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Zu „himmlischem Festmahl“ erwartet

Über 1.500 Küchenchefs aus aller Welt und Tausende Anhänger der französischen Küche haben am Freitag in Lyon Abschied von ihrem Idol Paul Bocuse genommen. Der über Jahrzehnte mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnete und bereits zu Lebzeiten als „Jahrhundertkoch“ gefeierte Bocuse starb am Samstag im Alter von 91 Jahren.

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„Monsieur Paul“ habe sich wohl eine weit kleinere Zeremonie gewünscht, so das Nachrichtenportal France24. Wegen seiner Rolle in der Welt der Spitzengastronomie sei das aber „nicht möglich“ gewesen, wurde Bocuse’ Sohn Jeremone zitiert. So gab sich vor der Beerdigung im engen Kreis in der kleinen Kirche von Collonges-au-Mont-d’Or das Who is who der Spitzengastronomie in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kathedrale Saint-Jean von Lyon ein Stelldichein.

Köche stehen Spalier für die Familie von Paul Bocuse

APA/AFP/Philippe Desmazes

Die Angehörigen des Verstorbenen beim Einzug in die Kathedrale Saint-Jean

Unter den zahlreichen, aus aller Welt angereisten und in weiße Westen gekleideten Spitzenköchen befanden sich auch die französischen Starköche Alain Ducasse, Joel Robuchon, die Troisgros-Brüder, Anne-Sophie Pic und Yannick Alleno. Thomas Keller und Daniel Boulud reisten aus den USA und Hiroyuki Hiramatsu aus Japan an.

„Er ist ein Gott“

Geht es nach dem ebenfalls aus Japan stammenden Küchenchef Kazunori Nakatani, war Bocuse nicht nur für die französische, sondern für die gesamte Welt der Küche „ein Gott“. „Der Geist von Bocuse lebt weiter“, sagte denn auch einer der Trauerredner. Der Starkoch sei „unsterblich“ und werde nun zu einem „himmlischen Festmahl“ erwartet.

Frederic Anton, Eric Bouchenoire, Christelle Brua und Alain Pegouret

APA/AP/Pool Photo/Philippe Desmazes

Rund 1.500 Küchenchefs kamen nach Lyon, darunter Frederic Anton, Eric Bouchenoire, Christelle Brua und Alain Pegouret (v. l. n. r.)

Die französische Regierung war bei der Trauerfeier durch Innenminister Gerard Collomb vertreten, den früheren Bürgermeister von Lyon. Der Verband der Spitzenköche der Stadt hatte eine nationale Trauerfeier mit Präsident Emmanuel Macron gefordert. Jerome Bocuse lehnte das jedoch ab: Sein Vater habe „keine Huldigung, keine Zeremonie, keine Blumen und keinen Kranz“ gewollt, sagte er in einem Interview.

Trauerzug bei der Beerdigung von Paul Bocuse

APA/AFP/Jean-Philippe Ksiazek

Die Trauerzeremonie wurde vor der Kathedrale auf Großleinwänden übertragen

Seit 1965 drei Michelin-Sterne

Der seit Jahren an Parkinson leidende Bocuse starb am Samstag in seinem Geburtsort Collonges-au-Mont-d’Or nahe Lyon. Der Wegbereiter der „Nouvelle Cuisine“ besaß dort sein legendäres, seit 1965 ununterbrochen mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnetes Restaurant „L’Auberge du Pont de Collonges“, das Feinschmecker aus aller Welt ans Ufer der Saone lockte.

Alain Ducasse

APA/AFP/Jeff Pachoud

Für Ducasse war Bocuse ein „Leuchtturm der weltweiten Gastronomie“

Macron würdigte Bocuse als „Verkörperung der französischen Küche“ und „mythische“ Persönlichkeit. „Sein Name bringt die französische Gastronomie in ihrer Großzügigkeit, ihrem Respekt vor Traditionen, aber auch ihrem Erfindungsreichtum auf den Punkt.“ Für viele Spitzenköche in aller Welt ist der zweimal zum „Jahrhundertkoch“ gekürte Bocuse bis heute eine Vorbild. Für den ebenfalls mit drei Sternen ausgezeichneten Ducasse hat Bocuse „neue Horizonte aufgezeigt“, nun sei „der Leuchturm der weltweiten Gastronomie“ erloschen.

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