Leiche zerstückelt und versenkt
Noch immer ist unklar, wie genau die Journalistin Kim Wall auf dem selbstgebauten U-Boot des Tüftlers Peter Madsen zu Tode gekommen ist. Klarheit erhoffen sich die Ermittler vom Prozess, bei dem Madsen sich ab Donnerstag in Dänemark verantworten muss.
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Die Staatsanwaltschaft Kopenhagen wirft Madsen vor, Wall gefoltert und anschließend ermordet zu haben. Der 47-Jährige soll die 30-Jährige gefesselt, auf sie eingeschlagen und eingestochen haben, heißt es in der Anklageschrift. Alleine im Genitalbereich der Leiche wurden laut Anklage 14 Stichwunden gefunden. Im Anschluss soll Madsen die Frau zerstückelt und die beschwerten Leichenteile in Plastik verpackt im Meer versenkt haben.
Angeklagter will keine Geschworenen
Madsen ist unter anderem wegen Mordes und Leichenschändung angeklagt. Das Urteil soll am 25. April fallen. Auf Wunsch von Madsen gibt es beim Prozess keine Geschworenen, es sollten so wenig Menschen wie möglich über sein Schicksal entscheiden, wurde über seine Anwältin Ende Jänner bekannt. Damit wird das Urteil von einem Richter und zwei Schöffen gefällt.

Reuters/Scanpix Denmark/Bax Lindhardt
Madsen gilt als eigenwilliger Tüftler
Die Staatsanwaltschaft verlangt lebenslange Haft oder Sicherungsverwahrung. Die Anklage geht von einer vorsätzlichen Tötung aus, da Madsen eine Säge, einen scharfen Schraubenzieher, Riemen und Rohre mit an Bord gebracht habe. Zu Prozessauftakt bestritt er den Mord erneut. Auch zum Vorwurf des sexuellen Missbrauchs plädiere er auf nicht schuldig, sagte seine Anwältin am Donnerstag vor Gericht. Madsen bekannte sich lediglich schuldig, die Leiche der jungen Frau zerteilt und über Bord geworfen zu haben.
Zuvor hatte er selbst immer wieder seine eigenen Angaben zum Verbleib und schließlich Tod der Journalistin geändert. Nach ihrem Verschwinden im Zuge eines Besuchs auf Madsens U-Boot am 10. August hatte der Tüftler zuerst angegeben, die Frau lebend an Land gebracht zu haben. Er war selbst am 11. August gerettet worden, als sein U-Boot vor Kopenhagen sank - angeblich wegen technischer Probleme.
Blutspuren im U-Boot gefunden
Die Polizei schöpfte umgehend Verdacht, nachdem Walls Blutspuren im U-Boot gefunden wurden. Als am 21. August Walls Torso im Meer vor Kopenhagen gefunden wurde, behauptete Madsen, Wall sei die Einstiegsluke des U-Boots auf den Kopf gefallen und er habe in Panik die unverstümmelte Leiche über Bord geworfen.

APA/AP/Tom Wall
Die 30-jährige Walls wollte Madsen für eine Geschichte interviewen
Im Oktober finden Taucher schließlich Walls Kopf, ohne Hinweis auf Verletzungen, die eine rund 70 Kilogramm schwere Luke verursachen würde. Madsen gibt zu, die Leiche zerstückelt zu haben. Zwischenzeitlich hatte er auch behauptet, Wall könnten durch eine Kohlenmonoxidvergiftung unter Deck des U-Boots gestorben sein. Schließlich werden auch Walls Beine und ihre Kleidung in beschwerten Plastiksäcken gefunden, kurz darauf ihre Arme.
Madsen verweigert Kooperation
Wie Wall tatsächlich gestorben ist, ist weiterhin offen. Madsen verweigert seit den Leichenteilfunden laut Staatsanwaltschaft jede Kooperation mit den Behörden. Entscheidungen des Gerichts über eine Verlängerung der U-Haft kam er durch eine freiwillige Verlängerung mehrfach zuvor.
Prozessbeginn gegen U-Boot-Bauer Madsen
Am Donnerstag hat der Prozess gegen den Erfinder Madsen begonnen. Er soll eine Reporterin in seinem U-Boot getötet haben, wird er schuldig gesprochen, erwartet ihn lebenslange Haft.
Laut Polizei verging sich Madsen kurz nach Walls Tod sexuell an der Leiche; er selbst bestreitet das. Die Ermittler vermuten sexuelle Motive hinter der Tat. In seiner Werkstatt fanden sie auf einer Computerfestplatte Filme, in denen Frauen gefoltert, enthauptet oder lebendig verbrannt werden. Madsen bestreitet bisher, dass die Festplatte ihm gehört.
Madsen gilt als schrulliger Tüftler
Bis zu dem Tod der Journalistin galt Madsen für viele als schrulliger, aber auch in der Öffentlichkeit durchaus bewunderter Bastler, der immer wieder für Schlagzeilen sorgt. Schon als kleiner Bub experimentiert „Raketen-Madsen“ mit Raketenantrieben, mit 15 gründete er seine erste Firma und sammelte Schrottteile, um daraus eine Rakete zu bauen. Er baute in Eigenregie Raketen, die er auch erfolgreich testete, etwa 2011 von einer Plattform vor der Insel Bornholm.

AP/Jacob Ehrbahn
Das U-Boot „Nautilus“ hat Madsen gemeinsam mit 25 Freiwilligen gebaut
Selbstgebaut ist auch das U-Boot namens „Nautilus“, das 2008 erstmals in See gestochen ist. Das nach einer Vorlage von Jules Verne benannte, 18 Meter lange Boot ist eines der größten privat betriebenen U-Boote der Welt. Ganz alleine baute Madsen das U-Boot nicht: 25 Freiwillige halfen ihm dabei. Er überwarf sich jedoch mit allen ebenso wie mit dem früheren NASA-Mitarbeiter Kristian von Bengtson, dem er seine ersten Raketen verdankt.
Vertraute beschreiben Madsen als fanatisch, eigenwillig und streitsüchtig, er selbst bezeichnete sich einmal als „Fluch“ für seine Umwelt. Er soll laut Zeugen, darunter Ex-Freundinnen, Anhänger brutaler Sadomaso-Praktiken sein. Er sei wütend auf „Gott und jedermann“, wird sein Biograf Thomas Djursing zitiert - bisher sei Madsen aber nicht durch sichtbare oder öffentliche Gewalt aufgefallen.
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