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Insgesamt rund 33.150 Papiere

Spätestens am 26. Oktober muss das US-Nationalarchiv alle Akten zur Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy im Jahr 1963 veröffentlicht haben. Damit gelangen 3.150 bis dato unter Verschluss gehaltene Dokumente ans Licht. Schockierende Enthüllungen dürfte es laut Experten zwar kaum geben - dafür aber wohl neue Verschwörungsthesen.

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Historiker, Experten und Interessierte blicken bereits mit Spannung auf die Veröffentlichung. Nur US-Präsident Donald Trump könnte theoretisch dieser aber noch einen Riegel vorschieben: Ist er der Meinung, dass das neue Material negative Folgen für die Sicherheit der USA, die Geheimdienste, die Strafverfolgung oder die Beziehungen mit dem Ausland hat, kann er noch sein Veto einlegen.

Trump und die Cruz-These

In US-Medien sorgte dieser Umstand für Sorgenfalten. Sie befürchten, dass Trumps Unberechenbarkeit die Entstehung „einer neuen Generation von Verschwörungstheorien entfachen“ könnte, schrieb etwa Politico. Immerhin habe er auch immer wieder vollkommen unhaltbare Theorien geäußert, darunter auch jene, dass der Vater seines Wahlkampfkonkurrenten Ted Cruz in den Mord an Kennedy verwickelt sein könnte.

Trump kündigte Absicht zur Offenlegung an

Nach mehreren Medienberichten über Bemühungen vor allem des Geheimdienstes CIA, einen Teil der Papiere weiter zurückzuhalten, twitterte Präsident Donald Trump am Samstag aber, er werde der Veröffentlichung der „JFK Files“ voraussichtlich zustimmen: „Vorbehaltlich des Erhalts weiterer Informationen werde ich als Präsident erlauben, die lange Zeit verschlossenen und als geheim eingestuften JFK-Akten freizugeben.“

Auch der höchst umstrittene Politikberater und Trump-Vertraute Roger Stone hatte kürzlich die Behauptung geäußert, dass die CIA Trump zu einer Verlängerung der Sperrfrist mancher Akten um weitere 25 Jahre gedrängt habe. Stone selbst hat ein Buch über die Ermordung Kennedys geschrieben, in dem er behauptet, dass sein Vize und Nachfolger Lyndon B. Johnson den Mord in Auftrag gegeben hat. Auf Stones Vorwurf gab es keine eindeutige Reaktion.

John F. Kennedy und seine Frau Jacki sitzen in einem Cabrio, kurz bevor JFK erschossen wurde

AP/Jim Altgens

Auch 53 Jahre nach Kennedys Ermordung bei einer Fahrt durch Dallas ist das Interesse an dem Fall ungebrochen

Zweifel vor allem an Einzeltäterthese

Bereits in der Vergangenheit war seit den 1960er Jahren sukzessive ein Großteil der Akten veröffentlicht worden, zuletzt im Juli dieses Jahres. Sollte die Veröffentlichung aus welchem Grund auch immer verzögert werden, dürften sich Skeptiker der offiziellen Version wohl im Aufwind fühlen. Bekanntlich existiert eine nicht enden wollende Fülle an Vermutungen zum Tod von Kennedy, von denen allerdings auch viele in den Bereich der Verschwörungstheorie abgleiten. Denn die offizielle Variante, der zufolge Kennedy 1963 in Dallas von Lee Harvey Oswald als Einzeltäter erschossen wurde, lässt sich bis heute nicht endgültig untermauern.

Langzeitaufnahme des fahrenden Autos, kurz nachdem John F. Kennedy erschossen wurde

AP

Insgesamt umfassen die Akten zu Kennedys Tod rund fünf Millionen Seiten

So wurde etwa immer wieder am Schusswinkel gezweifelt. Und nicht nur Oswalds Motiv, auch seine Ermordung zwei Tage nach dem Attentat blieben rätselhaft. Aus den Lücken entspann sich eine Vielzahl von Theorien, die den Drahtzieher unter anderem in Kuba, der Sowjetunion, der Mafia, der CIA, höchsten US-Regierungskreisen oder dem kubanischen Präsidenten Fidel Castro sahen.

Lange Bearbeitung erwartet

Sollten die Dokumente veröffentlicht werden, würde es jedenfalls dauern, bis sich selbst Experten einen Überblick verschafft hätten. Es handelt sich immerhin um ein Konvolut von 3.150 vollkommen unbekannten und 30.000 nur teilweise veröffentlichten Akten, von denen viele Dank FBI- und CIA-Codes wohl nur schwer lesbar sein dürften. Zudem wird vermutet, dass der große Andrang die Server des Nationalarchivs lahmlegen könnte.

Experten vermuten, dass die Papiere keine großen Enthüllungen bieten werden, dafür aber Aufschluss darüber geben könnten, wie viel die Geheimdienste über Oswald und dessen mögliche Drohungen gegen Kennedy wussten. Möglicherweise geht es in den Dokumenten um eine Reise Oswalds nach Mexiko-Stadt, wo er die Botschaften der Sowjetunion und Kubas besucht hatte. Die Dokumente könnten auch neues Licht auf das Motiv werfen.

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