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Neue Freizügigkeit propagiert

Hugh Hefner, der Gründer des Männermagazins „Playboy“, ist tot. Der 91-Jährige starb am Mittwoch (Ortszeit) „friedlich zu Hause“, hieß es in einer Mitteilung von Playboy Enterprises. Der US-Amerikaner Hefner hatte bei der Gründung des Magazins 1953 ein Tabu gebrochen, als er darin für die Zeit äußerst freizügige Bilder nackter Frauen veröffentlichte.

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Auf Twitter bestätigte der „Playboy“ ebenfalls den Tod des 91-Jährigen und postete ein Foto des Magazingründers mit der Überschrift „Die amerikanische Ikone" und eines seiner berühmtesten Zitate: "Das Leben ist zu kurz, um den Traum eines anderen zu leben.“

Im Laufe der Jahrzehnte zogen sich zahlreiche weibliche Stars wie Marilyn Monroe, Kim Basinger, Sharon Stone und Madonna für den „Playboy“ aus. Das Magazin konterkarierte das Image mit niveauvollen Interviews und Kurzgeschichten bekannter Schriftsteller.

Von Feministinnen und Konservativen attackiert

Namhafte Autoren wie Joseph Heller, Norman Mailer und John Updike schrieben für den „Playboy“, zu den Interviewpartnern gehörten neben dem späteren US-Präsidenten Jimmy Carter Kubas Staatschef Fidel Castro, Jack Nicholson, Woody Allen und Ex-„Beatle“ John Lennon. Immer wieder wurde das Magazin aber von außen attackiert. Konservative Kreise sahen die christliche Moral gefährdet, Feministinnen die Frau zum Sexobjekt degradiert.

Hugh Hefner mit sieben Freundinnen

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Hugh Hefner 2001 inmitten seiner „sieben Freundinnen“

Gestartet war der „Playboy" mit einem Cover mit Marilyn Monroe. In der ersten Ausgabe hieß es: "Wenn Sie ein Mann sind, der Entertainment mit einer Spur Humor, gehobenem Anspruch und Würze mag, dann ist der Playboy für Sie bestimmt.“ Die erste Ausgabe hatte allerdings noch kein Datum. Damit setzte sich Hefner nicht unter Druck, eine zweite Ausgabe produzieren zu müssen, sollte die erste floppen.

Neues Männerbild geschaffen

Hefner war schon während seines Militärdienstes auf die Idee gekommen, mit nackten Frauen reich zu werden, als er überall in den Kasernen Pin-ups sah. 8.000 Dollar trieb er als Darlehen bei Familie, Freunden und der Bank auf, um den „Playboy“ zu gründen.

Hugh Hefner beim prüfen von Bildern des Playboy-Magazins

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Hugh Hefner 1961 bei der Auswahl von Bildern für den „Playboy“

Die Mischung aus Nacktaufnahmen, Artikeln, Interviews, Herrenwitzen und Tipps für den Umgang mit Frauen veränderte in den kommenden Jahrzehnten für immer die Wahrnehmung der damals prüden US-amerikanischen Gesellschaft. Zum Kultobjekt machte Hefner sein Magazin, indem er ein neues Idealbild vom Mann entwarf - den anspruchsvollen urbanen Junggesellen, der Cocktails trinkt, Jazz, Literatur und eben auch die Schönheit von Frauen genießt.

Zu Imperium ausgebaut

Das Magazin und das Unternehmen dahinter entwickelten sich in den 1960er Jahren zu einem Firmenimperium, dessen Wert in den letzten Jahren auf rund 500 Millionen Dollar (425 Mio. Euro) geschätzt wird. Zeitweilig gehörten auch Clubs und Casinos dazu. Die Marke mit den stilisierten Hasen gilt als eine der bekanntesten Amerikas. Ab den 1970er Jahren brachen die Einkünfte mit dem Aufkommen „härterer“ Sexmagazine jedoch ein. In den vergangenen Jahren sank die Auflage des Blattes nochmals stark - vor allem aufgrund der leichten Verfügbarkeit von Pornografie im Internet.

