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Nur eine Verbindung zur Außenwelt

Mit seiner Operation „Olivenzweig“ im kurdischen Bezirk Afrin nimmt das türkische Militär eine Region Syriens ins Visier, die bisher weitgehend von der Gewalt im Bürgerkrieg verschont geblieben ist. Die hügelige, ländliche Region im Nordwesten der Provinz Aleppo war lange vor allem für ihre Olivenhaine bekannt, machte sich aber seit 2012 auch einen Namen als erstes kurdisches Autonomiegebiet.

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Für die Türkei ist die Autonomie der Kurden schon lange ein Ärgernis. Denn Afrin und die beiden anderen Bezirke werden von der Partei der Demokratischen Union (PYD) dominiert, die für Ankara der syrische Zweig der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) ist und damit eine Terrororganisation. Mit der Operation will Ankara nun dem Autonomieprojekt in Afrin ein Ende setzen.

Für die rund eine Million Menschen, die in den etwa 360 Dörfern und Städtchen von Afrin leben, ist die Lage prekär. Ihre Region grenzt im Norden und Westen an die Türkei, im Süden und Osten befinden sich Gebiete, die von protürkischen Rebellen kontrolliert werden. Die einzige Verbindung zur Außenwelt ist eine Straße zur Provinzhauptstadt Aleppo, die unter Kontrolle der Regierung in Damaskus steht.

Altes kurdisches Gebiet

Afrin ist ein altes kurdisches Siedlungsgebiet. Auf Arabisch heißt die Region Dschabal al-Akrad (Berg der Kurden). Sie war die erste Region, in der es den Kurden 2012 mit Duldung der Regierung in Damaskus gelang, eine autonome Verwaltung aufzubauen. So errichteten sie eigene Schulen, Kulturzentren und mit den Volksverteidigungseinheiten (YPG) auch eigene Sicherheitskräfte.

Seit 2012 unter YPG-Kontrolle

Die 5.000 YPG-Kämpfer in Afrin halten die Region seit 2012 fest unter Kontrolle und verhindern, dass sich dort Rebellengruppen etablieren. Das brachte der YPG Vorwürfe der Opposition ein, als Handlanger von Machthaber Baschar al-Assad zu dienen. Für die Einwohner von Afrin hatte es aber den Vorteil, dass die Region weitgehend von den Kämpfen verschont blieb, die den Rest des Landes zerrissen.

Das in Afrin erprobte Autonomiemodell wurde später auch in den kurdischen Bezirken Dschasire und Euphrat im Norden und Nordosten des Landes angewandt. Nach dem Willen der Kurden sollen die drei Bezirke eine „föderale Region“ in Syrien bilden. Im September wurden erstmals Kommunalwahlen abgehalten, doch die diese Woche geplante Parlamentswahl wurde kurzfristig wegen „Organisationsproblemen“ verschoben.

Von USA unterstützt, von Türken bekämpft

Die Rolle der Kurden und deren künftiger Status sind der größte Streitpunkt im Syrien-Konflikt zwischen den beiden NATO-Partnern USA und Türkei. Die Kurden gehören zu den bedeutendsten Kriegsparteien in Syrien. Kämpfer der Kurdenmiliz YPG, die von den USA unterstützt werden, kontrollieren große Teile im Norden Syriens an der Grenze zur Türkei, wo die Kurden eine Selbstverwaltung eingerichtet haben.

Der türkischen Regierung ist ihre starke Präsenz ein Dorn im Auge, sie befürchtet, dass die Erfolge der YPG den kurdischen Antonomiebestrebungen zum Erfolg verhelfen könnten. Die Kurdenpartei PYD und ihre Miliz YPG sind eng mit der PKK verbunden, die von der Türkei als Terrororganisation eingestuft wird. Das Bündnis der Syrischen Demokatischen Kräfte (SDF), das von der YPG geführt wird, hatte mit US-Unterstützung zuletzt große Erfolge im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) errungen. Unter anderem eroberten SDF-Truppen die ehemalige IS-Hochburg al-Rakka.

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