Trennung nach 20 Jahren
Die Zukunft des Bankbetriebs in den Post-Filialen ist derzeit ungeklärt. Das Bankgeschäft gehört seit 150 Jahren traditionell zur Post, die seit 1997 bestehende Partnerschaft mit der BAWAG nähert sich allerdings ihrem Ende. Die BAWAG will die Zusammenarbeit bis Jahresende aufkündigen, die Trennung würde damit Ende 2020 wirksam werden. Die Post will weiter Finanzdienstleistungen anbieten - die Partnersuche läuft.
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Die Post habe sich nicht auf einen Vorschlag zur Umstrukturierung der Zusammenarbeit eingelassen, heißt es im Mitte Oktober herausgegebenen Börsenprospekt der BAWAG. Die BAWAG hat ihren Rückzug bereits eingeleitet: In 100 der 433 gemeinsam betriebenen Standorte hat die Bank laut Post-Filialvorstand Walter Hitziger keine Berater mehr. Künftig will die BAWAG jene 74 gemeinsamen Standorte, die ihr gehören, ohne Post betreiben.
Gespräche mit Banken und Versicherungen
Die Post selbst betreibt 359 Standorte, an diesen will sie weiter Finanzdienstleistungen anbieten. „Wir evaluieren den Markt und sind mit inländischen und ausländischen Banken und Versicherungen in Gesprächen“, sagte Konzernsprecher Michael Homola am Montag. Eine Entscheidung werde voraussichtlich nächstes Jahr fallen.
Als möglicher Partner wird die deutsche Commerzbank gehandelt - diese ist zwar bereits in Österreich aktiv, allerdings nur für Geschäftskunden und mit nur einem Büro in Wien. Gemeinsam mit der Post könnte sie nun auch in das Privatkundengeschäft einsteigen. Jedenfalls würde derzeit bereits intensiv verhandelt, wie „Die Presse“ am Wochenende berichtete. „Wir kommentieren irgendwelche Spekulationen nicht“, hieß es dazu aus der Post. Nur so viel: „Wir sind in Gesprächen.“
„Es werden wirklich alle Alternativen geprüft“
Dass Versicherungen dabei wegen der hohen regulatorischen Vorgaben für Bankgeschäfte weniger interessant wären, wie in dem Zeitungsbericht spekuliert wurde, wollte der Post-Sprecher so nicht stehen lassen: „Es werden wirklich alle Alternativen geprüft, und Versicherungen bieten ja auch Finanzdienstleistungen.“
In der „Wiener Zeitung“ wiederum hieß es, dass heimische Banken wie Bank Austria, Erste Bank und Sparkassen sowie Raiffeisen, Volksbanken und die Hypos nicht bei der Post einsteigen wollen, da diese ihr Filialnetz derzeit eher zurückfahren denn erweitern wollten. Zudem gelten die Finanzdienstleistungen der Post dem Bericht zufolge bei manchen Banken als „Konzept von vorgestern“. Vielfach seien sie auf Barein- und -auszahlungen, Überweisungen sowie Sparbucheröffnungen und -schließungen beschränkt. Die Banken seien aber eher auf beratungsintensive Geschäfte wie Finanzierungen aus.
Risiken auf beiden Seiten
Dass sich die Post mangels Alternativen eine eigene Bank aufbauen könnte, ist unwahrscheinlich. Das sei zu komplex und zu teuer, sagte Bankenexperte Thomas Url vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO). Der Verlust der BAWAG könnte für die Post jedenfalls schmerzhaft werden - ihr brachte die Kooperation rund 50 Millionen Euro im Jahr ein. Die Chancen, mit einem etwaigen anderen Partner ähnlich hohe Erträge zu erzielen, stehen aufgrund des schrumpfenden Bankgeschäfts in den Filialen schlecht.
Auch für die BAWAG bringt der Ausstieg ein gewisses Risiko mit sich. Zum einen droht der Verlust eines Großkunden - die Republik etwa hat ihre Bankgeschäfte bisher über die teilstaatliche Post und deren Partnerbank abgewickelt. Zum anderen ist die Übergangszeit mit Unsicherheiten und Risiken verbunden, heißt es im Börsenprospekt. Zu den derzeit 74 eigenen Filialen sollen 25 neue BAWAG-Standorte dazukommen, eigene Berater sollen aufgenommen und ausgebildet werden.
Risiko eines Rechtsstreits
Bis dieser Prozess abgeschlossen ist, könnte die Servicequalität leiden, was zu einem Rückgang bei Kunden und Geschäftsabschlüssen führen könnte. Schließlich gebe es auch noch das Risiko eines Rechtsstreits mit der Post: Derzeit läuft ein Schiedsgerichtsverfahren über die richtige Honorierung des Abkommens zwischen den beiden Unternehmen. Die Post verlange unter Berufung auf das Postsparkassengesetz pro Jahr um 15 bis 20 Millionen Euro mehr an Vergütung, als im Abkommen vereinbart sei, heißt es im Börsenprospekt. Sollte die Post vor Gericht Recht bekommen, dann müsste die BAWAG rund 126,5 Millionen zusätzlich zahlen.
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