Angebot an gesamte Belegschaft
Nach der nächtlichen Entscheidung der beiden Insolvenzverwalter, die Air-Berlin-Tochter Niki an deren Gründer Niki Lauda zu verkaufen, sind die Einzelheiten des Deals bisher nicht an die Öffentlichkeit gedrungen. Mit Spannung wird vor allem darauf gewartet, wie die Belegschaft reagieren wird.
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Die Entscheidung für Lauda dürfte bei den tausend Niki-Beschäftigten nicht auf ungeteilte Zustimmung stoßen. Betriebsratschef Stefan Tankovits war im Vorfeld des Gläubigerausschusses, der um 5.00 Uhr die Entscheidung verkündete, jedenfalls noch davon ausgegangen, dass viele der 220 Piloten in diesem Fall kündigen würden. Die Belegschaft stand offenbar mit großer Mehrheit hinter dem Angebot des spanisch-britischen Luftfahrtkonzerns IAG, der ja eigentlich bereits den Zuschlag erhalten hatte. Die Wende war durch den Wechsel der Zuständigkeit vom Berliner zum Korneuburger Landesgericht erfolgt.
Bekenntnis zu Standort Wien
Am Dienstag betonte Tankovits, es gebe auch positive Aspekte im nun nachgebesserten Angebot des Airline-Gründers. Lauda habe sich zum Standort bekannt, Gesprächsbereitschaft über einen Kollektivvertrag signalisiert und gesagt, dass alle rund tausend Beschäftigten ein Angebot erhalten werden, sagte Tankovits im Ö1-Morgenjournal - Audio dazu in oe1.ORF.at.
Der Kauf beinhalte auch die Finanzierung der Gehälter bis zur Wiederaufnahme des Flugbetriebs, so Tankovits. Zwischen 1. und 12. Jänner werden die Gehälter vom Insolvenzentgeltfonds getragen. Laut Tankovits haben bisher 50 bis 100 Flugbegleiter Niki verlassen, sehr viele der rund 220 Piloten seien derzeit in Auswahlverfahren und hätten Angebote von anderen Fluggesellschaften.
„Fast überzeugt, dass Angebot hält“
Der Belegschaftsvertreter sagte weiters, er sei nun „fast überzeugt, dass das Angebot hält“, aber „so langsam glaubt man an gar nichts mehr als Niki-Mitarbeiter“. Die österreichische Air-Berlin-Tochter war nach der Insolvenz der Mutter vergangenen Sommer insgesamt dreimal verkauft worden. Niki war, nachdem die AUA-Mutter Lufthansa den Kauf abgesagt hatte, im Dezember 2017 ebenfalls in die Zahlungsunfähigkeit geschlittert.
Das Bieterverfahren in Deutschland, wo IAG/Vueling den Zuschlag erhielt, habe unter anderen Parametern stattgefunden. Zu diesem Zeitpunkt sei das Angebot des spanisch-britischen Luftfahrtkonzerns am stimmigsten gewesen. Im österreichischen Verkaufsprozess habe Lauda sein Angebot verbessert. „Insofern denke ich, es hat der Bestbieter gewonnen“, so Tankovits. „Dementsprechend werden wir jetzt mit dem Ergebnis arbeiten müssen.“
Am Mittwoch, voraussichtlich am Vormittag, will Lauda am Flughafen Wien die Mitarbeiter persönlich informieren und seine Pläne erläutern.
Gewerkschaft drängt auf KV-Gespräche
Die zuständige Gewerkschaft GPA-djp forderte Dienstagvormittag in einer Aussendung rasche Verhandlungen über einen Kollektivvertrag. Man nehme „vor allem auch die signalisierte Gesprächsbereitschaft für einen Kollektivvertrag wohlwollend zur Kenntnis. In diesem Sinne werden wir Neo-Eigentümer Lauda raschest kontaktieren, um einen ersten Termin zu vereinbaren.“
Niki soll Mitte Februar wieder fliegen
Wie viel Geld der Deal kostet, bleibt vorerst geheim. Es sei Stillschweigen über die Details vereinbart worden, sagte Lauda am Dienstag in einem Interview mit Oe24 TV. IAG war zuletzt bereit, 36,5 Mio. Euro zu zahlen. Lauda sagte, mit 15 Flugzeugen zu Beginn des Sommerflugplans Ende März wieder abzuheben. Zunächst werde man jene Strecken bedienen, die von den Slots vorgegeben sind.
Lauda will sich vor allem auf den touristischen Sektor konzentrieren und als Ferienflieger punkten. Den Namen Niki hat Lauda nicht erworben, sagte er in Interviews: „Das Ganze heißt ab jetzt Laudamotion.“
Der Reiseveranstalter Thomas Cook und dessen Ferienflieger Condor waren am Angebot entgegen Laudas Aussagen nicht beteiligt. Es gebe allerdings eine Anfrage, Laudamotion beim Flugbetrieb mit verschiedenen operativen Dienstleistungen zu unterstützen, hieß es am Dienstag. In der Vergangenheit hatte die inzwischen insolvente Air Berlin viele Bereiche ihrer Tochter Niki gemanagt. Thomas Cook und Condor wollen jedenfalls bei Lauda größere Sitzkontingente für Urlaubsangebote buchen.
IAG bedauert
IAG bedauerte, nicht den Zuschlag bekommen zu haben. „IAG ist enttäuscht, dass Niki nicht in der Lage sein wird, sich als Teil der Gruppe zu entwickeln und zu wachsen“, teilte der Konzern in einer kurzen Mitteilung in London mit. Das Unternehmen wollte sich nicht dazu äußern, ob es gegen die Entscheidung vorgehen will.
Regierung erfreut
Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) begrüßte am Dienstag die Entscheidung des Gläubigerausschusses. Jede Entscheidung, die ein Fortbestehen von Niki zur Folge habe, sei „eine gute Entscheidung“, sagte Löger am Dienstag in Brüssel. Von einer Einflussnahme der österreichischen Regierung auf die Entscheidung wisse er nichts: „Ich geh davon aus, dass es eine ganz normale Vergabe war.“
Lauda betonte, auch von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) unterstützt worden zu sein, ohne allerdings Details zu nennen. Kurz, Hofer und auch Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) zeigten sich erfreut über den Zuschlag für Lauda. Alle drei zeigten sich vor allem erfreut darüber, dass damit die Arbeitsplätze gesichert seien.
Experte zeigt sich überrascht
Der Luftfahrtexperte Kurt Hofmann zeigte sich eher überrascht über den Deal. Er verwies darauf, dass Lauda nun IAG die geleisteten Überbrückungskosten abgelten müsse, bis Mitte März aber keinerlei Einkünfte haben werde - aber auch bis dahin weiter etwa Löhne zahlen müsse. Außerdem verwies Hofmann darauf, dass Niki selbst keine Flugzeuge besitze. Lauda habe behauptet, die geleasten Flugzeuge stünden zur Verfügung, die benötigten Typen seien derzeit in Europa aber sehr gefragt. Hier müsse man „sich überraschen lassen“.
Das Konzept von IAG wäre eine Strategie gewesen, Wien als Standort im europäischen Luftraum nachhaltig größer aufzustellen. Vueling werde aber nun eine eigene Basis in Wien gründen, das sorge wohl für mehr Wettbewerb - Audio dazu in oe1.ORF.at.
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