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740 Mitarbeiter können bleiben

Statt der insolventen deutschen Mutter erhält die ehemals heimische Airline Niki nun eine spanisch-britische Mutter: Die International Airlines Group (IAG) bestätigte am Abend, dass sie Niki für 36,5 Millionen Euro übernehmen werde.

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Damit geht Niki zu großen Teilen an die Muttergesellschaft von British Airways und Iberia. Von den 36,5 Millionen Euro gehen 20 Millionen an die Gläubiger von Niki, 16,5 Millionen bekommt die Fluggesellschaft selbst als Finanzspritze.

Der neue Eigentümer bekommt dafür 15 Airbus-A320-Maschinen sowie Landerechte an den Flughäfen Wien, Düsseldorf, München, Palma de Mallorca und Zürich. Niki soll in dem spanischen Billigflieger Vueling aufgehen, der ebenfalls zu IAG gehört. 740 der rund 1.000 Niki-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen sollen übernommen werden. Die Verträge wurden noch Freitagabend unterzeichnet. Bis Ende Februar soll der Eigentümerwechsel vollzogen sein. Vueling übernimmt auch die Markenrechte von Niki.

Neugründung in Österreich

Niki soll in einer neu geschaffenen Tochter der Billigairline Vueling aufgehen. Diese neue Vueling-Tochtergesellschaft werde in Österreich gegründet und von Beginn an eigenständig sein, berichtete am späten Abend das Branchenportal aeroTelegraph.

Details über den Markenauftritt und das Netzwerk der österreichischen Tochter will die IAG zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgeben. Die Ausrichtung von Niki auf Freizeitdestinationen passe hervorragend zur eigenen Tochter Vueling, so IAG-Chef Willie Walsh laut aeroTelegraph.

Höchstes Angebot

IAG/Vueling hatte das höchste Angebot abgegeben, daher hatte der Insolvenzverwalter Lucas Flöther zuletzt nur noch mit dem Konzern verhandelt. Flöther, der neben Air Berlin auch bei Niki zum Insolvenzverwalter bestellt wurde, versuchte mit einem Notverkauf zu retten, was zu retten war. Denn Anfang Jänner drohte die österreichische Gesellschaft die wertvollen Landerechte (Slots) zu verlieren.

IAG setzte sich am Ende gegen drei andere Bieter durch, darunter den Firmengründer und Ex-Rennfahrer Niki Lauda. Eigentlich wollte der Insolvenzverwalter Niki an die Lufthansa verkaufen. Nach erheblichen Widerständen der EU-Wettbewerbshüter zog die deutsche Nummer eins aber ihr Angebot zurück.

Neue Verträge für Mitarbeiter

Die Angestellten der insolventen Fluggesellschaft sollen sich neu bewerben, hatte zuvor bereits die „Berliner Morgenpost“ berichtet. Auf diese Weise können die Spanier mit den Niki-Beschäftigten neue Verträge aushandeln. Der neue Niki-Eigentümer wird bereits ab Jänner Gehälter zahlen und den laufenden Betrieb finanzieren. Luftfahrtexperten sehen Niki bei Vueling gut aufgehoben. „Die Spanier verstehen ihr Geschäft“, sagte der Hamburger Flugmarktexperte Cord Schellenberg in der „Berliner Morgenpost“.

Hauptaktivitäten in Spanien

Hohe Marktanteile hat der spanische Billigflieger vor allem in seiner Heimat Spanien. Das galt indes auch bei Niki. Als bei Niki heuer die Welt fast noch in Ordnung war, war auch der österreichische Air-Berlin-Ableger ganz massiv im Spanien-Geschäft. Seit Niki im heurigen Frühjahr für Air Berlin den gesamten Mallorca-Verkehr aus dem deutschsprachigen Raum übernommen hatte, galt die Airline als das neue „Mallorca-Shuttle“. Aus Österreich, Deutschland und der Schweiz standen für den heurigen Winterflugplan 145 Niki-Flüge pro Woche auf dem Flugplan.

Billigalternative zu Iberia

Vueling ist IAG-konzernintern die Low-Cost-Alternative zur spanischen Iberia. Beide operieren demnach ähnlich wie die AUA-Mutter Lufthansa mit ihrer Billigtochter Eurowings: Iberia zielt stark auch auf Geschäftsreisende ab und fliegt Langstrecken, Vueling fliegt europäische Strecken und Ferienziele.

Mit einem Kauf von Niki könnte Vueling in diesem Segment zulegen - und auch in Deutschland und Österreich Fuß fassen. Vueling bzw. IAG hat auch nach Angaben des „Handelsblatts“ wohl keine Probleme, die Flugzeuge von Niki über die eigenen Vertriebskanäle schnell wieder zu füllen und damit Umsatz zu erzielen.

Sitz in Barcelona

Niki war in den letzten Jahren eine Art verlängerte Werkbank von Air Berlin, wesentliche Abwicklungen (darunter Streckenplanung, Verkauf) liefen bei der Mutter Air Berlin. Vueling - 2004 etabliert - sitzt in Barcelona in der nach Unabhängigkeit von Spanien strebenden Region Katalonien. Die Billigairline fliegt viele Ziele in Spanien, Italien, Frankreich und Großbritannien an. Wien-Verbindungen gibt es von Barcelona, Paris und Rom. Derzeit ruht der Flugbetrieb von Niki, der aber wohl möglichst rasch wiederaufgenommen werden soll.

Intensive Verhandlungen

In einem Schreiben an die rund 1.000 Niki-Beschäftigten hatten Geschäftsführer Oliver Lackmann und Insolvenzverwalter Flöther Donnerstagabend erklärt, der vom vorläufigen Gläubigerausschuss ausgewählte Investor strebe eine ganzheitliche Fortführung des Geschäftsbetriebs „mit mindestens einem Großteil der Arbeitsplätze“ an. Eine Zerschlagung von Niki werde mit diesem Investor definitiv nicht erfolgen, lautete zumindest die zuversichtliche Einschätzung der Niki-Geschäftsführung.

Betriebsrat erwartet harte Verhandlungen

Von der Gewerkschaft gab es am Abend Applaus für die Einigung über den Niki-Verkauf, wenngleich verhaltenen. Der Niki-Betriebsrat stellt sich schon einmal auf harte Verhandlungen ein.

„Die Entscheidung für den Verkauf von Niki an die IAG bringt für die leidgeprüften Beschäftigten eine Perspektive, die Grund für Optimismus gibt“, sagte GPA-Chef Wolfgang Katzian. „Den Kollegen ist jede Lösung recht, die ihre Arbeitsplätze sichert und die Arbeitsbedingungen nicht verschlechtert. In diesem Sinne sind wir auf schwierige und konstruktive Verhandlungen vorbereitet“, so Niki-Betriebsratschef Stefan Tankovits.

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