Hightech statt Sexindustrie
Immobilien, Hotels, Kinos, die Filmindustrie und Sportclubs: Übernahmen in diesen Bereichen hat Chinas Regierung nun mit neuen Regeln deutlich eingeschränkt. Die Staatsführung will so Investitionen in Hightech-Bereiche fördern - und auch verhindern, dass zu viel Geld aus China ins Ausland abfließt.
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Chinas Regierung gab Mitte August Richtlinien heraus, wonach bestimmte Investitionen im Ausland beschränkt und manche direkt verboten werden. Verboten etwa sind Zukäufe im Glücksspielbereich und der Sexindustrie. Im Gegenzug nennt das Dokument auch Bereiche, wo Investitionen chinesischer Firmen gerne gesehen werden: Dazu zählt vor allem Infrastruktur wie Häfen, Autobahnen, Schienenverkehr und Kraftwerke.
Es gebe „großartige Möglichkeiten“ für Investitionen chinesischer Firmen im Ausland, allerdings auch zahlreiche Risiken und Herausforderungen, heißt es in dem Papier weiter. Mit den Richtlinien versuche die Regierung, eine vernünftige, geordnete und gesunde Entwicklung bei den Auslandsinvestitionen zu fördern, bei gleichzeitigem Schutz vor den Risiken. Dazu gehören für Chinas Regierung etwa zu hohe Schulden, die im Zuge der Übernahmen entstehen würden.
187 Mrd. Euro alleine 2016
Große Konzerne aus China sind seit Jahren auf Einkaufstour im Ausland, alleine 2016 flossen 187 Milliarden Euro in Übernahmen ins Ausland, ein Plus von 44 Prozent - allerdings ging das Geld nicht immer in die Bereiche, die der chinesische Fünfjahresplan vorsieht. Laut diesem Plan sollen Chinas Firmen im Ausland vor allem in Hightech investieren - doch stattdessen kaufte etwa die chinesische Wanda-Guppe letztes Jahr für 3,5 Milliarden Dollar (3,22 Mrd. Euro) den großen Filmproduzenten Legendary Entertainment, Produzent von unter anderem „Jurassic Park“ und „Batman“.
Um derartige Zukäufe zu unterbinden, schränkten die chinesischen Aufsichtsbehörden die Kreditvergabe für weitere Wanda-Zukäufe im Ausland ein. Die Wanda-Gruppe ist bereits der weltgrößte Kinobetreiber und besitzt die zweitgrößte Filmtheaterkette in den USA. Auch die beiden Mailänder Fußballclubs Inter und AC wurden von Chinesen übernommen.
China will lieber Öl und Gas
Die chinesische Regierung hätte lieber Geld in den Bergbau sowie ausländische Öl- und Gasprojekte gesteckt. Mit den Investitionen in Infrastrukturprojekte soll zudem der Ausbau der „Seidenstraße“ unterstützt werden, also Handelskorridore quer durch Asien und bis nach Afrika sowie Europa.
Chinas Führung versucht seit einiger Zeit, etwa mit Kapitalverkehrskontrollen die Kapitalflucht in den Griff zu bekommen. Erst im August bremste Chinas Regierung eine Reihe geplanter Übernahmen durch nicht erteilte Genehmigungen für die Finanztransfers. Angesichts des Risikos einer wirtschaftlichen Abkühlung bei gleichzeitiger hoher Verschuldung vor allem der Unternehmen sowie der Gefahr einer Überhitzung auf dem Immobilienmarkt wird seit geraumer Zeit viel Geld aus China gebracht - heuer allerdings noch deutlich weniger als im bisherigen Rekordjahr 2016.
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