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Interner Bericht von 2011 veröffentlicht

Seit Tagen steht die britische Hilfsorganisation Oxfam wegen des Verdachts sexuellen Missbrauchs in mehreren Einsatzländern schwer unter Druck. Am Montag veröffentlichte Oxfam, das die Vorgänge zuvor zu vertuschen versucht hatte, einen internen Bericht - mit neuen, schwerwiegenden Details.

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Konkret wird im Bericht drei Mitarbeitern des Hilfsteams das nach dem Erdbeben auf Haiti im Einsatz war, vorgeworfen, sie hätten Zeugen vor Aussagen bedroht. Sie sollen Frauen auf Haiti sexuell ausgebeutet haben - und Zeugen vor Aussagen gewarnt und körperlich bedroht haben, berichteten BBC und der „Guardian“.

Der bisher geheim gehaltene Bericht aus dem Jahr 2011 wurde von Oxfam am Montag veröffentlicht. Die NGO hofft, den durch die Missbrauchsvorwürfe ausgelösten Vertrauensverlust zumindest teilweise rückgängig zu machen.

Sex mit Prostituierten bereits 2011 eingeräumt

Der im Mittelpunkt des Skandals stehende Topmanager Roland van Hauwermeiren gab nach Angaben der Hilfsorganisation zu, Prostituierte in seiner von Oxfam gemieteten Unterkunft in Haiti angeheuert zu haben. Laut dem Bericht räumte Van Hauwermeiren bereits 2011 bei einer internen Untersuchung ein, Prostituierte für Sex in seiner Unterkunft in Haiti bezahlt zu haben, und bot seinen Rücktritt an. Der Belgier war im Tschad und anschließend in Haiti Landesdirektor von Oxfam. Die NGO entsandte Van Hauwermeiren offenbar nach Haiti, obwohl Vorwürfe gegen ihn im Tschad intern bereits bekannt waren.

Zeuge körperlich bedroht

„Im Interview hat der Landesdirektor zugegeben, Prostituierte in seine Oxfam-Unterkunft bestellt zu haben“, heißt es in dem Bericht. Daraus geht zudem hervor, dass drei Oxfam-Mitarbeiter einen Zeugen körperlich bedrohten, als mutmaßliches sexuelles Fehlverhalten nach dem verheerenden Erdbeben von 2010 untersucht werden sollte.

Nachdem die Vorwürfe intern bekanntwurden, trat Van Hauwermeiren von seinem Posten zurück. Auch zwei andere Mitarbeiter kündigten und kamen damit einer Entlassung zuvor. Vier weitere Mitarbeiter wurden nach Angaben von Oxfam wegen groben Fehlverhaltens entlassen.

Rücktritt von Vizechefin

Vor einer Woche war die britische Oxfam-Vizechefin Penny Lawrence zurückgetreten. Sie übernehme die „volle Verantwortung“ für das Verhalten von Mitarbeitern in der Karibik und in Afrika, auf das nicht angemessen reagiert worden sei. Als Lawrence 2006 zu der Organisation in Großbritannien stieß, war sie als Programmdirektorin für Teams in Dutzenden Ländern zuständig.

„Als damalige Programmdirektorin schäme ich mich, dass das unter meiner Aufsicht geschah, und übernehme die volle Verantwortung“, erklärte Lawrence am Montag. Oxfam-Mitarbeiter hatten in Haiti Orgien mit Prostituierten gefeiert - ähnliche Vorfälle soll es bereits zuvor im Tschad gegeben haben. „In den vergangenen Tagen ist uns bewusst geworden, dass wegen des Verhaltens unserer Mitarbeiter im Tschad sowie in Haiti Bedenken geäußert wurden, auf die wir nicht angemessen reagiert haben“, erklärte Lawrence.

Fälle von Vergewaltigungen untersucht

Die international tätige Entwicklungsorganisation mit Sitz in Großbritannien wird seit Tagen von Skandalen erschüttert. Neben Sexorgien mit Prostituierten in Haiti und dem Tschad soll es auch Fälle von Vergewaltigungen und versuchten Vergewaltigungen im Südsudan gegeben haben.

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