Haftstrafe in Russland, Asyl in London
Der Tod des russischen Geschäftsmanns Nikolai Gluschkow war nach Angaben der britischen Anti-Terror-Polizei ein Mord. Der 68-Jährige war diese Woche tot in seinem Haus in London entdeckt worden. Die Obduktion habe ergeben, dass Gluschkow durch „Druckausübung auf das Genick“ gestorben sei, teilte die Londoner Polizei am Freitag mit.
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Zuvor hatten bereits die russischen Behörden mitgeteilt, Mordermittlungen im Fall Gluschkow eingeleitet zu haben. Kurz nach dem Giftanschlag auf den russischen Ex-Spion Sergej Skripal und seine Tochter war der russische Exilant am Dienstag tot aufgefunden worden. Laut britischer Polizei gibt es bisher aber keine Hinweise auf eine Verbindung zwischen den beiden Fällen.
Verbindung zu Kreml-Kritiker Beresowski
In Russland hatte Gluschkow zunächst einen hohen Posten bei der Fluglinie Aeroflot innegehabt, später arbeitete er für den Kreml-Kritiker Boris Beresowski. Dieser kam in Konflikt mit dem Kreml und floh 1999 nach Großbritannien, wo er 2013 unter ungeklärten Umständen ums Leben kam. Gluschkow wurde in Russland zu einer fünfjährigen Haftstrafe wegen Geldwäsche und Betrug verurteilt. Nach seiner Freilassung wanderte er ebenfalls nach London aus, wo ihm 2010 politisches Asyl gewährt wurde. 2017 wurde er in Russland in Abwesenheit zu acht weiteren Jahren Haft verurteilt.

APA/AP/Kommersant Photo/Pavel Smertin
Nikolai Gluschkow starb durch „Druckausübung auf das Genick“
In einem Rechtsstreit Beresowskis gegen den Oligarchen Roman Abramowitsch sagte Gluschkow für seinen Geschäftspartner aus. Der als kremlnahe geltende Abramowitsch ging dennoch als Sieger aus dem Gerichtsprozess. Nach Beresowskis Tod - er wurde vor fünf Jahren ebenfalls stranguliert in seinem Haus nahe London aufgefunden - bezweifelte Gluschkow die offizielle Darstellung eines Suizids. Ein Fremdverschulden an seinem Tod hatte die Polizei damals allerdings nicht nachweisen können.
Alte Todesfälle werden neu untersucht
Die britische Innenministerin Amber Rudd kündigte unlängst an, bis zu 14 mysteriöse Todesfälle aus den vergangenen Jahren neu untersuchen zu lassen - darunter auch jenen von Beresowski. Die Website BuzzFeed hatte bereits im Vorjahr unter Berufung auf US-Geheimdienstquellen behauptet, 14 Todesfälle auf britischem Boden seien auf russische Attentate zurückzuführen.
Eine der prominentesten Fälle dabei ist der Tod des Whistleblowers Alexander Perepilitschni, der 43-jährig 2012 beim Joggen in der Nähe von London verstorben war. Perepilitschni spielte als Informant eine maßgebliche Rolle im Fall „Magnizki“. Sergej Magnizki hatte in Moskau als Anwalt für einen US-Investmentfonds gearbeitet und der Firma zufolge Veruntreuungen öffentlicher Gelder aufgedeckt. Die russischen Behörden verfolgten ihn daraufhin wegen angeblicher Steuervergehen. Im November 2009 starb Magnizki nach zehn Monaten Untersuchungshaft in einem Moskauer Gefängnis, offenbar wurde er misshandelt.
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