Maxim Gorki: Freidenker und Sturmvogel der Revolution
Vor genau 150 Jahren, am 28. März 1868, ist Maxim Gorki unter dem Namen Alexej Maximowitsch Peschkow in Nischni Nowgorod geboren worden. Das Leben des Proletariats in der heute fünftgrößten Stadt Russlands war von Ausbeutung und Brutalität gekennzeichnet – was Gorki in seinen Romanen vielfach beschreiben sollte.
Alexej, der sich erst später das Pseudonym Maxim Gorki gab, schlug sich in seiner Kindheit als Lumpensammler, Küchenhelfer und Bäckergeselle durch. Im Alter von 20 Jahren begab er sich auf weite Reisen und begann, zu schreiben.
Sturmvogel der Revolution
Begegnungen in Moskaus Unterwelt inspirierten ihn zu seinem dramatischen Hauptwerk „Nachtasyl“. In Samara an der Wolga schrieb er für die lokale Zeitung und kämpfte als Journalist für bessere Schulen, für ein Volkstheater und gegen die Ausbeutung der Armen. Seine Aktivitäten brachten ihn in Konflikt mit der politischen Polizei des Zaren.

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Sein „Lied vom Sturmvogel“, das er als Reaktion auf das brutale Vorgehen der Polizei bei einer Demonstration in St. Petersburg schrieb, wurde ein Schlachtruf für eine ganze Generation von Revolutionären.
Während Schriftsteller wie Puschkin, Gogol und Dostojewski erst nach ihrem Tod international berühmt wurden, war Gorki bereits um die Jahrhundertwende weit über Russlands Grenzen bekannt. Nach der Revolution von 1905 lernte er bei der Zeitschrift „Nowaja Schisn“ (Neues Leben), die er mitbegründet hatte, Lenin kennen, mit dem ihm stets ein ambivalentes Verhältnis verband.
Kritisches Verhältnis zu den Bolschewiki
Obwohl Gorki für eine soziale Revolution eintrat, stand er den Bolschewiki kritisch gegenüber. Lenin kritisierte ihn als „romantischen Linken“, musste ihn aber als wichtige Symbolfigur erhalten.
Gorki verbrachte vor und nach der Oktoberrevolution viele Jahre im Exil in Europa, um drei Jahre nach Lenins Tod im Jahr 1927 wieder nach Russland zurückzukehren. Er wurde Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU), seine Geburtsstadt Nischni Nowgorod wurde 1932 gar in Gorki umbenannt. Sein Werk „Die Mutter“ wurde als Vorbild für den Sozialistischen Realismus gepriesen.
Gefahr für Stalin
Am 18. Juni 1936 starb Gorki, seine Urne wurde an der Kremlmauer in Moskau beigesetzt. Vielfach wurde geäußert, dass die „Moskauer Prozesse“, bei denen die Hauptvertreter der Generation der Oktoberrevolution durch Josef Stalin liquidiert wurden, zu Gorkis Lebzeiten nicht möglich gewesen wären.
Gorki war in einer Position, welche kein anderer Intellektueller der Sowjetunion jemals erreichte. Mit seinen vielfältigen Kontakten im Westen und seinem unabänderlichen Drang, offen seine Meinung zu sagen, konnte er leicht zur Bedrohung für Stalin werden.
Mythenumrankter Tod
Aus diesem Grund ranken sich um den Tod Gorkis nach wie vor zahlreiche Gerüchte. Während die offizielle Sowjetpresse schrieb, Gorki sei von den „Lakaien und Agenten des Bürgertums“ ermordet worden, herrschte vielfach die Annahme vor, Gorki sei von Stalin umgebracht worden. Leo Trotzki schrieb aus dem Exil, dass es undenkbar gewesen wäre, „ihn zu verhaften, auszuweisen oder öffentlich zu liquidieren“.

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Folglich hätte es nur einen Weg gegeben: seinen Tod mit Hilfe von Gift zu beschleunigen. Doch es ist nicht unwahrscheinlich, dass Gorki eines natürlichen Todes starb. So sehr Stalin seinen Einfluss fürchtete, so sehr wusste er auch, dass der Dichter bereits im Sterben lag.