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470 gefälschte Accounts identifiziert

Facebook hat erstmals offiziell bestätigt, dass das Soziale Netzwerk für eine illegale politische Einflussnahme aus Russland im Zuge des US-Wahlkampfs missbraucht wurde. Dabei sei es vor allem darum gegangen, die soziale Spaltung in den USA voranzutreiben.

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Facebook geht davon aus, dass russische Drahtzieher Anzeigenplatz beim Onlinenetzwerk für rund 100.000 Dollar (84.000 Euro) gekauft haben, um sich in die US-Innenpolitik einzumischen. Das sei bei einer tiefgehenderen Untersuchung zum Einfluss aus Russland auf die US-Präsidentenwahl festgestellt worden, erklärte Facebook am Mittwoch in einem Blogeintrag.

„Von Russland aus betrieben“

Dabei seien rund 470 Profile identifiziert worden, die zwischen Juni 2015 und Mai 2017 etwa 3.000 Anzeigen geschaltet hätten. „Unsere Untersuchung legt nahe, dass diese Accounts und Seiten miteinander vernetzt waren und von Russland aus betrieben wurden“, sagte Facebooks Sicherheitschef Alex Stamos.

In einem Großteil davon seien zwar die Wahl oder die Kandidaten nicht erwähnt worden, hieß es. Sie seien vielmehr darauf ausgerichtet gewesen, die Spaltung bei umstrittenen Themen wie Rechte für Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transsexuelle, Rassendiskriminierung und Einwanderung bis hin zum Recht, Schusswaffen zu tragen, zu forcieren.

Ausländische Einmischung untersagt

Rund ein Viertel der Anzeigen war gezielt in bestimmten Regionen platziert worden. Von in russischer Sprache geschalteten Accounts mit amerikanischen IP-Adressen seien 2.200 Anzeigen mit potenziellem politischem Bezug für rund 50.000 Dollar gekauft worden. Facebook habe die US-Behörden über die Erkenntnisse informiert - schon allein deshalb, da ausländische Einmischung in den Wahlkampf in den USA grundsätzlich verboten ist. Unklar blieb zunächst, in welchen Regionen und für welche Einwohnergruppen die Anzeigen gezielt platziert wurden und ob die Kampagne über die 470 entdeckten Accounts hinausging. Die Profile seien inzwischen stillgelegt worden, teilte Facebook mit.

Facebooks Kehrtwende

Facebook wurde vorgeworfen, während des Wahlkampfs zu wenig gegen die Manipulation öffentlicher Meinung durch gefälschte Nachrichten und Propaganda getan zu haben. Noch kurz nach der US-Wahl hatte Gründer Mark Zuckerberg die Idee, Fake News hätten die Entscheidungen der Wähler beeinflusst, als “verrückt” bezeichnet. Im Mai räumte er dann doch ein Problem mit Desinformation ein, sagte aber, man besitze keine Hinweise auf eine entsprechende russische Einflussnahme. Zugleich verstärkte das Onlinenetzwerk seitdem das Vorgehen gegen erfundene Nachrichten und politische Einflussnahme durch gefälschte Profile.

Sonderermittler Robert Müller

AP/J. Scott Applewhite

Ex-FBI-Direktor Mueller leitet die Untersuchungen zur Russland-Affäre

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist wohl nicht zufällig: Am Mittwoch sagten Facebook-Mitarbeiter vor den Geheimdienstausschüssen sowohl des Repräsentantenhauses als auch des Senats aus. Diese Ausschüsse untersuchen bereits seit einiger Zeit die mögliche Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf. Außerdem kooperiert Facebook mit Sonderermittler Robert Mueller. Seine Aufgabe ist es, „die Anstrengungen der russischen Regierung zur Einmischung in die US-Präsidentenwahl 2016“ zu untersuchen.

Sonderermittler setzt Trump zu

Mueller hat inzwischen eine Grand Jury eingesetzt, ein geheim tagendes Geschworenengremium, das seine Möglichkeiten zur Beweiserhebung erheblich ausweitet. So kann die Jury Vorladungen aussprechen und Zeugen zur Aussage zwingen. Auch mehrere Kongressausschüsse untersuchen, ob Donald Trumps Wahlkampfteam mit russischen Stellen zusammengearbeitet hat. Russland hat die Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen, Trump selbst sieht sich als Opfer einer "politischen Hexenjagd“.

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