Star der 50er Jahre
Er war ein Wegbereiter und eine Legende des Rock ’n’ Roll und stand wie kaum ein Zweiter für die Musik seiner Heimatstadt New Orleans: Fats Domino ist am Dienstag gestorben, wie seine Familie am Mittwoch gegenüber lokalen Medien bestätigte. Man habe ihn tot in seinem Haus aufgefunden.
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Als eines von neun Kindern in einer kreolischen Familie im tiefen Süden der USA geboren, lernte Antoine Domino - so sein bürgerlicher Name - von einem Schwager Klavier spielen. Mit 14 verließ er die Schule und arbeitete in einer Fabrik, um nachts in Clubs auftreten zu können. Seine Musik war einfach, entspannt und humorvoll, eine Mischung aus Deltablues, Country, Cajun und Jazz.
Mit 20 klappte der Durchbruch: Dominos Plattendebüt „The Fat Man“ wurde über Nacht zum Millionenerfolg. Der Titel gilt heute als einer der ersten des Rock ’n’ Roll. Der Song wurde 1949 aufgenommen, noch bevor der Begriff Rock ’n’ Roll überhaupt geprägt war und Elvis Presley sowie Bill Haley ihn populär machten.

Reuters/David Rae Morris
Fats Domino bei einem Auftritt in New Orleans 2003
Hits am laufenden Band
Nach „The Fat Man“ schloss sich Domino mit dem Trompeter Dave Bartholomew zusammen. Das Team schrieb bald einen Hit nach dem anderen. Zwischen 1955 und 1963 war Domino 35-mal in den Top 40 zu finden. Für 23 Singles wurde er mit Gold ausgezeichnet. „Ain’t That a Shame“ ließ den Schwarzen 1955 erstmals auch bei weißen Teenagern zum Erfolg kommen. „Blueberry Hill“ und „Blue Monday“ erschienen im Jahr darauf und „I’m Walking“ schließlich 1957. In guten Zeiten verkaufte er mehr Platten als Elvis - insgesamt 65 Millionen Kopien. Auch der Output ist gewaltig: Zwischen 1955 und 1968 nahm er Dutzende Platten auf, teilweise wurden mehrere pro Jahr veröffentlicht.
Weniger Charts-Erfolge, auf Tour gefeiert
Dabei wurde es nach „Walkin’ to New Orleans“ (1960) aber ruhiger um Domino. Mit dem Aufstieg der Beatles und der Rolling Stones begann sein Stern zu sinken. Nur mit dem Beatles-Klassiker „Lady Madonna“ feierte er 1968 noch einen Charts-Erfolg. Danach wandelte er sich zum Tourneestar und begeisterte junge wie alte Fans in Europa.
Noch zu Lebzeiten wurde er für seine Verdienste geehrt: Die Rock ’n’ Roll Hall of Fame nahm Domino als einen der ersten Musiker 1986 auf. Im Jahr darauf erhielt er einen Grammy für sein Lebenswerk. 1998 verlieh ihm der damalige US-Präsident Bill Clinton die National Medal of Arts - die bedeutendste Auszeichnung, die durch den US-Kongress an Künstler vergeben wird. Die Blues Hall of Fame ernannte ihn 2003 ebenfalls zu ihrem Mitglied.
Bei „Katrina“ in letzter Minute gerettet
Seiner Heimat New Orleans blieb Domino sein ganzes Leben lang treu. Gemeinsam mit seiner langjährigen Ehefrau Rosemary, die 2008 starb, zog er dort acht Kinder groß. Die Liebe zu seiner Heimat sollte ihm fast zum Verhängnis werden: Der Hurrikan „Katrina“ kostete ihn um ein Haar das Leben.
Mehrere Tage lang galt er nach der verheerenden Naturkatastrophe im August 2005 als vermisst, bis endlich klar war: Ein Helikopter hatte ihn aus seinem völlig überfluteten Haus im Stadtteil Lower Ninth Ward gerettet. Fast all die Schätze und Habseligkeiten - Pianos, Gold- und Platinalben, Erinnerungsstücke - einer fast fünf Jahrzehnte langen Karriere waren verloren. Aber Domino meldete sich zurück, und das in voller Lautstärke. „I’m alive and kicking“ nannte er sein nächstes Album und spendete den Erlös der CD seiner so schwer getroffenen Heimatstadt.
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