Zeitung „Haaretz“ kritisiert „Philosemitismus“ der FPÖ
Nach dem guten Abschneiden der FPÖ bei der Nationalratswahl analysiert die israelische Zeitung „Haaretz“ die Rolle der jüdischen Community in Österreich, aber auch anderen europäischen Staaten. Sie werde zunehmend von rechtspopulistischen Parteien als Instrument benutzt, um Muslime und andere Minderheiten zu dämonisieren, schreibt „Haaretz“ in einem Kommentar über den neuen „Philosemitismus“.
„Israels bester Freund“
„Noch vor fast drei Jahrzehnten wurde Heinz-Christian Strache bei einem Fackelmarsch einer Gruppe, die sich selbst die Hitlerjugend zum Vorbild nahm, festgenommen. In diesen Tagen klingt der 48-jährige Chef der politisch weit rechts stehenden Freiheitlichen Partei - die nach der Wahl am Sonntag sehr wahrscheinlich Teil der neuen österreichischen Regierung sein wird - so, als wolle er Israels bester Freund sein.“
Strache absolvierte, ebenso wie andere FPÖ-Funktionäre, in den vergangenen Jahren immer wieder Israel-Besuche, forderte im Sommer sogar die Verlegung der österreichischen Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem - wohl in der Hoffnung, die Beziehungen zu verbessern. Israel gilt als besonders FPÖ-skeptisch, vor allem nach dem Regierungseintritt der Freiheitlichen im Jahr 2000; von 2000 bis 2004 zog Israel seinen Botschafter aus Wien ab. Dementsprechend weigerten sich auch israelische Regierungspolitiker, Strache im Rahmen seiner Israel-Besuche zu treffen.
Ähnlichkeit zu Wilders und Le Pen
Strache sei aber nicht der einzige Rechtsaußen-Politiker in Europa, der ein Anhänger dieses „Philosemitismus“ geworden ist, so „Haaretz“. Auch der niederländische, islamkritische Politiker Geert Wilders oder die Front-National-Chefin Marine Le Pen seien der jüdischen Community zugetan. Le Pen habe ihre Partei gegenüber der jüdischen Gemeinschaft in Frankreich als „besten Schutzschild“ bezeichnet. „Rechtsaußen-Politiker benutzen die jüdische Community (...) als Instrument, um Muslime oder andere Minderheiten zu dämonisieren“, so das Blatt. "Dennoch ist die Tendenz der weit rechts stehenden Politiker Richtung „Philosemitismus" großteils eine neue, vor allem weil viele der Parteien eigentlich noch antisemitische Elemente beherbergen, die immer wieder auftauchen.“
„Manchmal verrutscht die Maske (der FPÖ, Anm.) aber ein bisschen“, berichtet „Haaretz“ von der Diskussion über Spenden des jüdischen Immobilienunternehmers Georg Muzicant an die ÖVP, kurz vor der Wahl in Österreich. Strache ortete in einer TV-Debatte in Muzicants Unterstützung rot-schwarze „Verstrickungen“, „ein Wort, das in dem Kontext eine jüdische Verschwörung impliziert“, kritisiert „Haaretz“.