Mehr weibliche Stimmen für FPÖ
Die Wahl am Sonntag hat Österreichs Politlandschaft gründlich durchgerüttelt: Die Wählerinnen und Wähler haben sich dieses Mal besonders wechselfreudig gezeigt. Viele Junge wandten sich etwa von der SPÖ ab, die FPÖ konnte hingegen bei ihnen stark punkten. Augenfällig war auch das Wahlverhalten von Männern und Frauen, das sich dieses Mal gar nicht mehr so stark unterschied.
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Frauen wählten erneut überdurchschnittlich SPÖ und Grüne. Ein Vergleich mit der Nationalratswahl 2013 zeigt aber, dass die Kluft schrumpft. Wählten beim Urnengang vor fünf Jahren 19 Prozent der Männer und 29 Prozent der Frauen die ÖVP, glich sich der Wert mit 33 bzw. 30 Prozent nun stark an. Bei der FPÖ verhält es sich ähnlich, mit umgekehrten Vorzeichen: Wählten 2013 28 Prozent der Männer und 16 Prozent der Frauen die Freiheitlichen, beträgt die Kluft heuer nur mehr sieben Prozent.
Auch bei der SPÖ schrumpfte der Abstand leicht von sieben auf vier Prozent. NEOS und die Liste Pilz wurden ebenso in ähnlichem Ausmaß von beiden Geschlechtern gewählt.

Grafik: ORF.at; Quelle: SORA
Deutlicher blieben die Unterschiede nach Alter und Geschlecht hingegen bei den Jungwählern: Junge Frauen stimmten häufiger für die Grünen. Junge Männer gaben ihre Stimmen vor allem der ÖVP und der FPÖ, zusammen kommen diese so in dieser Gruppe auf knapp zwei Drittel.
Bildung als markanter Faktor
Unter den Wählern mit maximal Pflichtschulabschluss lagen bei dieser Wahl SPÖ und FPÖ mit 33 Prozent gleichauf vor der ÖVP mit 25 Prozent. Menschen mit Lehrabschluss haben überdurchschnittlich FPÖ gewählt, unter den Höchstgebildeten mit Matura oder Universitätsabschluss lag die Liste Kurz voran: Sie erhielt 38 Prozent, die SPÖ 27.
Werden die Faktoren Bildung und Geschlecht kombiniert, bekommt die Große Koalition bei Frauen mit Matura mit 64 Prozent eine weitere Chance. Die Präferenzen junger Männer ohne Matura sind ebenfalls eindeutig: Hier würde eine blau-schwarze Koalition eine Mehrheit von 67 Prozent erhalten.
Anteil junger SPÖ-Wähler schwindet
Der Wahlsonntag offenbarte noch einen weiteren Trend, der sich fortsetzt: Die SPÖ punktet nur schwer bei jungen Menschen. Schon bei der Nationalratswahl 2013 lag der Anteil der SPÖ-Wähler unter 29 Jahren unter jenem von FPÖ und auch der ÖVP. Beim Urnengang am Sonntag verfestigte sich dieses Bild einmal mehr. Laut der Wahltagsbefragung von SORA wählten nur 17 Prozent dieser Altersgruppe die Sozialdemokraten.

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/SORA
Die FPÖ blieb bei den Jungen die erfolgreichste Partei: Mit 30 Prozent der jungen Stimmen lag sie auch vor der ÖVP mit 28 Prozent. Bei den älteren Wählerinnen und Wählern bietet sich das gegensätzliche Bild: Während die FPÖ nur 19 Prozent der Menschen ab 60 Jahren überzeugen konnte, erreichte die SPÖ 34, die ÖVP 36 Prozent. Bei den Pensionisten wird es deutlicher: Hier erreicht die SPÖ 39 Prozent.
ÖVP holte bei Angestellten stark auf
Auch bei den Berufsgruppen gab es Bewegung. Die ÖVP lag 2013 bei Angestellten noch auf Platz drei hinter Rot und Blau. Heuer sammelte die Volkspartei auch hier die meisten Stimmen ein - 31 Prozent vor SPÖ und FPÖ mit je 26. Unter den Selbstständigen erzielte sie 41 Prozent.
Unter den Arbeitern konnte die SPÖ laut SORA ebenfalls nicht viel gewinnen. So wie schon 2013 hängten die Freiheitlichen die SPÖ in diesem Wählersegment ab. Heuer erreichte die FPÖ unter Arbeitern 59 Prozent, die SPÖ hingegen nur 19, die ÖVP 15 Prozent. Die FPÖ konnte die Stimmung in dieser Gruppe am besten nutzen: Der Großteil (80 Prozent) der Arbeiter war mit der Arbeit der Bundesregierung unzufrieden.
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