Russland: Britische Botschaft muss 50 Stellen reduzieren
Die russische Regierung verschärft ihre diplomatischen Sanktionen gegen Großbritannien: Die britische Botschaft müsse ihr Personal um mehr als 50 Diplomaten reduzieren, teilte das russische Außenministerium heute in Moskau mit. Die Forderung war bereits bekannt, allerdings hatte Moskau bisher keine Zahl genannt.

APA/AP/Alexander Zemlianichenko
Mit der Maßnahme solle „Gleichheit“ hergestellt werden, sagte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa der Nachrichtenagentur AFP. Erreicht werden solle, dass Großbritannien und Russland die gleiche Zahl von Diplomaten im jeweils anderen Land hätten. Derzeit habe „die britische Seite noch über 50 Leute mehr“, sagte die Sprecherin.
Die Anordnung steht in Zusammenhang mit dem Streit um den Giftgasanschlag auf den früheren Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter Julia in Salisbury, für den Großbritannien und seine Verbündeten Russland verantwortlich machen. Russland bestreitet jegliche Beteiligung.
Ausweisungen auf beiden Seiten
Russland hatte gestern die Ausweisung von etwa 150 seiner Diplomaten aus mehr als 20 Ländern damit beantwortet, dass es die genau gleiche Zahl ausländischer Diplomaten des Landes verwies.
In Russlands nördlicher Metropole St. Petersburg sollen US-Diplomaten bis zum Abend das für geschlossen erklärte Generalkonsulat räumen. Aus den USA sollten im Lauf des Tages 60 des Landes verwiesene russische Diplomaten und ihre Familien mit zwei Sonderflügen abgeholt werden. Das sagte der russische Botschafter in Washington, Anatoli Antonow, der Agentur Interfax. Das russische Konsulat in Seattle an der US-Westküste wurde geräumt.
Streit um Flugzeugdurchsuchung
Unterdessen gab es zwischen London und Moskau Ärger wegen der Durchsuchung einer russischen Aeroflot-Maschine auf dem Londoner Flughafen Heathrow. Die russische Botschaft in London verurteilte die Durchsuchung als eine „weitere offensichtliche Provokation durch die britischen Behörden“, wie die Nachrichtenagentur TASS berichtete.
Grenz- und Zollbeamte hätten das Flugzeug vor dem Start nach Moskau untersucht. Das britische Innenministerium sprach hingegen in einer Stellungnahme von einer reinen Routinekontrolle. Mit solchen Kontrollen von Flugzeugen könne Großbritannien „vor der organisierten Kriminalität und vor jenen geschützt werden, die schädliche Substanzen wie Drogen sowie Waffen ins Land“ bringen wollten, sagte der Staatssekretär für Sicherheit, Ben Wallace.
Scotland Yard wies im Kurznachrichtendienst Twitter darauf hin, an der Durchsuchung nicht beteiligt gewesen zu sein. Der Botschaft zufolge hätten die britischen Beamten versucht, das Flugzeug in Abwesenheit der Crew zu durchsuchen, was von den Regeln her „kategorisch verboten“ sei, berichtete TASS. Erst nach langen Verhandlungen mit einem russischen Botschaftsangehörigen sei es dem Flugkapitän erlaubt worden, der Durchsuchung beizuwohnen.