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„Extreme Abscheu“

In der Causa Weinstein, aber auch abseits davon sprechen immer mehr Stars offen über sexuelle Belästigung in Hollywood. Neben Jennifer Lawrence berichtete zuletzt auch „Game of Thrones“-Star Lena Headey von erniedrigenden Erfahrungen mit dem Produzenten Harvey Weinstein. Reese Witherspoon sagte, sie sei mit 16 von einem Regisseur sexuell belästigt worden.

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Sie nannte in ihrer Rede bei den Elle Awards keine Namen, sagte aber, sie empfinde „extreme Abscheu“ gegenüber dem Regisseur. Die 41-Jährige kritisierte auch Agenten und Produzenten, die ihr das Gefühl gegeben hätten, ihr Schweigen sei eine Bedingung für die Rolle. Es sei ihre erste, aber nicht letzte Erfahrung mit sexueller Belästigung gewesen.

„Nacktfotos als Inspiration für Diät“

Lawrence berichtete, dass ihr zu Beginn ihrer Karriere geraten worden sei, für eine Rolle mehrere Kilo abzunehmen. „Eine Produzentin ließ mich mit etwa fünf anderen, sehr viel dünneren Frauen in einer Reihe nackt aufstellen. Wir standen nebeneinander, nur unsere Geschlechtsteile mit Klebeband bedeckt“, sagte die 27-Jährige. „Die Produzentin empfahl mir, die Nacktfotos als Inspiration für meine Diät zu benutzen.“ Sei sei „gefangen“ gewesen, sagte Lawrence mit Blick auf ihre damalige Machtlosigkeit.

Headey: Keine Rollen nach Zurückweisung

Headey, die in „Game of Thrones“ Cersei Lannister verköpert, sprach von zwei Begegnungen mit Weinstein. Die erste soll 2005 beim Filmfest in Venedig stattgefunden haben. Dort habe Headey eine anzügliche Geste und Bemerkung Weinsteins lachend abgewehrt, obwohl sie zutiefst schockiert gewesen sei. Danach habe sie keine weitere Rolle mehr in einem Miramax-Film erhalten.

Jahre später bei einem Arbeitstreffen in Los Angeles habe Weinstein vorgeschlagen, er wolle ihr in seinem Hotelzimmer ein Drehbuch geben. Sie habe schon im Aufzug ein ungutes Gefühl gehabt und klargestellt, dass sie nur an Arbeit interessiert sei. Nach Headeys Schilderung habe Weinstein sie nach dieser Äußerung wortlos und wütend zu seiner Zimmertür geführt. „Erzähle niemandem davon, nicht deinem Manager, nicht deinem Agenten“, habe er ihr ins Ohr geflüstert.

Courtney Love warnte bereits 2005

Courtney Love warnte indes schon 2005 vor Weinstein, wie ein Video aus diesem Jahr zeigt. Auf die Frage eines Reporters, was sie „jungen Mädchen“ in Hollywood rate, sagt Love: „Wenn Harvey Weinstein dich zu einer Privatparty in das Four Seasons einlädt, geh’ nicht hin.“. Love äußerte sich nun auf Twitter dazu: „Obwohl ich keins seiner Opfer war, wurde ich für immer von der CAA ausgeschlossen, weil ich mich gegen Harvey Weinstein aussprach“, schrieb sie und setzte dazu den Hashtag „#Rape“ (Vergewaltigung). Die Agentur CAA vertritt zahlreiche Schauspieler.

Amazon-Unterhaltungsschef zurückgetreten

Indes trat der Chef der Amazon Studios, Roy Price, zurück. Ihm wird vorgeworfen, eine Mitarbeiterin mit sexuellen Bemerkungen bloßgestellt zu haben. Die ausführende Produzentin einer Amazon-Serie hatte Price im Magazin „Hollywood Reporter“ vorgeworfen, ihr 2015 in einem Taxi gesagt zu haben, sie werde seinen Penis lieben. Vor Kollegen auf einer Party habe er außerdem laut „Analsex“ in ihr Ohr gesagt. Vergangene Woche wurde der 50-Jährige suspendiert.

McGowan kritiserte auch Amazon-Chef Bezos

Das zum Onlineriesen Amazon gehörende Filmstudio arbeitete eng mit Hollywood-Mogul Weinstein zusammen. Die US-Schauspielerin Rose McGowan hatte auch Amazon-Chef Jeff Bezos öffentlich angegriffen: Sie habe Price „wieder und wieder“ gesagt, dass „HW“ sie vergewaltigt habe, ohne dass dieser reagiert habe.

Die Initialen HW hatte sie nicht aufgeschlüsselt, allerdings Weinstein in einem früheren Tweet in den Zusammenhang von Vergewaltigungen gerückt. „Ich rufe Sie dazu auf, Vergewaltiger, mutmaßliche Pädophile und sexuelle Belästiger nicht weiter zu finanzieren“, schrieb die 44-Jährige an Bezos.

Unterdessen trat Weinstein auch als Verwaltungsrat seiner eigenen Firma zurück. Das berichteten US-Medien und beriefen sich auf eine Stellungnahme der Weinstein Company. Eine Woche zuvor hatte die Produktionsfirma ihren Mitbegründer bereits als Vorstandschef gefeuert. Auch die Oscar-Akademie hatte Weinstein aus ihrem Verband ausgeschlossen.

Justiz ermutigt Opfer

Die Justiz in Los Angeles ermutigt mutmaßliche Opfer von Weinstein, nicht länger zu schweigen. „Wir nehmen solche Vorwürfe sehr ernst, und wo die Tatsachen für eine Verurteilung sprechen, werden wir sie strafrechtlich verfolgen“, sagte Staatsanwalt Mike Feuer am Dienstag (Ortszeit) in einem Statement.

Er sei sehr erfreut darüber, dass die Polizei von Los Angeles mutmaßliche Opfer aufgerufen hat, sich zu melden. „Bitte treten Sie vor, damit ermittelt werden und Gerechtigkeit geübt werden kann.“ Die Vorwürfe gegen den Hollywood-Mogul hätten „ein Schlaglicht auf sexuelle Belästigung und sexuellen Missbrauch, besonders am Arbeitsplatz, geworfen“, betonte der Staatsanwalt.

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