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„Weder ein Angebot noch eine Zahlung“

In der Dirty-Campaigning-Affäre gegen ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat sich am Donnerstag einer der Urheber und damit eine Schlüsselfigur in der ganzen Causa über die Medien zu Wort gemeldet. Der PR-Berater Peter Puller erhebt dabei Vorwürfe gegen die ÖVP, diese dementiert vehement.

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Puller, früher Kompagnon des von der SPÖ gefeuerten Beraters Tal Silberstein, erklärte gegenüber „Presse“ und „Falter“, dass die Volkspartei ihm 100.000 Euro geboten habe, falls er Details der Kampagne verrate. Gleichzeitig versuche Puller, „die Auftraggeber seines Chefs Silberstein in Schutz zu nehmen“, hieß es Donnerstagabend in der „Presse“. Es stimme, „dass Kanzler Christian Kern und Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler“ nichts gewusst haben, wird Puller dort zitiert.

Die Honorare für die Arbeit an den Facebook-Seiten hat laut Puller Silbersteins Firma GCS International überwiesen. Entsprechende Kontoauszüge könne er vorlegen, berichtete die „Presse“ weiter. Die Honorare seien auch nach dem 14. August, nach Silbersteins vorübergehender Verhaftung in Israel und dem Rauswurf bei der SPÖ, von Silberstein weiter bezahlt worden. Die Facebook-Werbung für die teils rassistischen und antisemitischen Seiten gegen Kurz seien mit Silbersteins Kreditkarte bezahlt worden, sagte Puller dem „Falter“.

Angebot laut eigenen Worten abgelehnt

Schwere Vorwürfe richtet der PR-Berater in Richtung ÖVP. Ein Pressesprecher Kurz’ habe bei einem Treffen im Juli 100.000 Euro für Detailinfos zu den Aktivitäten Silbersteins für die SPÖ geboten. Man habe dabei auch versucht, ihn zu überreden, die Seiten zu wechseln, so Puller. Er hatte vor Jahren für die ÖVP und danach für NEOS gearbeitet, wo während des Wahlkampfs in Wien 2015 auch seine Zusammenarbeit mit Silberstein begann.

„Ich bin auf das Angebot nicht eingegangen, kann das aber für andere nicht ausschließen“, wird Puller in der „Presse“ zitiert. Dort sagte er auch, er sei „bereit, eine eidesstattliche Erklärung abzugeben, und habe nachweisbare Konversationen über ein zweites Treffen mit der ÖVP“. Gegenüber der ZIB2 wiederholte Puller seine Schilderungen telefonisch. Gegenüber Ö1 sprach Puller von einer „SMS-Konversation mit besagtem Pressesprecher“, die das Geldangebot belege. Summe werde dort allerdings keine genannt - Audio dazu in oe1.ORF.at.

Puller wiederholt Vorwürfe

In der ZIB2 wiederholte PR-Berater Puller seine Vorwürfe gegen die ÖVP telefonisch.

ÖVP sieht Versuch, Kurz „anzupatzen“

Die ÖVP wies die Aussagen Pullers am Donnerstag postwendend zurück. „Es gab und gibt im Zusammenhang mit den Dirty-Campaigning-Aktivitäten der SPÖ seitens der Volkspartei weder ein Angebot noch eine Zahlung an Silbersteins Geschäftspartner Puller oder irgendwen anderen aus Silbersteins Umfeld“, hieß es aus der ÖVP.

Die möglichen Folgen für die Wahl

In der Causa Dirty Campaignung steht Wort gegen Wort. ORF-Politologe Peter Filzmaier analysiert die möglichen Folgen für die Wahl.

„Tatsache ist, das Dirty Campaigning wurde von der SPÖ beauftragt, gesteuert und bezahlt. Seit Jänner weisen wir öffentlich darauf hin, dass über Sebastian Kurz recherchiert wird, um ihn in weiterer Folge öffentlich anzupatzen“, hieß es aus der ÖVP. „Wir haben immer Silberstein und die SPÖ dahinter vermutet. Silbersteins Partner Puller ist an einige Personen aus dem Umfeld von Kurz herangetreten, um sie gezielt auszuhorchen. Es gab auch einen Kontakt mit einem Sprecher. Dieser hat Puller mit dem Verdacht konfrontiert, er würde für die SPÖ und Silberstein recherchieren.“ Der wiederum habe „dies mit Vehemenz abgestritten“ und gemeint, er arbeite nur für NEOS. „Wir haben das damals geglaubt.“

„Schaut so aus“

ÖVP-Generalsekretärin Elisabeth Köstinger antwortet in der ZIB 24 auf die Frage, ob Puller lüge.

ÖVP-Generalsekretärin Elisabeth Köstinger sagte in der ZIB 24, „auf jede Enthüllung“ werde „mit einem Anschüttungsversuch“ reagiert. „Die SPÖ agiert das wirklich sehr durchsichtig.“ Sie frage sich, ob die SPÖ wirklich alle Kontakte zu Silberstein abgebrochen habe „oder ob Tal Silbertsien jetzt nach wie vor in Dirty Cmapigning“ involviert sei. Konkret gefragt, ob Puller also lüge, antwortete Köstinger: „Das schaut so aus.“

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