Weißes Haus trotz Kurssturz zuversichtlich
Der Kurssturz an der Wall Street hat nur Stunden später die Börsen in Asien und Australien nach unten gezogen. Neben den Märkten Tokio und Australien erlebten auch die Börsen in Europa empfindliche Abschläge zum Handelsstart am Dienstag. Vorausgegangen war der mit knapp 1.600 Zählern bisher größte Tagesverlust des Dow Jones nach Sorgen um eine möglicherweise bevorstehende Zinswende.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Damit fiel der Index - am Ende mit einem Minus von 4,6 Prozent - wie nie zuvor an einem einzelnen Handelstag. Die bisherigen Jahresgewinne lösten sich rasend schnell in Luft auf, ebenso wie die seit Anfang Dezember erzielten Gewinne. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte sackte am Dienstag in den ersten 15 Handelsminuten um fast 1.000 Punkte ab.

APA/AFP/Getty Images/Spencer Platt
Der US-Leitindex Dow Jones war am Montag zeitweise um knapp 1.600 Zähler abgesackt
Der Nikkei-Index reagierte darauf zum Handelsauftakt mit einem Abschlag von 914,28 Punkten oder 4,03 Prozent beim Stand von 21.767,80 Punkten. Der breit gefasste TOPIX verlor 73,81 Punkte oder 4,05 Prozent beim Stand von 1.749,93 Punkten.
Auch China erlebte Kurssturz
Der Shanghaier Composite Index lag am Dienstag eine halbe Stunde nach Handelsstart rund 1,89 Prozent im Minus bei 3.421 Punkten. Deutlicher fielen die Abschlägen in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong aus, wo der Leitindex Hang Seng zum Handelsstart um mehr als 1.100 Punkte auf 31.100 Punkte absackte - ein Minus von 3,8 Prozent.
Auch in Australien erlebte die Börse zum Auftakt einen Kurssturz. Der S&P/ASX200-Index verbuchte ein Minus von 165,1 Punkten oder 2,74 Prozent. Nicht eine Aktie habe zugelegt, sagte Marktanalytiker Ben Le Brun. Er beschrieb die Lage an der Börse in Sydney als „echtes Blutbad“.
Das Weiße Haus zeigte sich unterdessen trotz des Kurssturzes an der Wall Street zuversichtlich über die wirtschaftliche Lage in den USA. Der Fokus von US-Präsident Donald Trump liege auf den langfristigen wirtschaftlichen Fundamentaldaten, die weiterhin „außergewöhnlich stark“ seien, erklärte seine Sprecherin Sarah Sanders. Dazu gehörten etwa die „historisch niedrige“ Arbeitslosigkeit sowie steigende Löhne, fügte sie hinzu. Unter Fundamentaldaten verstehen Ökonomen „harte Zahlen“ - etwa zum Wirtschaftswachstum.
Angstbarometer um 100 Prozent angestiegen
In den USA sprang am Montag das Angstbarometer, der VIX-Index, das die Kursschwankungen des S&P 500 misst, um fast 100 Prozent hoch. Das letzte Mal, als der Volatilitätsindex kräftig nach oben gesprungen war, hatten Sorgen um die chinesische Wirtschaft für einen Ausverkauf an den Börsen gesorgt.

APA/AP/Richard Drew
An der Wall Street scheint die Sorge um eine schnellere Zinswende immer mehr um sich zugreifen
Dieses Mal vermuteten Händler Sorgen um eine schneller als bisher vermutete Zinswende als Grund. Nachdem am Freitag zur Vorlage des Arbeitsmarktberichts der Anstieg der Stundenlöhne bereits Erwartungen an weiter kletternde US-Leitzinsen beflügelt hatte, setzte an diesem Tag das ISM-Stimmungsbarometer für das nicht verarbeitende US-Gewerbe eins drauf.
Im Jänner wurde der höchste Stand seit Beginn seiner Erhebung 2008 verzeichnet. Derart starke Daten hätten Befürchtungen ausgelöst, dass 2018 womöglich sogar Zinsschritte seitens der Fed anstehen könnten, hieß es.
„Viele Anleger in Panik verfallen“
Mit einem Minus von 4,60 Prozent auf 24.345,75 Punkten ging der Dow Jones aus dem Handel. Damit büßte das weltweit wichtigste Börsenbarometer letztlich 1.175 Punkte ein. Erst vor wenigen Tagen war noch bei 26.616 Punkten sein jüngstes Rekordhoch bejubelt worden. Der breit gefasste S&P 500 brach am Montag um 4,10 Prozent auf 2.648,94 Punkte ein. Der NASDAQ 100 verlor 3,91 Prozent auf 6.495,92 Punkte.
Marktanalyst Craig Erlam vom Devisenbroker Oanda sprach von einem „Flash Crash“ an der Wall Street und Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners ergänzte: „Viele Anleger sind regelrecht in Panik verfallen.“ Die Flucht aus Aktien sei dabei durch zahlreiche Stop-Orders beschleunigt worden, die Anleger eigentlich setzen, um sich vor allzu großen Verlusten zu schützen. Marktbeobachter Daniel Saurenz von Feingold Research sah im freien Fall des Dow Jones „den schwärzesten Tag für die Aktienmärkte seit Jahren“.
Börsen in Europa zum Handelsstart im Minus
Die europäischen Börsen gaben angesichts der Talfahrt an der Wall Street zum Handelsstart deutlich nach. Der DAX in Frankfurt am Main startete 3,6 Prozent im Minus, vor allem die Aktien von Volkswagen, der Lufthansa und der Commerzbank verloren stark.
Ähnlich sah es an den Finanzplätzen in Paris und London aus, dort starteten die Börsen jeweils gut 3,4 Prozent beziehungsweise 3,5 Prozent im Minus. Die Aktienmärkte in Amsterdam, Madrid und Mailand verloren bei der Öffnung mehr als drei Prozent.
Links: