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Tausende kamen fast nicht nach Hause

Sturmtief „Xavier“ hat am Donnerstag mindestens sieben Menschen getötet und in den beiden größten Städten Deutschlands, Hamburg und Berlin, den Nahverkehr mit voller Wucht getroffen. Die Berliner Feuerwehr rief den Ausnahmezustand aus. Die Hamburger Feuerwehr forderte die Bevölkerung zeitweise auf, wegen des Sturms nicht vor die Tür zu gehen.

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Viele tausend Menschen hatten Probleme, von der Arbeit oder Schule nach Hause zu kommen, weil Busse und Züge nicht fuhren. Allein in Hamburg habe die Feuerwehr in zwei Stunden mehr als 700 sturmbedingte Einsätze gehabt, sagte ein Sprecher. Das sei normalerweise die Zahl eines ganzen 24-Stunden-Tages. Bis zum späten Nachmittag waren es dann bereits über 900 Einsätze.

Ein Arbeiter in Schierken sägt einen Baum in Stücke, der die Straße blockiert

APA/dpa/Matthias Bein

Bäume wurden durch den Sturm einfach umgerissen

In Auto von Baum erschlagen

In Hamburg wurde eine 54-jährige Frau getötet, als ein Baum auf ein Auto fiel. Das Opfer war als Beifahrerin im Wagen gesessen. In der Nähe von Schwerin wurde ein Lastwagenfahrer von einem umstürzenden Baum erschlagen. Nahe Gransee nördlich von Berlin fiel ein Ast in eine Windschutzscheibe und tötete einen Menschen. Zudem wurde in derselben Region eine Frau in einem Auto von einem Baum erschlagen. Auch drei weitere Menschen kamen durch den Sturm ums Leben.

Ein Kran ist in Wilhelmshaven (Niedersachsen) aufgrund des Sturms am Hafen ins Wasser gestürzt

APA/dpa/Mohssen Assanimoghaddam

Ein Kran stürzte in Wilhelmshaven durch den Sturm ins Wasser

Die Deutsche Bahn (DB) stellte den Zugsverkehr in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen und in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns sowie die wichtigen Fernverkehrsstrecken Berlin - Hamburg und Berlin - Hannover ein. Bei mehreren Flughäfen war der Betrieb beeinträchtigt. In Berlin twitterte die Feuerwehr: „Wir sind für euch alle da und geben unser Bestes.“

„Halten Sie sich aktuell nicht im Freien auf“

Der öffentliche Nahverkehr in der Hauptstadt war lahmgelegt. Der S-Bahn- und Busverkehr in Berlin wurde eingestellt. Auch Straßenbahnen und U-Bahn-Strecken, die oberirdisch verlaufen, wurden nicht mehr befahren. Das teilten die Berliner S-Bahn und die Berliner Verkehrsbetriebe mit. „Ein Schienenersatzverkehr kann wegen des Unwetters nicht eingerichtet werden.“

Auch der S-Bahn-Verkehr in Hamburg wurde zeitweise eingestellt. U-Bahnen hatten auf oberirdischen Strecken 40 km/h Tempolimit. „Warnung für Hamburg. Halten Sie sich aktuell nicht im Freien auf, bleiben Sie im geschützten Bereich“, twitterte die Feuerwehr des Stadtstaates. Die Warnung wurde später wieder aufgehoben. Ein Sprecher sagte, die Feuerwehr der Hansestadt sei wegen mehrerer eingeklemmter Personen und umgestürzter Bäume zu zahlreichen Einsätzen ausgerückt. Es liefen Dutzende Notrufe ein.

Flixbus als Nutznießer

Viele Reisende stiegen angesichts der Streckensperrungen im Fernverkehr auf Reisebusse um. Wie ein Flixbus-Sprecher sagte, stieg die Zahl der Buchungen von und nach Hamburg im Vergleich zur Vorwoche um rund 45 Prozent. Die Strecke Hamburg - Bremen sei beispielsweise auf allen Verbindungen ausgebucht gewesen.

Auch in Hannover und anderen Städten Niedersachsens rückten die Einsatzkräfte wegen verunglückter Autofahrer, umgestürzter Bäume und abgerissener Dachverkleidungen aus. In Sachsen-Anhalt stürzten Bäume in Stromleitungen. Im Norden des Bundeslandes waren Tausende Haushalte ohne Strom. Besonders betroffen war die Altmark, wie eine Sprecherin des Netzbetreibers Avacon sagte. Auch im Harz, in der Börde und im Jerichower Land seien vereinzelt Störungen gemeldet worden. Umstürzende Bäume hätten Leitungen beschädigt oder ganze Masten umgerissen. Wie lange die Ausfälle dauern, konnte die Sprecherin am frühen Abend nicht abschätzen.

Etliche Flüge fielen aus

Flugreisende mussten ebenfalls Einschränkungen hinnehmen. Wegen des heftigen Sturms im Norden mussten etliche Verbindungen ausfallen. Der Flughafen Bremen meldete drei gestrichene Flüge von und nach Amsterdam sowie einen abgesagten Flug aus Istanbul. Auch in Hannover fielen Verbindungen mit der niederländischen Hauptstadt sowie nach Istanbul aus. In Hamburg fuhr die S-Bahn nicht mehr zum Airport. Auch wurde mit Verspätungen bei den Flügen gerechnet.

Die Berliner Flughäfen stellten vorübergehend die Abfertigung ein. Passagiere in gelandeten Maschinen mussten aus Sicherheitsgründen in den Flugzeugen bleiben, sagte ein Flughafensprecher. Zum Abflug vorgesehene Maschinen wurden sowohl in Tegel als auch in Schönefeld zeitweise nicht mehr beladen. Erst am frühen Abend wurde die Abfertigung wiederaufgenommen.

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