Konsequenz aus Skandalen
Nach der weltweiten Debatte über sexuelle Belästigung und Ausbeutung führt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Pflichtschulungen für alle Mitarbeiter ein. Dabei geht es darum, Fälle zu erkennen, zu verhindern, und allenfalls zur Anzeige zu bringen, sagte WHO-Sprecher Tarik Jasarevic am Dienstag in Genf.
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Andere UNO-Organisationen wie das Kinderhilfswerk (UNICEF) und das Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) betonten wie die WHO, dass solches Verhalten niemals toleriert werde und Vorwürfe stets untersucht würden. Vergangene Woche war das UNO-Programm für den Kampf gegen Aids (UNAIDS) in die Schusslinie gekommen. Vorwürfe gegen einen stellvertretenden Programmdirektor, er habe eine Mitarbeitern bedrängt und belästigt, waren von einer internen Kommission abgeschmettert worden.
NGO: Untersuchung nicht unabhängig
Die Organisation „Aids-free World“ prangert an, dass die Untersuchung nicht unabhängig war. Sie beschwerte sich bei UNO-Generalsekretär Antonio Guterres und warf UNAIDS-Exekutivdirektor Michel Sidibe vor, versucht zu haben, eine ordentliche Untersuchung des Falls zu verhindern.
Guterres will sexuellen Übergriffen innerhalb der Vereinten Nationen ein Ende bereiten. „Wir werden sexuelle Belästigung niemals hinnehmen, nirgendwo“, sagte Guterres Anfang Februar. Die Führung der 193 Mitgliedsstaaten zählenden Weltorganisation habe bei diesem Thema „null Toleranz“.
Hotline für vertrauliche Hinweise
Jeder Vorwurf werde ernst genommen, sagte Guterres, der Anfang Februar auch eine Hotline versprach, um Opfer vertraulich beraten zu können. Opfer und auch diejenigen, die bei sexuellen Übergriffen Hinweise gäben, würden künftig besser geschützt, sagte Guterres. Die UNO-Spitze sei zudem erstmals zu gleichen Teilen von Frauen und Männern besetzt - in den rund 50 UNO-Führungspositionen arbeiteten heute sogar etwas mehr Frauen als Männer.
„Kultur des Schweigens“
Dutzende Mitarbeiterinnen der Vereinten Nationen in zehn Ländern hatten laut einem Medienbericht von Mitte Jänner sexuellen Missbrauch bis hin zur Vergewaltigung erlitten. Wie die britische Zeitung „Guardian“ Mitte Jänner unter Berufung auf Gespräche mit derzeitigen und ehemaligen UNO-Mitarbeitern berichtete, herrsche in der internationalen Organisation allerdings eine „Kultur des Schweigens“ und der Straflosigkeit vor.
Auf Opfer werde demnach oft Druck ausgeübt, die mutmaßlichen Täter würden nicht bestraft und blieben weiter in ihren Ämtern, hieß es in dem Bericht. 15 Befragte gaben an, in den letzten fünf Jahren sexuelle Belästigung erlebt zu haben, sieben von ihnen hatten das intern gemeldet. Die in mehr als zehn Ländern arbeitenden Opfer wollten aus Angst anonym bleiben, schrieb der „Guardian“.
„Dann ist deine Karriere vorbei“
Viele fürchten die Folgen einer Beschwerde. „Wenn man es meldet, dann ist deine Karriere vorbei“, sagte eine Frau dem Blatt. Drei Frauen, die Übergriffe gemeldet hatten, gaben an, seitdem entweder ihre Arbeit verloren oder mit Kündigung bedroht worden zu sein. Die mutmaßlichen Täter seien weiterhin auf ihren Posten.
Eine Frau berichtete von einer Vergewaltigung durch einen Vorgesetzten. Eine interne Untersuchung habe trotz medizinischer Untersuchungen und Zeugenaussagen keine ausreichenden Beweise für die Tat gefunden.
Seit 2014 hat es immer wieder Vorwürfe gegen Blauhelmsoldaten wegen sexuellen Missbrauchs gegeben, etwa in der Zentralafrikanischen Republik. Ein neues Kontrollsystem soll nun helfen, Täter zu identifizieren und deren erneute Anstellung innerhalb der UNO zu verhindern.
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