Drei Tote, mehrere Verletzte
Ein bekennender Islamist hat in Südfrankreich mindestens drei Menschen getötet und mindestens drei weitere verletzt. Eine Spezialeinheit der Gendarmerie erschoss den Täter am Freitag in einem Supermarkt in der Kleinstadt Trebes. Dass der Täter überwältigt werden konnte, ist maßgeblich einem Polizisten zu verdanken, der selbst schwer verletzt wurde.
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Der 25-jährige Marokkaner bekannte sich nach Angaben der französischen Staatsanwaltschaft schon während der Tat zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Auch die IS-Miliz selbst erklärte später über ihr Sprachrohr Amak, einer ihrer „Soldaten“ sei für den Angriff verantwortlich.
Als Kleinkrimineller bekannt
Der französische Innenminister Gerard Collomb nannte Redouane Lakdim einen Einzeltäter, der den Sicherheitskräften bekannt gewesen sei. Sie hätten ihn zwar observiert, hätten aber keine Radikalisierung feststellen können. Collomb sagte, der junge Mann sei „unerwartet zur Tat geschritten“. Laut Collomb war der Täter 26 Jahre alt, später wurde das Alter auf 25 korrigiert.
Die französischen Behörden hatten den Mann allerdings wegen mutmaßlicher Radikalisierung 2014 bereits einmal auf dem Schirm. Der Mann sei damals wegen Verbindungen zur salafistischen Bewegung in einer Datenbank gestanden, sagte der Anti-Terror-Staatsanwalt Francois Molins am Freitag in Carcassonne. Eine Überwachung in den Jahren 2016 und 2017 habe aber keine Anzeichen erbracht, die hätten vermuten lassen, dass der Mann zu einer terroristischen Tat schreiten könnte.
Der Mann war laut Innenminister Collomb zuletzt als Dealer und Kleinkrimineller aktenkundig gewesen. Den Angaben zufolge lebte er in der rund zehn Kilometer von Trebes entfernten Stadt Carcassonne. Dort stahl der Mann nach Erkenntnissen der Ermittler am Freitagvormittag zunächst ein Auto. Er tötete einen der Insassen und verletzte den Fahrer. Kurze Zeit später habe er aus dem Auto heraus einen Polizisten mit Schüssen verletzt, der mit Kollegen vom Joggen zurückgekommen sei.
In Supermarkt verschanzt
Der 25-Jährige fuhr daraufhin in das nahe gelegene Trebes und überfiel den Supermarkt, wo er zwei weitere Menschen tötete. Ein Augenzeuge sagte aus, der Täter habe „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) gerufen, als er das Geschäft der Kette Super U gegen 11.15 Uhr überfiel. Er sei mit Messern, einer Schusswaffe und Handgranaten bewaffnet gewesen.
Aus Ermittlerkreisen hieß es, den meisten Kunden und Angestellten sei die Flucht gelungen. Ein Großaufgebot von Polizisten riegelte den 5.000-Einwohner-Ort daraufhin ab, Hubschrauber überflogen den Tatort. Laut Molins soll der Täter gesagt haben, er sei bereit, für Syrien zu sterben, und habe die Freilassung inhaftierter „Brüder“ gefordert.
Südfrankreich: Attentäter von Polizei getötet
In Südfrankreich wurden bei einem Attentat drei Menschen getötet und 16 weitere verletzt. Der Angreifer verschanzte sich in einem Supermarkt, als die Polizei diesen stürmte, wurde er erschossen.
Gendarm ließ sich für Geisel tauschen
Ein Gendarm ließ sich nach Angaben des Innenministers gegen eine noch verbliebene weibliche Geisel austauschen. Der Beamte ließ sein Telefon mit einer offenen Verbindung auf einem Tisch liegen. So hätten die Einsatzkräfte hören können, was sich im Supermarkt abspielte. Als Schüsse fielen, seien sie eingeschritten, berichtete Innenminister Collomb. Dabei wurde der Gendarm schwer verletzt. Innenminister Collomb lobte den „Heldenmut“ des 45-jährigen Beamten. Die Tat verdiene großen Respekt.
Bei einer Hausdurchsuchung am Freitagabend wurde unterdessen eine enge Bekannte des getöteten Angreifers festgenommen. Die Frau werde der Mitgliedschaft in einer kriminellen terroristischen Vereinigung verdächtigt, sagte Anti-Terror-Staatsanwalt Molins. Sie habe mit dem Mann zusammengelebt.
Offenbar Freilassung von Abdeslam gefordert
Französische Medien berichteten, der Täter habe während der Geiselnahme internationale Luftangriffe in Syrien angeprangert. Zudem soll er die Freilassung von Salah Abdeslam gefordert haben. Der französische Terrorist marokkanischer Abstammung gilt als einer der Hauptverdächtigen der Terroranschläge vom 13. November 2015 in Paris.
Frankreich war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel islamistischer Anschläge. Vor allem die schweren Attacken von Paris 2015 und Nizza 2016 hatten das Land schwer erschüttert. Zuletzt hatte im vergangenen Oktober ein Angreifer in Marseille zwei Frauen erstochen, auch hier hatte der IS die Tat für sich reklamiert. Die Behörden sprechen regelmäßig von einer weiterhin hohen Gefahr.
Macron: Neue Art der Terrorgefahr
„Alles deutet darauf hin, dass es sich um einen Terroranschlag handelt“, sagte Präsident Emmanuel Macron vor Journalisten beim EU-Gipfel in Brüssel. Seiner Einschätzung nach könnte die Geiselnahme für eine neue Art von Terrorgefahr stehen. Es gebe mittlerweile viele Menschen, die sich selbst radikalisierten und unterschiedliche Profile zeigten, sagte er.
Man sei nicht mehr in einer Situation wie vor zwei oder drei Jahren, als man es mit Angriffen zu tun gehabt habe, die aus der Region Syrien und Irak gesteuert worden seien. Die neuen Bedrohungen seien „endogen“, also von innen kommend, erklärte Macron. Es gebe weiter eine starke Bedrohung. Am Nachmittag berief Macron eine Krisensitzung des Sicherheitskabinetts in Paris ein.
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