„Nicht passend“
Die Formel 1 wird in der am 25. März in Melbourne beginnenden WM-Saison auf Nummern-Girls in der Startaufstellung verzichten. Die Führung der Rennserie begründete das mit dem gesellschaftlichen Wandel, denen der Aufmarsch leicht bekleideter junger Frauen als „Grid Girls“ neben den Rennautos widerspreche.
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„Wir glauben nicht, dass dieser Brauch passend oder bedeutend für die Formel 1 und ihre bisherigen und künftigen Fans in aller Welt ist“, wurde Formel-1-Marketingchef Sean Bratches in einer Mitteilung am Mittwoch zitiert. Diese Entscheidung gelte auch für alle Rennen anderer Klassen an Grand-Prix-Wochenenden.
Widerspruch zur modernen Gesellschaft
„Obwohl die Verwendung von ‚Grid Girls‘ seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der Formel-1-Grands-Prix ist, glauben wir, dass diese Gepflogenheit nicht mit unseren Markenwerten in Einklang steht und eindeutig im Widerspruch zu modernen gesellschaftlichen Normen steht“, sagte Bratches. Man habe im letzten Jahr einige Bereiche untersucht, ob sie Veränderungen brauchen, um mehr der Idee des Sports zu entsprechen.

APA/AFP/Andrej Isakovic
Beim Österreich-Grand-Prix in Spielberg setzte man auf Frauen im Dirndl
Bereits im Dezember angedacht
Bereits im Dezember hatte Liberty Media, das 2016 die Formula One Group und damit die Verwertungsrechte an der Formel 1 gekauft hat, über die Abschaffung der „Grid Girls“ nachgedacht. Sport-Geschäftsführer Ross Brawn sagte der BBC damals, dass der Einsatz von weiblichen Models ein „heikles Thema“ sei, das „unter genauer Beobachtung“ stehe. „Wir versuchen, alle Parteien zu respektieren“, sagte der Brite. Es gebe viele Leute, die die Tradition der „Grid Girls“ respektieren, und es gebe Leute, die meinen, dass sie etwas veraltet sei. „Also sprechen wir das an.“
Schirme und Tafeln halten
In der Motorsport-Königsklasse gehörten „Grid Girls“ seit Jahrzehnten zu den Rennen. Die jungen Frauen dienten Werbemaßnahmen und trugen meist das Outfit eines Sponsors. Unter anderem standen sie in der Startaufstellung und hielten die Schilder mit den Namen der Fahrer hoch. Auch bei den Siegerehrungen werden sie zumeist als optischer Aufputz den Fahrern zur Seite gestellt. Gecastet werden Frauen nach augenfälligen Attributen: groß gewachsen und lange Haare. Zum Anforderungsprofil zählte zumeist auch, in Stöckelschuhen gute Figur zu machen.

AP/Icon Sportswire/Hazrin Yeob Men Shah
Nicht allzu fordernde Aufgaben für die Models
Im deutschen Sprachraum wurden sie zeitweise „Rennhostessen“ genannt, noch abwertender ist der Begriff „Boxenluder“. Kritisiert wurde schon seit Langem, dass sie als menschliche Werbeträger rein auf ihr Aussehen reduziert und somit zum Objekt gemacht würden. Auch ihre Tätigkeiten, wie eben das Halten von Sonnenschirmen, wurde als Beleidigung für die Intelligenz gesehen. Im Zuge der Diskussion, ob das Auftreten von „Grid Girls“ noch zeitgemäß ist, wurden bei einigen Rennen zuletzt auch „Grid Boys“ und Kinder eingesetzt.
Vorbild Darts?
Zuletzt hatte auch der Darts-Weltverband mit seiner langen Tradition der „Walk-on-Girls“ gebrochen. Die Professional Darts Corporation reagierte mit diesem Beschluss auf die Kritik von TV-Anstalten. Zahlreiche Fans, Spieler und auch eine Reihe von Models selbst hatten sich daraufhin allerdings verärgert gezeigt. Women’s Sport Trust hatte die Abschaffung der „Walk-on-Girls“ dagegen gelobt und andere Sportarten wie die Formel 1 aufgefordert, sich ein Beispiel zu nehmen.
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