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Hype um Daunenmäntel in Südkorea

Die Olympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang haben kleidertechnisch einiges zu bieten, auch abseits der Skipiste. Wie attraktiv das Großereignis als Werbeträger ist, sieht man schon jetzt in südkoreanischen Einkaufszentren und Onlineshops. Lizenzierte Olympiakleidungsstücke sind dort heiß begehrt und haben mittlerweile Kultstatus erreicht.

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Was die Kleidung der Athleten betrifft, so soll diese nicht nur funktional sein, sondern auch den eisigen Temperaturen bei der Eröffnungs- und Abschlusszeremonie in Pyeongchang trotzen. Die Temperaturen liegen dort weit unter dem Gefrierpunkt, im Durchschnitt bei minus 4,5 Grad - kommt der eisige Nordwestwind dazu, können sie bis auf minus 14 Grad sinken.

Eistänzer Maia und Alex Shibutani

APA/AP/Kathy Willens

Ralph Lauren hält das US-Team mit beheizbaren Mänteln und übergroßen Handschuhen warm

Die US-Modemarke Ralph Lauren hat darum für die Sportler des US-Teams eine Jacke mit integrierter Heizungstechnologie entwickelt. Die Temperatur kann dabei über eine Smartphone-App gesteuert werden, wie das Technologiemagazin „Wired“ schreibt.

Russlands „neutrale“ Dressen

Wenig Spielraum bei der Gestaltung ihrer Outfits hatten dagegen die russischen Athleten. Infolge der Dopingskandale mussten die Dressen für die Sportler, die in Pyeongchang antreten dürfen, neu gestaltet werden. Die Kriterien für das neue Trikot des Eishockey-Teams schrieb das Internationale Olympische Komitee (IOC) im vergangenen Dezember vor, wie die Website des US-Fernsehsenders NBC berichtete.

Russische Olympia-Uniformen

APA/AP/ZASPORT

Russlands „neutrale“ Trikots ohne Doppeladler und Tricolore

Statt dem US-Sportartikelhersteller Nike hat sich die russische Designfirma Zasport den neuen Kleidervorschriften gestellt, infolge derer die Trikots deutlich neutraler wurden. Statt in den russischen Farben als Trikolore sind die neuen Dressen schlicht knallrot. Das russische Doppeladler-Emblem auf der Brust wurde durch eine Trikotnummer ersetzt. Die Sportler werden als „Olympische Athleten aus Russland“ ausgewiesen.

Fanseite für Curlinghose

Im Gegensatz zu den klassischen Olympiasportlertrikots - mit verschieden breiten Streifen in den Landesfarben - treibt es Norwegens Curling-Team bunt. Die Dressen für Pyeongchang sind von Kopf bis Fuß mit Farbspritzern versehen. Geht es nach US-Medien, könnte das Team damit in Südkorea zum Publikumsliebling avancieren.

Mit ihren Kreationen fielen die vier Sportler bereits bei den Winterspielen in Vancouver 2010 auf, damals trugen sie Sportbekleidung im Karomuster. Seither sind die Outfits zum Kult geworden. Ihre auffällig bunten Hosen haben sogar eine eigene Fanseite auf Facebook mit fast einer halben Million Fans.

Norwegisches Olympia-Curling-Team

APA/AP/Bebeto Matthews

Die Teamoutfits des norwegischen Curling-Teams haben Kultstatus

„Nazi-Runen“ auf Norwegerpulli

Für Aufregung sorgte in den vergangenen Tagen der Olympiapullover des norwegischen Teams. Auf dem Wollpulli des Kleiderherstellers Dale of Norway soll eine nach dem nordischen Kriegsgott benannte Tyr-Rune dargestellt sein, die als Erkennungszeichen von rechtsextremen Gruppierungen wie etwa der Nordic Resistance Movement verwendet wird, berichtete die „New York Times“.

Der Kleiderhersteller, der seit 1956 die norwegische Mannschaft ausstattet, bedauerte die Debatte um den Pullover, nahm die Stücke aber nicht aus der Kollektion. Die Geschäftsführerin von Dale of Norway, Hilde Midthjell, sagte der „New York Times“ zufolge, Neonazis seien auch unter norwegischen Flaggen marschiert. „Das bedeutet nicht, dass wir aufhören, sie zu nutzen, oder?“ Die norwegischen Athleten sollen nun auf Sweater aus der „Olympic Passion“-Reihe zurückgreifen, diese haben auch ein Norwegermuster, allerdings mit unverfänglichen Sternen.

Daunenmäntel als Kultobjekt

Auch bei den Fans und Zuschauern wirft das Großevent kleidertechnisch seinen Schatten voraus. Die Olympiakleidungsstücke sind heiß begehrt, besonders der mit offizieller Olympializenz hergestellte Pyeongchang-Daunenmantel, der im schlichtem schwarz, grau und weiß in kurzer Zeit Südkoreas Straßen erobert hat. Nur zwei Wochen nachdem er im Oktober vergangenen Jahres in den südkoreanischen Handel kam, war er schon wieder ausverkauft, wie örtliche Medien berichten.

Um einen der knielangen und mit Gänsefedern gefüllten Mäntel zu ergattern, warteten einige hundert Menschen bis in die Nacht vor den Einkaufszentren. Wegen des Ansturms brach sogar der Server des olympischen Onlineshops zusammen. 150.000 Stück der limitierten Mäntel bedruckt mit dem Olympiaslogan „Passion.Connected“ wurden innerhalb von zwei Wochen verkauft, so südkoreanische Medien. Besonders junge und modeaffine Koreaner lösten den Run aus und sorgten dafür, dass sich das Straßenbild von Seoul auf einen Schlag veränderte.

Dieses Kuriosum ist wohl auch dem Konsumverhalten der Koreaner und ihrer Vorliebe für Markenkleidung geschuldet. Lange Daunenmäntel, Südkoreaner nennen sie „long padding“ (lang gepolstert), sind in Südkorea heiß begehrt und können mehrere hundert Dollar kosten. Der „Pyeongchang Long Padding“ war dagegen schon für umgerechnet 140 Dollar zu haben, so das US-Nachrichtenportal Quartz. Er wird auch „Bankmantel“ (bench coat) genannt, da sie von Athleten getragen wird, die auf der Bank sitzen und deswegen besonders vor Kälte geschützt werden müssen.

Nach den Daunenmänteln könnten nun die weißen Pyeongchang-Sneakers den Fashion-Boom fortsetzen. 50.000 Stück der weißen Lederschuhe für den Preis von 50.000 südkoreanischen Won (rund 38 Euro) wanderten bereits über den Ladentisch oder in den Onlinewarenkorb, berichteten südkoreanische Medien wie „The Korean Times“ kürzlich. Auch Puppen, Dekoartikel und Snacks sind Teil des Olympia-Merchandising-Sortiments und könnten Geld in die Kassen des Ausrichters und IOC spülen.

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