Universum bei Trauerfeier omnipräsent
Rund geladene 500 Gäste haben am Samstag bei einer Trauerfeier im britischen Cambridge von dem Mitte März verstorbenen Astrophysiker Stephen Hawking Abschied genommen. Hunderte weitere Menschen fanden sich hinter den Absperrungen ein und erwiesen dem im Alter von 76 Jahren verstorbenen Hawking mit Beifall die letzte Ehre.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Die Trauerfeier in der Kirche Great St. Mary’s selbst war Familie, Freunden und Kollegen Hawkings vorbehalten. Zu den geladenen Gästen gehörten der britische Schauspieler Eddie Redmayne, der Hawking im Film „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ spielte, Queen-Gitarrist und Astrophysiker Brian May und das Model Lily Cole.
Redmayne las auch einen Segensspruch für Hawking. Hawkings ältester Sohn Robert Hawking, die Physikerin Fay Dowker, eine ehemalige Studentin Hawkings, sowie der britische Astronom Martin Rees kamen ebenfalls zu Wort.
Symbole für das Universum und den Polarstern
Hawkings Arbeit blieb auch in der Trauerfeier omnipräsent. Auf seinem Eichensarg lag ein Arrangement aus weißen Lilien, das das Universum darstellen sollte, und eines aus weißen Rosen als Symbol für den Polarstern. Ein Chor brachte ein Musikstück namens „Beyond the Night Sky“ (auf Deutsch „Jenseits des Nachthimmels“) dar, das zu Hawkings 75. Geburtstag komponiert worden war und das Textstellen aus seinem bekanntestem Buch „Eine kurze Geschichte der Zeit“ enthält.

APA/AP/Joe Giddens
Hawkings letztes Geleit
Die Glocke schlug beim Eintreffen des Sargs 76-mal - ein Schlag für jedes Lebensjahr. Hawkings Familie bedankte sich im Zuge der Trauerfeier für Tribute und Beileidsbekundungen. Man habe entschieden, dass die Feier in jener Stadt stattfinden solle, die Hawking „sehr geliebt hat und die ihn geliebt hat. Das Leben und die Arbeit unseres Vaters hat vielen Menschen viel bedeutet, sowohl religiösen, als auch nichtreligiösen.“ Die Feier solle deswegen „sowohl inklusiv als auch traditionell sein und die Breite und Vielfalt seines Lebens widerspiegeln“.
Bestattung in der Nähe von Newton
Hawkings Asche wird am 15. Juni in der Londoner Westminster Abbey bestattet, ganz in der Nähe der Ruhestätte von Isaac Newton. Der Astrophysiker war am 14. März friedlich in seinem Haus in Cambridge eingeschlafen. Das Genie litt an der unheilbaren Muskel- und Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Seit Jahrzehnten war er fast völlig bewegungsunfähig und saß im Rollstuhl.

APA/AP/Joe Giddens
Eddie Redmayne spielte Hawking in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“
Er gehört zu den größten Wissenschaftlern aller Zeiten. Die Fachwelt schätzte Hawking wegen seiner Theorien zum Ursprung des Kosmos und zu Schwarzen Löchern, unter anderem beschäftigte er sich auch mit Albert Einsteins Relativitätstheorie und versuchte außerdem über Jahrzehnte, die Relativitätstheorie mit der Quantenphysik zu vereinen.
„Möchte Universum ganz verstehen“
„Ich möchte das Universum ganz und gar verstehen“, sagte er einmal. „Ich möchte wissen, warum es so ist, wie es ist, und warum es überhaupt existiert.“ Trotz seiner schweren Erkrankung reiste der Astrophysiker um die Welt und absolvierte einen Parabelflug in der Schwerelosigkeit.

picturedesk.com/AFP/ZERO G
Hawking 2007 bei einem Flug, in dem er die Schwerelosigkeit erlebte. „Ich hätte ewig weiterfliegen können“, so der Wissenschaftler damals.
1979 wurde er Professor für Mathematik in Cambridge. Mehr als 30 Jahre hatte er dort den Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik inne und stand damit in der Nachfolge von Newton. Mehrere populärwissenschaftliche Bücher, darunter vor allem das 1988 erschienene Werk „Eine kurze Geschichte der Zeit“, machten ihn auch bei Laien bekannt. Er war eine Art Popstar der Wissenschaft und schreckte nicht davor zurück, zu populären Ideen wie Zeitreisen und Außerirdischen Stellung zu nehmen. Hawking war zweimal verheiratet.
Zuletzt zunehmend Mahner
In seinen letzten Jahren trat Hawking zunehmend als Mahner auf. Intelligente Roboter, Klimaerwärmung, Atomkrieg und durch Gentechnik hergestellte Viren könnten die Erde gefährden, warnte er. Die Menschheit müsse sich Ausweichmöglichkeiten im All schaffen, falls es zu einer hausgemachten Katastrophe kommen sollte. „Erinnert euch, zu den Sternen zu schauen und nicht runter zu euren Füßen“, so Hawking in seiner letzten Botschaft.
Links: