Europaweites Filialnetzwerk
1975 hat der Fleischhauersohn Anton Schlecker seine erste Filiale eröffnet. Er stieg in zwei Jahrzehnten zum deutschen Drogeriekönig auf. Doch mit der Expansion häuften sich Berichte über prekäre Arbeitsbedingungen. Auch wirtschaftlich zogen ab den Nullerjahren dunkle Wolken auf. 2012 brach das Imperium schließlich in sich zusammen.
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1975: Anton Schlecker eröffnet im deutschen Kirchheim/Teck in Baden-Württemberg seine erste Drogerie. Zwei Jahre später sind es schon 100 Filialen.
1987: Schlecker expandiert ins Ausland - zuerst nach Österreich. Später folgen unter anderem Spanien, die Niederlande und Frankreich. Nach dem Fall der deutschen Mauer öffnen schnell Geschäfte im ehemaligen Ostdeutschland.
1994: Schlecker betreibt nach eigenen Angaben rund 5.000 Filialen. Gewerkschafter kritisieren, Mitarbeiter würden schikaniert und schlecht bezahlt. Schlecker spricht von Einzelfällen.
2007: Nach eigenen Angaben ist Schlecker mit mehr als 14.000 Geschäften in 13 Ländern europäischer Marktführer in der Drogeriebranche. Über Jahre gibt es aber Kritik an Dumpinglöhnen und Leiharbeit.
2011: Nach Jahren in den roten Zahlen beginnt ein radikaler Umbau des Filialnetzes.
2012: Im Jänner meldet Schlecker Insolvenz an. Im Sommer werden die letzten Filialen geschlossen, 25.000 Mitarbeiter in Deutschland verlieren ihre Jobs. Die Gläubiger fordern über eine Mrd. Euro. Die Österreich-Tochter und andere Auslandstöchter müssen nicht Insolvenz anmelden.
2012: Der deutsche Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz verkauft im Juli 1.350 Schlecker-Standorte in Österreich, Italien, Polen, Belgien und Luxemburg mit knapp 5.000 Mitarbeitern überraschend an die Restrukturierungsgesellschaft TAP 09 um Rudolf Haberleitner. Haberleitner will 2013 bis zu 600 ehemalige Schlecker-Filialen mit dem Konzept eines modernen Tante-Emma-Ladens wiederbeleben. Völlig überraschend steigt der Glücksspielkonzern Novomatic zu 50 Prozent als Finanzinvestor bei dayli ein.
2013: Im März zahlt die Familie Schlecker dem Insolvenzverwalter im Streit um übertragenes Firmenvermögen 10,1 Mio. Euro. Anton Schlecker hatte vor der Insolvenz unter anderem seine Villa im Wert von zwei Mio. Euro an seine Frau übertragen. Später zahlt die Familie weitere vier Mio. Euro. Im Juli ist der österreichische Schlecker-Nachfolger dayli noch vor dem geplanten Deutschland-Start pleite. Mehr als 3.000 dayli-Mitarbeiter in Österreich verlieren ihren Job.
2015: Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt gegen Haberleitner und andere Personen wegen des Vorwurfs der Gläubigertäuschung. Haberleitner bestreitet die Vorwürfe.
2016: Die Staatsanwaltschaft Stuttgart erhebt im April Anklage gegen Anton Schlecker wegen vorsätzlichen Bankrotts. Insgesamt soll er Vermögen von etwa 25 Mio. Euro beiseitegeschafft haben. Auch seine Ehefrau, seine beiden Kinder und zwei Wirtschaftsprüfer sind angeklagt - wegen Beihilfe, Insolvenzverschleppung oder Untreue.
2017: Im März beginnt in Stuttgart der Prozess. Nach der Zahlung von Geldauflagen werden im Mai die Verfahren gegen Schleckers Ehefrau Christa und die Wirtschaftsprüfer eingestellt.
Ende November 2017: Anton Schlecker wird zu zwei Monaten auf Bewährung verurteilt. Gegen seine beiden Kinder Lars und Meike spricht das Gericht hingegen Haftstrafen aus. Am 12. Dezember soll am Landesgericht Linz überdies ein Zivilprozess gegen Frau Schlecker und die beiden Kinder starten.