„Situation bleibt unverändert“
Der Winter hat weite Teile der Schweiz und Norditaliens weiter fest im Griff. Mehrere Ortschaften waren auch am Dienstag nicht erreichbar. Betroffen ist auch der Skiort Zermatt. In Teilen des Kantons wurde die höchste Lawinenwarnstufe ausgerufen.
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„Die Situation in Zermatt bleibt unverändert“, teilte der Tourismusverband der am Fuße des Matterhorns gelegenen Ortschaft via Twitter mit. Medienberichten zufolge befinden sich derzeit 13.000 Winterurlauber in Zermatt. Für diese bleibt neben sämtlichen Winterwanderwegen nicht nur das Skigebiet gesperrt, auch die An- und Abreise ist zurzeit nicht möglich. Auch könne es zu Stromausfällen in der Gemeinde kommen, in der rund 5.500 Menschen leben.
„Niemand kann kommen, niemand kann Zermatt verlassen“, wurde Bürgermeisterin Romy Biner-Hauser von der Zeitung „Le Nouvelliste“ zitiert. Eine ähnliche Situation habe es zuletzt 1999 gegeben, sagte Markus Hasler von den Zermatter Bergbahnen gegenüber der „Basler Zeitung“ („BAZ“).
Angesichts anhaltender Schneefälle konnten laut Biner-Hauser zunächst auch keine Erkundungsflüge stattfinden. „Erst wenn das gemacht werden konnte, können wir abschätzen, wann die Straße und die Bahn wieder geöffnet werden können“, sagte die Ortschefin dazu gegenüber dem Schweizer Fernsehen (SFR). Die Stimmung im Ort wurde von Janine Imesch von Zermatt Tourismus dennoch als „gut“ beschrieben. Für jene, die den Ort dennoch verlassen wollten, wurde mit einem Air-Zermatt-Helikopter für einige Stunden eine Luftbrücke ins benachbarte und seit dem Nachmittag über den Straßenweg wieder erreichbare Täsch eingerichtet.
Zwei Meter Schnee in 24 Stunden
In der betroffenen Region fielen laut der Boulevardzeitung „Blick“ innerhalb von 24 Stunden bis zu zwei Meter Schnee. In Teilen des Wallis galt am Dienstag die höchste Lawinenwarnstufe. Betroffen ist auch der Wintersportort Saas-Fee, der wie etliche Ortschaften ebenfalls von der Außenwelt abgeschnitten ist. „Wegen der Lawinengefahr Stufe 5 müssen die Leute im Dorf bleiben“, sagte Claudine Perrothon von Saas-Fee Tourismus gegenüber der „Neuen Zürcher Zeitung“ („NZZ“).
Die höchste Lawinenwarnstufe wurde laut Lukas Dürr vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) zuletzt vor neun Jahren ausgerufen. Laut SLF ist vermehrt mit großen, spontanen Lawinen zu rechnen. Bis Mittwoch wird mit einer leichten Entspannung und Herabstufung auf die zweithöchste Stufe gerechnet, im Wallis und im benachbarten Kanton Tessin bleibe die Lawinengefahr somit groß. Sobald es die Witterungsverhältnisse zulassen, seien nach Angaben der Kantonspolizei Wallis oberhalb der gesperrten Straßen präventive Lawinensprengungen geplant. „Eine Normalisierung ist für Mittwoch zu erwarten“, teilte die Kantonspolizei per Aussendung weiter mit.
Am Abend erklärte ein Mitarbeiter der unterbrochenen Matterhorn-Gotthard-Bahn der dpa, dass zumindest der Zugsverkehr am Mittwoch wieder freigegeben werden soll. Auch dafür sollen kontrollierte Lawinensprengungen durchgeführt werden. Davor wurden in Erkundungsflügen jene Lawinenhänge identifiziert, die zur Sicherung der Zugsstrecke gesprengt werden müssen. Danach müssen Arbeiter die Gleise vom Schnee befreien, hieß es bei der Bahngesellschaft.
Schlammlawine bedroht Wohngebiet
Aus Sicherheitsgründen wurden auch erste Häuser geräumt. Betroffen war unter anderem die Ortschaft Visp, in der rund 20 Menschen ihre Wohnungen verlassen mussten. Die Maßnahme erfolgte Behördenangaben zufolge aus Sicherheitsgründen, nachdem eine Schlammlawine mehrere Häuser der Ortschaft bedrohte. Glimpflich verlief Medienberichten zufolge ein Lawinenabgang in der Ortschaft Eisten VS, bei dem laut Radio Rottu Oberwallis Dienstagfrüh Schneemassen die Straße durch die Ortschaft durchquerten.
Wengen-Training abgesagt
Von den Wetterkapriolen betroffen ist auch Wengen im Kanton Bern. Das für Dienstag angesetzte Training der alpinen Ski-Herren für die Kombination und die Lauberhornabfahrt wurde abgesagt. In der Nacht fegten starke Sturmböen über Wengen hinweg, dazu kamen Schneefall und Regen.
Lawine trifft Wohnhaus in Sestriere
Heftige Schneefälle halten indes auch in den norditalienischen Regionen Aostatal und Piemont die Einsatzkräfte auf Trab. Auch hier sind mehrere Orte von der Außenwelt abgeschnitten. Unter anderem wurde rund um Cervinia im Aostatal auch die höchste Lawinenwarnstufe ausgerufen.
Bereits in der Nacht auf Dienstag erfasste eine Lawine im Wintersportort Sestriere ein Wohngebäude. Von den 29 Menschen, die sich dort aufhielten, wurde niemand verletzt. Im Austragungsort der Winterspiele 2006 wurden nach Angaben der Nachrichtenagentur ANSA das Olympische Dorf evakuiert, in dem sich heute Unterkünfte für Touristen befinden.
Die Lawinengefahr in zahlreichen Alpen-Regionen an der französisch-italienischen Grenze erreichte ein neues Höchstniveau. In Italien waren deswegen zahlreiche Straßen gesperrt. Dem französischen Wetterdienst zufolge sind die intensiven Schneefälle ein Ausnahmephänomen, das sich nur „einmal in 30 Jahren“ ereignet. Grund für die Schneemassen sei die hohe Luftfeuchtigkeit in der italienischen Po-Ebene. Erreicht die feuchte Luft die Alpen, kondensiert sie und fällt als Schnee herab.
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