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Mehr als 100 Veranstaltungen

In den vergangenen Wochen sind Spaniens Pensionisten mehrfach auf die Straße gegangen. Sie demonstrieren für höhere Bezüge. Medien betiteln die Proteste bereits als „marea gris“ - die „graue Flut“. Angeführt werden sie von den beiden großen Gewerkschaften UGT und CCOO.

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Am Samstag protestierten Zehntausende in ganz Spanien für eine Anhebung ihrer Altersbezüge. Im Zentrum von Madrid versammelte sich trotz strömenden Regens eine riesige Menschenmenge. Auf Schildern und Spruchbändern war unter anderem zu lesen: „Ich bin Pensionist, kein Idiot!“ und „Diebe! Sie stehlen uns die Pensionen!“

Inflation bei zwei Prozent

Auch in zahlreichen anderen Städten fanden Protestkundgebungen statt, darunter in Barcelona, Sevilla, Bilbao, auf den Kanarischen Inseln und auf den Balearen. Insgesamt waren landesweit mehr als 100 Demonstrationen geplant.

Demonstrationsteilnehmer in Madrid

APA/AP/Francisco Seco

Die Demonstranten trotzten in Madrid dem Wetter

Die Proteste standen unter dem Motto „Würdevolle Pensionszahlungen“. Die Teilnehmer fordern angemessene Bezüge, die der Inflation angepasst werden. Die konservative Regierung von Mariano Rajoy hatte die Pensionen für 2018 eher symbolisch um 0,25 Prozent angehoben. Die Inflationsrate lag aber 2017 bei zwei Prozent.

Pensionssystem steht zur Debatte

„Die Lebenshaltungskosten gehen hinauf, und die Pensionen werden nur um 0,25 Prozent erhöht. Das ist nicht genug“, sagte am Samstag die pensionierte Köchin Antonia Marroqui in Barcelona gegenüber der Nachrichtenagentur AP. „Früher habe ich für Strom 150 Euro bezahlt. Jetzt sind es 200. Das Geld ist nicht genug, um über die Runden zu kommen.“

Demonstrationsteilnehmer in Madrid

Reuters/Sergio Perez

Die Menschen forderten eine „würdevolle“ Pension

Experten sehen ein großes Problem auf Spanien Sozialsystem zukommen. Die Bevölkerung altert, das Pensionssystem wird immer weniger tragfähig. Rajoys konservative Regierung gab an, vergangenes Jahr 29 Prozent der öffentlichen Ausgaben ins staatliche Pensionssystem gesteckt zu haben. Am Mittwoch sagte Rajoy in einer Sondersitzung des Parlaments, seine Regierung wolle daran arbeiten, die Bezüge zu erhöhen. Das System zu erhalten habe jedoch Priorität. „Für Angst gibt es keinen Grund“, so Rajoy.

Erholung nach Krise

Die Gewerkschaften, die zusammen mit den Pensionisten demonstrieren, sehen das anders. „Wir glauben, dass diese riesigen Massen an Arbeitern und Pensionisten auf den Straßen von der Regierung wahrgenommen werden müssen“, zitierte die Zeitung „El Mundo“ Gewerkschaftsführer Unai Sordo.

Spanien hat stark unter der Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 und im Zuge der Euro-Schuldenkrise gelitten. Damals wurden in Spanien insgesamt 3,3 Millionen Arbeitsplätze vernichtet, Anfang 2013 erreichte die Arbeitslosenrate ein Rekordhoch von 26,9 Prozent. Heute ist das einstige Krisenland auf dem Weg der Erholung, es ist einer der am schnellsten wachsenden Euro-Staaten.

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