Menschen flohen in Panik
In der Londoner Metrostation Parsons Green hat sich Freitagfrüh eine Explosion in einer U-Bahn-Garnitur ereignet. Offiziellen Angaben zufolge gibt es 22 Verletzte. Die Polizei geht von einem Terroranschlag aus. Die Explosion und das Feuer in dem Waggon seien durch einen improvisierten Sprengsatz verursacht worden, sagte der Chef der Anti-Terror-Abteilung der britischen Polizei, Mark Rowley.
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Laut Rowley sind Hunderte Kriminalbeamte damit beschäftigt, Videomaterial und andere Beweismittel auszuwerten. Unterstützung erhielten sie vom Inlandsgeheimdienst MI5. Medienberichten zufolge soll ein Kübel in einem Plastiksack einer Supermarktkette neben einer U-Bahn-Tür detoniert sein. Ein auf Twitter gepostetes Bild soll die Explosionsstelle zeigen.
Bericht: Ähnlichkeiten zu Boston-Bombe
Ein früherer hochrangiger Anti-Terror-Ermittler des britischen Verteidigungsministeriums ging gegenüber dem TV-Sender Sky News davon aus, dass es sich bei dem Sprengsatz um eine Vorrichtung mit einem Druckkochtopf gehandelt habe. Die Bombe habe Ähnlichkeiten mit jener, die 2013 während des Boston-Marathons in den USA detoniert war, sagte General Chip Chapman dem Sender. Weiters berichtete Sky News unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen, dass der Sprengsatz nicht vollständig explodiert sei. Einem Bericht der BBC zufolge war die Bombe mit einem Zeitzünder versehen, was bisher aber nicht offziell bestätigt wurde.
Von den 19 Personen, die nach der Explosion in Krankenhäuser gebracht wurden, schwebe niemand in Lebensgefahr, teilte die Rettung mit. Auch gebe es keine Schwerverletzten. Weitere drei Personen suchten von sich aus Spitäler auf, hieß es später. Laut Berichten der Zeitungen „Sun“ und „Metro“ sollen sich die Verletzten vor allem Brandwunden im Gesicht zugezogen haben.
„Flammenwand“ in U-Bahn-Waggon
Die Explosion ereignete sich um 8.20 Uhr (Ortszeit). Augenzeugen sprachen von einem lauten Knall und einer „Flammenwand“, die sich in dem U-Bahn-Waggon ausgebreitet haben soll. Durch die Explosion brach in der U-Bahn-Station Panik aus. Menschen flüchteten. „Wir liefen die Stiege runter, und es hat sich angefühlt, als würden wir um unser Leben laufen“, sagte ein Mann namens Luke dem Sender BBC5. Er habe Menschen mit Verletzungen gesehen, „Verbrennungen im Gesicht, an den Armen, Beinen“.
Eine Frau namens Emma sagte: „Nach einer Weile stapelten sich die Menschen übereinander, weil einige beim Laufen hingefallen waren.“ Eine Augenzeugin, die sich nach eigenen Angaben im letzten Waggon der U-Bahn befunden hatte, sagte: „Ich habe so etwas wie ein Zischen gehört. Ich schaute mich um und sah, wie der ganze Wagen in Flammen geriet und diese auf mich zukamen.“
Der oberirdische Bereich um Parsons Green wurde weiträumig abgesperrt. Die Polizei riet dazu, den Bereich um die Metrostation zu meiden. Sie schickte eine Spezialeinheit zur Entschärfung von Bomben an den Ort des Geschehens, die Feuerwehr war mit sechs Wagen und 50 Einsatzkräften dort. Zudem rief die Polizei via Twitter dazu auf, wachsam zu sein und jedes verdächtige Verhalten zu melden. Indes wurde bekannt, dass die U-Bahn-Station King’s Cross Freitagnachmittag kurzzeitig geräumt worden war. Laut Polizei war ein „verdächtiger Gegenstand“ gefunden worden. Nach kurzer Zeit gaben die Behörden aber Entwarnung.
Bürgermeister: „Lassen uns nicht einschüchtern“
Der Verkehr der Linie District Line zwischen den U-Bahn-Stationen Earls Court und Wimbledon wurde eingestellt, teilten die Behörden mit. Londons Bürgermeister Sadiq Khan dankte den Rettungskräften in einem Statement für ihren Einsatz. Zugleich rief er die Stadtbevölkerung auf, „ruhig und wachsam“ zu bleiben. „Wie London wieder und wieder bewiesen hat, lassen wir uns nicht vom Terror einschüchtern oder besiegen“, schrieb Khan.
„Meine Gedanken sind bei den Verletzten von Parsons Green und den Rettungskräften, die erneut schnell und mutig auf einen mutmaßlichen terroristischen Vorfall reagieren“, sagte Premierministerin Theresa May. Sie wollte im Tagesverlauf eine Sitzung des Krisenstabes leiten. „Alle sollten ruhig bleiben und ihrem Leben so normal nachgehen, wie sie können“, sagte Außenminister Boris Johnson der BBC. In Großbritannien ist die Terrorwarnstufe hoch. Bei vier Anschlägen in diesem Jahr wurden 36 Menschen getötet.
Der Präsident des EU-Parlaments, Antonio Tajani, drückte den Anschlagsopfern sein Mitgefühl aus. „Terrorismus kennt keine Grenzen und wird besiegt, indem man zusammenarbeitet“, schrieb Tajani auf Twitter. US-Präsident Donald Trump rief zu einem härteren Umgang mit Terroristen auf. Terroristen wie jene in London seien Verlierer („loser“), twitterte Trump. In einem zweiten Tweet schrieb er, das Internet sei das wichtigste Rekrutierungswerkzeug der Terroristen: Dieses müsse „abgeschnitten und besser genutzt“ werden. Bei den Terroristen handle es sich um kranke und verrückte Personen, die die Polizei bereits im Auge gehabt habe. „Müssen proaktiv sein!“, so Trump.
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