Kritik an „Diskriminierung“
Nepals Regierung hat neue Regeln für die Besteigung der nepalesischen Berge - darunter der Mount Everest - erlassen. Sie sehen etwa vor, dass niemand mehr alleine auf Berge wie den Mount Everest steigt. Darüber hinaus soll aber auch blinden oder doppelt amputierten Bergsteigern der Aufstieg untersagt werden.
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Ziel der neuen Vorschriften sei es, Unglücke und Todesfälle zu vermeiden, berichtete die BBC am Samstag unter Berufung auf die Tourismusbehörde des Landes. Die Regeln zielen auch auf den höchsten Berg der Welt ab: Der Mount Everest liegt auf der Grenze zwischen Nepal und dem von China verwalteten Tibet und zieht jährlich Hunderte Bergsteigerinnen und Bergsteiger an.
Alleingänge verboten
Mit der Zahl der Kletterer stieg zuletzt aber auch die Zahl der tödlichen Zwischenfälle. Insgesamt gab es in der diesjährigen Klettersaison auf dem und am Everest mindestens neun Todesfälle. Einer der prominentesten Toten war der Schweizer Extrembergsteiger Ueli Steck. Er starb bei einer Soloklettertour auf den Nuptse unweit des Mount Everest.

Reuters/Navesh Chitrakar
Mit 8.848 Metern ist der Mount Everest der höchste Berg der Welt
Genau solche Alleingänge wollen die nepalesischen Behörden in Zukunft verhindern. Neben einer Erhöhung der Sicherheit in den Bergen sollen die neuen Regeln auch der Wirtschaft in der Region zugutekommen. Nach den Vorschriften müssen ausländische Bergsteiger einen einheimischen Führer bei ihrer Besteigung dabeihaben. Die Behörden hoffen darauf, so mehr Arbeitsmöglichkeiten für nepalesische Bergführer zu schaffen, hieß es vonseiten der Tourismusbehörde.
Allein mit Sicherheitsbedenken wird dagegen das Verbot gegen blinde oder doppelt amputierte Bergsteiger begründet - wenngleich es laut der Himalayan Database in dem Bergmassiv erst zweimal zu tödlichen Unfällen mit behinderten Sportlern kam - 2006 und 2014. Erfolgreich meisterte dagegen heuer der Osttiroler Alpinist Andy Holzer den Aufstieg. Er bezwang als erst zweiter Blinder den Gipfel des Mount Everest.
Nepalesischer Soldat sieht „Unrecht“
Hari Budha Magar steht dieser Gipfelsieg noch bevor. Der ehemalige nepalesische Soldat kämpfte als Mitglied des Royal-Gurkhas-Regiments für die britische Armee in Afghanistan - und verlor dort beide Beine. Trotzdem steigt er - mit Hilfe zweier Prothesen - weiterhin auf Berge. Doch die neuen Regeln könnten ihm nun den geplanten Aufstieg auf den Everest verwehren.
Bereits vor der Verabschiedung der neuen Regeln hatte Magar diese in einem Facebook-Posting als „Unrecht“ und „Diskriminierung“ kritisiert. Ihm zur Seite sprang die US-amerikanische Botschafterin in Nepal, Alaina B. Teplitz. Bergsteigern wie Magar sollte nicht wegen „falscher Annahmen über ihre Fähigkeiten“ der Aufstieg verwehrt werden, so die Diplomatin.
Kontrolle lückenhaft
Ganz ähnlich äußerte sich der ehemalige Extrembergsteiger Alan Arnette. Er bezeichnete das Verbot in einem Blogeintrag als vorurteilsbehaftet, ignorant und irrational. „Wenn es darum geht, Menschen vor ihren eigenen Ambitionen zu schützen, dann müsste jedes Jahr mehr als die Hälfte aller Kletterer verbannt werden, da ihnen die Erfahrung für eine sichere Besteigung des Everest fehlt“, schrieb Arnette.

Reuters/Navesh Chitrakar
Das Himalaja-Massiv ist ein beliebtes Tourismusziel
Dass die Vorschriften am Mount Everest strenger werden, ist nicht neu: Jedes Jahr vor Beginn der Klettersaision im Frühjahr schärft die nepalesische Regierung bei den Anforderungen an Bergsteiger nach. Doch die Kontrolle der Regeln bleibt zumeist lückenhaft und oftmals wird über Bestimmungen hingweggesehen.
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