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Begründer des russischen Nationaltheaters

Alexander Nikolajewitsch Ostrowski (1823 - 1886) gilt als der Begründer des nationalen russischen Theaters. Während sich seine Werke in Russland nach wie vor großer Beliebtheit erfreuen, ist er im Westen einer, der im Schatten großer Landsleute steht.

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In ganz Russland sind dem Dramatiker zahlreiche Plätze und Denkmäler gewidmet. Einer der berühmtesten ist der Ostrowski-Platz in der Metropole St. Petersburg, gelegen nahe dem Newski-Prospekt und dem Anitschkow-Palast.

Vom Beamten zum Dichter

Ostrowski wurde am 12. April 1823 in Moskau geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums begann er zunächst das Studium der Rechtswissenschaft, das er aber nicht abschloss. Auf Betreiben seines Vaters arbeitete er daraufhin als Schreiber in einer Kanzlei des Moskauer Handelsgerichts.

Nebenher versuchte er, seine ersten Stücke zu Papier zu bringen. In Künstlerkreisen stellte sich für Ostrowski der Erfolg bereits mit seinem ersten Stück „Der Bankrott“ (1849) ein. Auszüge aus dem Stück wurden im St. Petersburger Salon der russischen Schriftstellerin und Übersetzerin Jewdokija Petrowna Rostoptschina gelesen, in dem unter anderem der bekannte Autor Nikolai Gogol verkehrte. Ein Jahr und einige Probleme mit der Zensur später erschien die Komödie schließlich unter dem Titel „Es bleibt ja in der Familie“.

Ein weiteres Jahr später kündigte Ostrowski seinen Job als Beamter, um seine Aufmerksamkeit fortan der Kunst zu widmen. In der damaligen Zeit ein Wagnis: Der Staat hielt ein Theatermonopol, das die Autoren teilweise zum Gehaltsverzicht zwang. So hatte auch Ostrowski, obwohl sich seine Stücke beim Publikum größter Beliebtheit erfreuten, stets mit Geldsorgen zu kämpfen.

Einfluss auf Tolstoi

Russischen Kritikern galt Ostrowski bereits zu Lebzeiten als Reformator des russischen Theaters. Mit seinen sozialkritischen Komödien habe er den vorherrschenden französischen Klassizismus verdrängt und eine eigene Sprache für das russische Theater gefunden, hieß es damals.

Seine frühere Arbeit als Beamter am Handelsgericht schlug sich auch in Ostrowskis literarischem Schaffen nieder. Seine Komödien spielten oftmals im Milieu der Kaufleute, wo der Autor detailgetreu die moralischen und wirtschaftlichen Verfehlungen des Standes offenlegte. Seine Komödien beeinflussten Literaturgrößen wie Leo Tolstoi. Ostrowskis Stück „Gewitter“ lieferte zudem die Vorlage für die Oper „Katja Kabanova“ von Leos Janacek. Und auch der russische Filmpionier Sergej Eisenstein ließ sich in seinem Kurzfilm „Glumows Tagebuch“ (1923) von einer Figur aus Ostrowskis „Eine Dummheit macht auch der Gescheiteste“ inspirieren.

Ostrowski starb 1886 in Schtscholkowo nördlich von Moskau. Nur ein Jahr zuvor war er zum Leiter der Spielplanabteilung der Moskauer Theater und zum Direktor der Theaterschule aufgestiegen. Er hinterließ insgesamt 47 Werke, die in Russland nach wie vor in vielen Theatern zu sehen sind.

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