gerüchte oder Hinweise, werden sie bekanntgegeben.“

Einsatzkräfte

APA/AP/Ferdinand Ostrop

Die Polizei sperrte die Umgebung in Münster ab und ermittelte in „alle Richtungen“

Bei der Attacke in der historischen Altstadt von Münster wurden nach Angaben der Polizei 20 Menschen verletzt, sechs von ihnen schwer. Der Angreifer habe sich anschließend im Inneren des Kleinlasters erschossen, bestätigte die Polizei. Aus dem Umland wurden Rettungshubschrauber angefordert, die Verletzten werden in Krankenhäuser gebracht oder in einer dafür eingerichteten Zone versorgt. Die Identität der beiden Todesopfer war am Samstagabend noch unklar.

Verdächtiger Gegenstand im Fahrzeug

Laut „Süddeutscher Zeitung“ wurde die Wohnung des mutmaßlichen Täters nach Sprengstoff durchsucht. Die Polizei bestätigte die Angaben zunächst nicht. „Es kommt nicht von uns“, sagte eine Sprecherin. Laut Polizei befand sich im Fahrzeug aber ein verdächtiger Gegenstand, der untersucht wurde. In Berichten war zuvor auch über eine Bombe in dem Fahrzeug spekuliert worden. Man ermittle „in alle Richtungen“, so die Sprecherin. Zuvor hatten Medien berichtet, die Polizei gehe von einem Anschlag aus.

Kleinlaster rast in Menschenmenge

In Münster ist am Samstag ein Kleinlaster in eine Menschenmenge gefahren. Zwei Menschen wurden getötet. Auch der mutmaßliche Tatverdächtige ist tot.

Später berichteten die „Süddeutsche Zeitung“ sowie der Nord- und Westdeutscher Rundfunk aber, der Mann sei ein Deutscher und „psychisch auffällig“ gewesen. Es liege offenbar kein terroristischer Hintergrund vor. Das ZDF berichtete, der Mann habe vor kurzer Zeit einen Suizidversuch unternommen. Laut „Bild“-Zeitung war der Mann 48 Jahre alt und hatte keine Vorstrafen. Nach Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ stamme er aus Olsberg im Sauerland und habe schon lange in Münster gelebt. Er soll in einer Wohnung in der Nähe des Tatorts gewohnt haben.

Die Polizei ging nach der Attacke auch Hinweisen auf mögliche weitere Täter nach. „Es liegen Zeugenhinweise vor, dass möglicherweise aus diesem Fahrzeug noch Täter geflüchtet sind“, hieß es weiter. „Dahingehend dauern die Ermittlungen noch an, uns liegen noch keine tiefergründigen Erkenntnisse vor.“

Großeinsatz in Münster

Der Angriff löste einen Großeinsatz von Polizei und Rettungskräften aus, die Innenstadt von Münster wurde teilweise abgeriegelt. Die Polizei rief die Bevölkerung über Twitter auf, „den Bereich der Innenstadt“ zu meiden. Die Lage sei „unübersichtlich“. Die Bevölkerung wurde zudem aufgefordert, die Zufahrten freizuhalten, „damit die Rettungskräfte arbeiten können“. Außerdem wurde mehrmals darauf hingewiesen, keine Spekulationen oder Gerüchte zu verbreiten.

Ort der Attacke

APA/AP/dpa/Stephan R.

Mit einem Kleinlaster raste ein Deutscher am Samstag in eine Menschenmenge

Zum Zeitpunkt der Tat war in Münster übrigens auch eine Demonstration von Kurden gegen den Vormarsch der türkischen Armee in Afrin (Syrien) angekündigt. Viele Polizisten waren dort im Einsatz, als der Kleinlaster in die Menschenmenge raste. Bisher gebe es aber keine Informationen, ob ein Zusammenhang zwischen der Demonstration und dem Zwischenfall bestehen könnte, hieß es vonseiten der Polizei.

Politik zeigt sich entsetzt über Tat

Die deutsche Bundesregierung und eine Reihe von Politikern äußerten sich erschüttert über die Bluttat. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich „zutiefst erschüttert“ über die „schrecklichen Geschehnisse“ in der nordrhein-westfälischen Stadt. Es werde nun „alles Denkbare zur Aufklärung der Tat und zur Unterstützung der Opfer und ihrer Angehörigen getan“.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach von einer „schweren Gewalttat“ und sprach den Betroffenen sein Beileid aus. „Die Meldungen, die uns aus Münster erreichen, sind entsetzlich“, erklärte Steinmeier. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sagte: „Mit Bestürzung habe ich von dem schrecklichen Vorfall in Münster erfahren - meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen und Freunden.“ Die Polizei arbeite „mit Hochtouren an der Aufklärung des Sachverhalts“.

„Wir trauern mit Münster“

„Ein trauriger, ein schrecklicher Tag für unser Land“, schrieb der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) auf Twitter. Auch SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles zeigte sich „erschüttert“ über den Angriff. „Wir trauern mit Münster“, sagt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. „Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Mein großer Dank gilt all jenen, die ihnen in diesen schweren Momenten helfen. Ich wünsche ihnen ebenso wie natürlich den Verletzten viel Kraft.“

Auch die österreichische Spitzenpolitik äußerte ihr Mitgefühl mit den Betroffenen. „Schreckliche Nachrichten aus Münster“, twitterten Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Oppositionsführer Christian Kern (SPÖ) gleichlautend. „Tief betroffen“ zeigte sich auch der katalanische Ex-Regionalpräsident Carles Puigdemont, der sich wegen des laufenden Auslieferungsverfahrens nach Spanien in Berlin aufhält. „Mein ganzes Mitgefühl und Solidarität den deutschen Bürgern, den Vertretern vor Ort und der Bundesregierung.“

Jan Josef Liefers und Axel Prahl, Hauptdarsteller des „Tatort“-Krimis aus Münster, sind entsetzt über den Vorfall. „Erste Bilder und Nachrichten aus Münster brechen mir das Herz", schrieb Liefers, der den Ermittler Professor Karl-Friedrich Boerne spielt, auf Twitter. Sein Kollege Prahl, der den Hauptkommissar Frank Thiel spielt, schrieb auf Facebook: "Münster, bleib wie Du warst und wie wir Dich lieben: offen, friedlich, freundlich, stark und stolz. Lass Dich jetzt nicht unterkriegen.“

Ort des Vorfalls: Kiepenkerl

Der „Kiepenkerl“ ist ein Standbild eines reisenden Händlers aus dem Münsterland im Herzen der historischen Innenstadt von Münster. Er ist ein Wahrzeichen der gut 300.000 Einwohner zählenden Stadt. Die beiden umliegenden Traditionslokale heißen Großer Kiepenkerl und Kleiner Kiepenkerl. Der Platz inmitten enger Altstadtgassen ist ein beliebter Treffpunkt.

Bei gutem Wetter sitzen und stehen dort oft zahlreiche Menschen im Freien, im Winter gibt es ein Weihnachtsdorf. Der „Kiepenkerl“ befindet sich seit 1896 auf dem Spiekerhof - eine Männerfigur mit Tragekorb, Pfeife, Knotenstock und Leinenkittel. Das Denkmal wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, originalgetreu wieder hergestellt und 1953 von Bundespräsident Theodor Heuss eingeweiht.

Die Attacke weckte Erinnerungen an den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt vom Berliner Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016. Der Tunesier Anis Amri hatte dabei zwölf Menschen getötet und fast 70 weitere verletzt.

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