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„Wir sind sehr leidgeprüft“

Am Mittwoch ist Niki Lauda auf seine künftige Belegschaft getroffen. Rund 600 der insgesamt 1.000 Mitarbeiter der insolventen Niki hatten sich auf dem Flughafen Wien-Schwechat zu einer Mitarbeiterveranstaltung versammelt. Dort wollte Lauda die Stimmung unter der Belegschaft prüfen und Fragen beantworten, die den Beschäftigten nach der Übernahme unter den Nägeln brannten.

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Lauda hatte am Dienstag den Zuschlag für die einst von ihm gegründete Airline erhalten und angekündigt, dass sie künftig unter dem Namen LaudaMotion fliegen soll. Am Mittwoch sicherte Lauda den Beschäftigten zu, sie auch direkt in dieser Firma anzustellen. Eine Leiharbeitskonstruktion wie zu Nikis Anfangszeiten schloss Lauda aus. Früher hatte er Techniker, Piloten und Flugbegleiter über eine Personalleasingfirma namens Labourpool beschäftigt.

Lauda will KV noch prüfen

Die Gehälter soll LaudaMotion ab 1. März zahlen, wie es nach der Mitarbeiterveranstaltung hieß. Bis dahin kommt das Geld indirekt von Lauda über die Insolvenzmasse, wie es auch beim ursprünglich geplanten Deal mit dem spanischen Billigflieger Vueling geplant war. Von 1. bis 12. Jänner sprang in Österreich der Insolvenzentgeltfonds ein.

Luftfahrtunternehmer Niki Lauda mit Belegschaftsvertretern

APA/Robert Jäger

Lauda wollte sich als Airlinechef zurückmelden und Bedenken der Belegschaft zerstreuen

Lauda sagte laut Mitarbeitern, dass sich die neuen Verträge am bisherigen Stand orientieren werden und es zu keiner Verschlechterung kommt. Die Frage, ob der Niki-Kollektivvertrag von LaudaMotion übernommen wird, sei nicht angesprochen worden, hieß es. Lauda will den KV erst prüfen. Die Mitarbeiter warten nun darauf, dass Lauda ihnen konkrete Verträge und Angebote vorlegt. Lauda betonte in den vergangenen Tagen mehrmals, dass die Lufthansa-Tochter Eurowings keine besseren Bedingungen biete als er.

Betriebsrat weiter skeptisch

Niki-Betriebsratschef Stefan Tankovits sagte, „das Mindeste ist, dass der Status quo erhalten bleibt“. Einzelverträge anstatt eines Kollektivvertrages lehnte er klar ab. Vueling hatte laut Tankovits bereits zugesichert, den Niki-KV weiter anzuwenden. „Momentan ist es wenig vertrauensbildend, wenn Lauda sagt, er kennt den KV nicht. Der ist öffentlich einsehbar,“ sagte Karl Dürtscher von der GPA-djp im Ö1-Morgenjournal.

Der aktuelle Kollektivvertrag gilt nur für die Niki Luftfahrt, nicht aber für LaudaMotion. Auch der derzeitige Niki-Betriebsrat ist für die insolvente Niki-Gesellschaft gewählt. Tankovits geht aber davon aus, dass bei LaudaMotion bald ein neuer Betriebsrat gewählt wird. Die Mitarbeiter seien nicht mehr bereit, ohne Belegschaftsvertretung dazustehen. Zur Stimmung sagte Tankovits: „Skeptisch trifft es am besten.“

Besuch in Wien-Schwechat

Niki Lauda beantwortete zwei Stunden lang die Fragen der Mitarbeiter. Bei manchen überwog Zuversicht, bei anderen Unsicherheit.

Diese Skepsis erklärte ein Flugkapitän mit den „unschönen Erlebnissen“ des vergangenen Halbjahres. „Wir sind leider sehr leidgeprüft.“ Wichtig sei nun, dass es eine Perspektive gibt. Ob Niki im Frühjahr ein Pilotenengpass droht, sei schwer zu sagen. Viele hätten aber bereits Angebote von AUA, Eurowings oder Wizz Air, diese würden nun mit jenem von Lauda verglichen.

Grünes Licht für Übernahme

Lauda hatte Niki 2011 komplett an Air Berlin verkauft. Nun sollen ab Ende März LaudaMotion-Jets abheben. 15 Flugzeuge sollen vor allem Feriendestinationen in Spanien, Griechenland und der Türkei ansteuern. Offen war zuletzt anscheinend noch die Verfügbarkeit der Maschinen. Die Lufthansa hatte die Maschinen von Niki weiterbetrieben, da sie ursprünglich den Ferienflieger übernehmen wollte.

Die Fluggesellschaft muss sie nach einer Vereinbarung mit der EU nun aber an den Erwerber weitergeben. „Eine abschließende Vereinbarung liegt noch nicht vor“, so die Lufthansa. In der ZIB2 am Dienstag sagte Lauda hingegen, es gebe eine schriftliche Vereinbarung mit der Lufthansa, die habe er bei den Übernahmeverhandlungen bereits vorgelegt.

Rein rechtlich nichts mehr im Weg

Rein rechtlich steht der Übernahme durch Lauda nichts mehr entgegen. Niki zog an Mittwoch seine Beschwerde gegen die Entscheidung zurück, dass die Insolvenz in Österreich und nicht in Deutschland abgewickelt werden muss. Das Landgericht Berlin hatte Anfang des Jahres entschieden, dass Niki am Firmensitz in Österreich Insolvenz anmelden müsse und nicht in Berlin, wo die Tochter von Air Berlin das getan hatte. Dagegen hatte Niki beim deutschen Bundesgerichtshof die - nun zurückgezogene - Beschwerde eingelegt.

Die Masseverwalterin Ulla Reisch teilte unterdessen mit, dass die ersten rechtlichen und formalen Hürden zum Verkauf bis zum Abend aus dem Weg geräumt wurden. Die ersten insolvenzrechtlichen Genehmigungen der Übernahme seien erfolgt. Derzeit werde an einer Umsetzung der kartellrechtlichen Schritte gearbeitet.

Turbulenzen auf dem Markt

Lauda begibt sich nach Einschätzung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) allerdings in ein besonders raues Umfeld. Nach mehreren Airline-Pleiten und Flughafendeals im vergangenen Jahr erwarten die PwC-Berater auch für 2018 eine weitere Konsolidierung im europäischen Luftverkehr. Weitere Pleiten und Übernahmen seien daher wahrscheinlich. Der Konkurrenzdruck bleibe voraussichtlich hoch, wie die Markteintritte der ungarischen Wizz Air in Österreich und der easyJet in Deutschland zeigten.

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