Genie und ein bisschen Popstar
Der britische Astrophysiker Stephen Hawking ist tot. Der 76-Jährige starb Mittwochfrüh friedlich in seinem Haus in Cambridge, wie seine PR-Agentur Pagefield unter Berufung auf seine Familie mitteilte. Seine Kinder Lucy, Robert und Tim teilten mit, sie seien zutiefst traurig. „Wir werden ihn für immer vermissen.“
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Hawking litt an der unheilbaren Muskel- und Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), bei der die Muskeln nach und nach absterben. Bereits seit Jahrzehnten war er fast völlig bewegungsunfähig, er saß im Rollstuhl. Schon seit Langem konnte er sich nur noch mühsam mit Hilfe eines Computers verständigen. Zuletzt nahmen seine Kräfte immer mehr ab.

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Hawking 2007 bei einem Flug, in dem er die Schwerelosigkeit erlebte. „Ich hätte ewig weiterfliegen können“, so der Wissenschaftler damals.
Er gehört zu den größten Wissenschaftlern aller Zeiten. Die Fachwelt schätzte Hawking wegen seiner Theorien zum Ursprung des Kosmos und zu Schwarzen Löchern. „Ich möchte das Universum ganz und gar verstehen“, sagte er einmal. „Ich möchte wissen, warum es so ist, wie es ist, und warum es überhaupt existiert.“ Sein 1988 erschienenes Buch „Eine kurze Geschichte der Zeit“ machte ihn auch bei Laien populär.
ALS früh diagnostiziert
Hawking, der am 8. Jänner 1942 in Oxford geboren wurde, bei ihm wurde bereits als Physikstudent im Alter von 21 Jahren ALS diagnostiziert - Ärzte sagten ihm nur noch wenige Jahre voraus. Seit 1968 war Hawking auf den Rollstuhl angewiesen. Doch die Krankheit konnte seinen Aufstieg in der Wissenschaft nicht aufhalten. 1979 wurde er Professor für Mathematik in Cambridge, über 30 Jahre lang hatte er dort den renommierten Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik inne und stand damit in der Nachfolge von Isaac Newton.
Hawking war zweimal verheiratet und hatte drei Kinder. 30 Jahre lang war er mit seiner Jugendliebe verheiratet, doch die Ehe scheiterte - später bezeichnete ihn Jane Hawking (geb. Wilde) als einen „Haustyrannen“. 1995 heiratete Hawking seine Pflegerin Elaine Mason, die Verbindung dauerte elf Jahre.
Physikgenie Hawking gestorben
Der britische Astrophysiker Hawking ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Der Forscher litt seit Jahrzehnten an einer Nervenkrankheit und war auf einen Rollstuhl angewiesen.
Trotz Gesundheitsproblemen entwickelte Hawking Theorien zu Schwarzen Löchern und dem Urknall: Die monströsen Schwarzen Löcher im All seien keine Endstationen. Zwar saugen sie durch ihre enorme Schwerkraft alles ein, was ihnen zu nahe kommt, und lassen nicht einmal das Licht entkommen. Hawking konnte aber in der Theorie zeigen, dass Schwarze Löcher langsam verdampfen - eine Folge der Quantenphysik. Das Verdampfen dauert extrem lange. Die dabei entstehende Hawking-Strahlung ließ sich daher bisher nirgends nachweisen.
Wichtiger Beleg für Urknalltheorie
Bereits als Doktorand hatte Hawking 1965 zusammen mit dem Briten Roger Penrose zudem einen wichtigen mathematischen Beleg für die Urknalltheorie geliefert. Die Idee vom Urknall war damals noch umstritten, unter anderem weil in dieser mathematischen Singularität die Naturgesetze nicht mehr gelten und so eine Art Schöpfungsakt notwendig zu werden schien.

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2009 wurde Hawking mit der Freiheitsmedaille, der höchsten zivilen Auszeichnung der USA, ausgezeichnet
Er beschäftigte sich mit Albert Einsteins - der am 14. März 1879 zur Welt kam - Allgemeiner Relativitätstheorie und konnte zeigen, dass sie einen Anfang des Universums voraussagte - „ein Ergebnis, das die Kirche interessiert zur Kenntnis nahm“, wie Hawking in seiner Autobiografie „Meine kurze Geschichte“ (Rowohlt, 2013) schrieb. Später zeigte er jedoch, dass der Anfang des Universums nicht zwangsläufig in einer Singularität gelegen sein muss.
Hinweise
In memoriam Stephen Hawking sendet ORF eins am Donnerstag um 20.15 Uhr die Filmbiografie „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ und um 22.20 Uhr ein „Newton Spezial“ über den Wissenschaftler. Ö1 sendet um 19.05 Uhr „I am Intel inside“ - mehr dazu in oe1.ORF.at.
Außerdem versuchte Hawking über Jahrzehnte, die Relativitätstheorie mit der Quantenphysik zu vereinen und auf diese Weise eine Art „Weltformel“ zu finden - in der Sprache der Physiker eine „Große Vereinheitlichte Theorie“, die alle Bereiche des Universums beschreiben kann, vom Mikro- bis zum Makrokosmos. Er war eine Art Popstar der Wissenschaft und schreckte nicht davor zurück, zu populären Ideen wie Zeitreisen und Außerirdischen Stellung zu nehmen.
Hawking warnte vor Atomkrieg und Klimawandel
In seinen letzten Jahren trat Hawking immer wieder als Mahner auf. Intelligente Roboter, Klimaerwärmung, Atomkrieg und durch Gentechnik hergestellte Viren könnten die Erde gefährden, warnte er. Die Menschheit müsse sich Ausweichmöglichkeiten im All schaffen, falls es zu einer hausgemachten Katastrophe kommen sollte. Mit dem Milliardär Jurij Milner plante er, eine Armee nur etwa briefmarkengroßer Raumschiffe auf eine 20-jährige Reise zum Sternsystem Alpha Centauri zu schicken. Hawking war überzeugt: „Früher oder später müssen wir zu den Sternen schauen.“

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Hawking wurde in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ von Eddie Redmayne verkörpert
Übrigens wurde Hawkings Leben und Schaffen auch verfilmt. Im Film „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ wurde der Astrophysiker vom Briten Eddie Redmayne gespielt, der dafür 2015 einen Oscar gewann. Hawking hatte seinem Landsmann zu dessen Oscar gratuliert. „Gut gespielt, Eddie“, schrieb der Wissenschaftler damals auf Facebook. „Ich bin stolz auf Dich. SH“, fügte Hawking hinzu.
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