Genauer Schaden noch unklar
Die Ermittlungen stehen noch am Anfang. Aber laut Recherchen des ORF-Wirtschaftsmagazins „Eco“ und der Tageszeitung „Die Presse“ zeichnet sich ausgerechnet in Österreich einer der größten Kriminalfälle mit der Kryptowährung Bitcoin ab. Drei Männer werden verdächtigt, mit der Investmentplattform Optioment Tausende Anleger geschädigt zu haben.
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„Tausende Menschen, womöglich mehr als 10.000“, hätten über eine Firma, die hohe Gewinne mit Bitcoin versprochen hatte, ihr Geld verloren, berichtete die „Presse“ (Donnerstag-Ausgabe). Wie viel Geld in das System gesteckt wurde, sei unklar. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hatte die Firma Ende Jänner mit dem Verdacht auf Betrug, Pyramidenspiel und Verletzung des Kapitalmarktgesetzes angezeigt.
Enorme Verzinsung versprochen
Beteiligte sprechen laut den Berichten von 12.000 Bitcoin, die verloren gegangen seien. Derzeit entspricht das etwa 80 Mio. Euro, am Höhepunkt des jüngsten Bitcoin-Hypes waren es 240 Mio. Euro. Damit wäre es einer der größten Betrugsfälle mit der Kryptowährung weltweit. Versprochen wurden Verzinsungen von bis zu vier Prozent - pro Woche. Einige Monate habe es Auszahlungen gegeben, Ende November 2017 sei das System kollabiert.
Die Veranstaltungen von Optioment seien laut Teilnehmern sektenartig verlaufen. Zwischen Rollenspielen sei dann die Einlagensicherung erwähnt worden. Auch habe man behauptet, dass Optioment mit 35.000 Bitcoin abgesichert sei.
Bisher 140 Betroffene gemeldet
Rund 140 Betroffene haben sich inzwischen an die Wiener Kanzlei Lansky, Ganzger & Partner gewandt. Es seien Angaben gemacht worden, „die nicht gestimmt haben“, zitierte die Zeitung Anwalt Ronald Frankl. „Wenn sich die derzeitigen Annahmen bewahrheiten sollten, wären etliche Straftatbestände verwirklicht und auch Haftstrafen nicht auszuschließen“, sagte Frankl.
Anlegerskandal mit Bitcoin
Es ist einer der größten Anlegerskandale mit Bitcoin, die es in Europa bisher gegeben hat. Tausende Menschen haben Bitcoin auf der Anlegerplattform Optioment verloren.
Wer steht hinter dem System?
Nach Recherchen von „Presse“ und „Eco“ sollen drei Österreicher maßgeblich die Produkte von Optioment vertrieben und beworben haben. Diese drei - zwei Brüder aus der Steiermark und ein Niederösterreicher - würden sich aber selbst als Opfer sehen. Sie hätten nur den Vertrieb übernommen. Hinter Optioment stünden ein Däne Namens Lucas M. und ein Lette Namens Alex P., sagen die drei Österreicher laut „Presse“. Sie hätten die beiden bereits im Dezember wegen Betrugs angezeigt. Zudem wehren sich die drei auch gegen Morddrohungen - sechs seien angezeigt worden.
Die Männer, die als die „drei Musketiere“ aufgetreten seien, haben die Anwaltskanzlei Brandl & Talos engagiert. Diese teilte mit: „Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass unsere Mandanten nicht in den Zahlungsfluss eingebunden waren. Unsere Mandanten haben von den Investoren daher weder Geld noch Bitcoin entgegengenommen noch Gelder oder Bitcoin weitergeleitet, sodass sie mit dem Verschwinden der Bitcoins nichts zu tun haben können.“
Keine Bilder, kein Vertrag
„Die drei ‚Musketiere‘ sagen laut ihren Anwälten, dass sie Lucas M. zweimal persönlich getroffen hätten: in London und in Frankfurt. Fotos von diesen Treffen zeigen aber nur die Österreicher, nie den angeblichen Bitcoin-Trader und Chef von Optioment“, heißt es laut den Recherchen. Einen Vertrag zwischen dem angeblichen Chef von Optioment und den Österreichern habe es nie gegeben.
„Es existiert nur die Aufzeichnung einer Videokonferenz, an der neben den drei Österreichern anscheinend auch Lucas M. teilgenommen hat. Tatsächlich ist ein Mann mit nordischem Akzent zu hören - aber nicht zu sehen. Seine Webcam zeigt ein schwarzes Bild. Der Strom sei bei ihm ausgefallen, so der Trader ohne Gesicht“, schilderte die „Presse“ die Bilder. Der Kontakt zu M. sei 2016 über einen österreichischen Bitcoin-Unternehmer zustande gekommen, hieß es. Dieser bestätigte zwar auf Anfrage von „Eco“ die Herstellung des Kontakts, will sonst aber mit Optioment nichts zu tun gehabt haben.
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