Hugh Hefner mit Playboy-Bunnies

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Hefner 1960 umringt von „Bunnies“

Daher änderte das Unternehmen seine Ausrichtung: Um auch auf Twitter und Facebook aktiv sein zu können, gestalteten die Macher die US-Website in den vergangenen Jahren jugendfreier. Heute betreibt Playboy Enterprises neben der Zeitschrift diverse TV- und Onlineangebote. Außerdem erscheinen in zahlreichen Sprachen - auch auf Deutsch - Lizenzausgaben mit eigenen Themen.

„Prophet des Pop-Hedonismus“

Der 1926 in Chicago geborene frühere Werbetexter Hefner wurde vom „Time Magazine“ einmal „Prophet des Pop-Hedonismus“ genannt und soll laut Kulturwissenschaftlern eine nicht unbedeutende Rolle im Auslösen der sexuellen Revolution der 1960er Jahre gespielt haben. Der Pionier der Mainstream-Erotikpresse lebte auch selbst die sexuelle Freizügigkeit aus. In seiner „Playboy Mansion“ in Los Angeles feierte er ausschweifende Sexpartys, stets zeigte er sich in Begleitung junger Frauen. Legendär ist sein roter Samtbademantel, in dem er häufig für Fotos posierte.

„War Feminist, bevor es das Wort gab“

Hefner selbst sah sich als Frauenrechtler. „Ich war genau genommen schon ein Feminist, bevor es das Wort überhaupt gab“, sagte er vor einigen Jahren in einem Interview. „Für die Öffentlichkeit bin ich der Playboy mit den Häschen. Aber das ist nicht alles.“ Er habe sich „über mehrere Dekaden für Frauenrechte engagiert“ wie etwa das Recht auf „selbstbestimmte Abtreibung“. Der „Playboy“-Gründer war dreimal verheiratet und Vater von vier Kindern. Er war für sein ausschweifendes Leben bekannt und lebte in seinen späteren Jahren zeitweilig mit bis zu sieben Frauen gleichzeitig zusammen.

Trauer in der Welt der Stars

Schauspieler, Musiker und Prominente betrauerten den Tod von Hefner. US-Schauspieler Mark Hamill („Krieg der Sterne“) schrieb, er habe Hefner kurz vor der Premiere des ersten „Star Wars“-Films kennengelernt und einen stereotypen Lebemann erwartet. Stattdessen sei er ein lieber, aufmerksamer und loyaler Freund geworden. „Hef“ sei ein großartiger Mann gewesen, schrieb Kiss-Bassist Gene Simmons. „Dein Vermächtnis wird weiterleben“, fuhr er fort.

TV-Hinweis

ORF III bringt am Samstag um 23.00 Uhr die Dokumentation „Let’s Play, Boy!“ - mehr dazu in tv.ORF.at.

Reality-Star Kim Kardashian, die selbst für den „Playboy“ fotografiert wurde, sagte: „Ruhe in Frieden, legendärer Hugh Hefner. Es war eine Ehre für mich, dass ich Teil des Playboy-Teams sein durfte. Du wirst sehr vermisst werden! Liebe dich, Hef!“

„In Erinnerungen geschwelgt“

In einem weiteren Tweet teilte sie mit, dass sie gerade mit Glamourgirl Paris Hilton in Erinnerungen an die Partys in der „Playboy Mansion“ schwelge. Hilton würdigte Hefner in ihrer eigenen Nachricht als „Legende, Innovator und Unikat“. Dazu postete sie Fotos von sich und Hefner.

Der Talkmaster Larry King sagte, Hefner sei ein Gigant im Verlagswesen und Journalismus gewesen. Er habe sich zudem für Bürgerrechte und Redefreiheit eingesetzt. Auch der US-Schauspieler Ike Barinholtz („Suicide Squad“) dankte dem „Playboy“-Gründer auf Twitter für den Einsatz für diese Rechte und „natürlich für die ganzen Ständer“.

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