Heimische Games als internationaler Erfolg
Österreichs Videospielbranche bekommt mit Play Austria erstmals eine eigene Messe. Über 60 Aussteller präsentieren ihre Spiele und stellen Ausbildungsmöglichkeiten in Österreich vor, die Zugang zu einem Milliardenmarkt versprechen. Im Wiener Semperdepot kann aber nicht nur gespielt, sondern auch selbst entwickelt werden.
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Die Spieleszene in Österreich ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Das liegt zum einen daran, dass das Interesse an Videospielen insgesamt stark zugenommen hat. So übertreffen die globalen Umsätze längst jene von Filmen. „Das MoMA (Museum of Modern Art in New York, Anm.) sammelt Games, Frau Merkel eröffnet die Gamescom“, sagt auch Jogi Neufeld, Veranstalter der Play Austria und Kenner der heimischen Spielelandschaft, gegenüber ORF.at.
Zum anderen haben aber auch Entwicklerinnen und Entwickler dazu beigetragen, dass die Szene in Österreich gänzlich anders aussieht als noch vor zehn Jahren. War Österreich bis dahin noch ein Land, das mit Ablegern international agierender Konzerne eher im Hintergrund agierte, gibt es heute, nicht zuletzt wegen neuer „Möglichkeiten für Finanzierung, Marketing und Vertrieb“, so Neufeld, internationale Erfolge, wie etwa das vor zwei Jahren erschienene Spiel „Ori and the Blind Forest“.

Martin Toedtling unter cc-by-sa
Die Messe wird im Wiener Semperdepot veranstaltet
Das Spiel entstand unter Leitung des österreichischen Entwicklungsstudios Moon Studios und wurde von Softwareriese Microsoft verlegt - und binnen kürzester Zeit zum Kassenschlager. Neben einem kommerziellen Erfolg wurde das Spiel etwa auch von der British Academy ausgezeichnet, die seit 2004 nicht nur Filme, sondern auch Spiele mit einem eigenen BAFTA-Preis prämiert.
Traumberuf Spieleentwickler oder -Entwicklerin
In ihrem ersten Jahr soll Play Austria zahlreiche Protagonisten und Protagonistinnen der österreichischen Szene sichtbar machen, so Neufeld, der mit seinem Verein Subotron seit Jahren Veranstaltungen zum Thema leitet und heimische Gamer vernetzt. Dazu zählen Profi- und Hobby-Entwicklerinnen und -Entwickler, eSport-Vereine sowie Künstlerinnen und Künstler. Ein großer Teil wird aber auch der Ausbildung gewidmet sein - denn Spieleentwickler ist aufgrund der Popularität der Spiele ein durchaus gefragter Beruf unter Jugendlichen. Bei der Messe kann Programmieren - unter Anleitung - direkt ausprobiert werden.
Basis für eine erfolgreiche Karriere in der Spielebranche ist oft ein klassisches Informatikstudium, wie es etwa die technischen Universitäten in Wien und Graz anbieten. Zunehmend gibt es Seminare, die sich mit dem Design von Spielen auseinandersetzen. Doch bereits vor der Hochschulreife kann dieser Weg eingeschlagen werden, in einer Wiener HTL gibt es einen Schwerpunkt auf Game-Design. Dass aus der Lust am Spielen eine Erfolgsgeschichte werden kann, dafür gibt es auch in Österreich genug Beispiele.
Auszeichnungen für ehemaliges Studentenprojekt
„Dass eine Ausbildung in Österreich eine optimale Voraussetzung für die internationale Karriere ist, belegen nicht nur viele Beispiele von erfolgreichen Game-Developern in Montreal, Kopenhagen oder Dublin, sondern auch viele Unternehmensgründungen in unseren Breitengraden“, so Neufeld. Oft führen etwa Studierendenprojekte zu Firmengründungen.
Eines dieser Studios ist Broken Rules. Ein Team aus nur fünf Personen mit einem Büro über dem Wiener MuseumsQuartier zeichnet für mehrere international erfolgreiche Titel verantwortlich. In ihrem letzten Spiel, „Secrets of Raetikon“, steuert der Spieler einen Vogel, der die fiktive Welt in Raetikon entdecken muss. Das Spiel wurde für seine farbenprächtige Umgebung gelobt und war für mehrere Auszeichnungen nominiert.

Broken Rules
Das Spiel „Old Man’s Journey“ wurde für sein Design ausgezeichnet
„Old Man’s Journey“ heißt das aktuelle Spiel der ehemaligen TU-Wien-Studenten und handelt von „Leben, Verlust und Hoffnung“, so die offizielle Beschreibung. Apple zeichnete den Titel dieses Jahr mit einem Design-Award aus, und er wurde für zahlreiche weitere Preise nominiert - mehr dazu in fm4.ORF.at.
Hinweis
Play Austria, am 15. und 16. September im Wiener Semperdepot, jeweils von 10.00 bis 20.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Vorträge und Ausstellungen
In den letzten Jahren sind Computerspiele zunehmend auch zum Forschungsgegenstand geworden. Dabei bewegen sich Spiele oft zwischen Natur- und Kulturwissenschaft - eine Eigenheit, der sich ein eigener Lehrgang der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt widmet. Im Semperdepot wird auch der pädagogische Aspekt beleuchtet, geladen ist dazu etwa der am amerikanischen MIT tätige Österreicher Konstantin Mitgutsch.
Im Rahmenprogramm der „Leistungsschau“ der österreichischen Spieleszene findet sich auch eine Ausstellung, die sich an der Schnittstelle von Spiel und Malerei positioniert. Daneben gibt es einen Rückblick auf die Geschichte österreichischer Computerspiele, der die Zeitspanne von den 80ern bis ins 21. Jahrhundert abdeckt.
Auf der Suche nach österreichischem Riesenerfolg
Trotz der heimischen Erfolgsgeschichten gibt es für den Standort Österreich noch viele Baustellen. „Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen gehören etwa im Vergleich zu England oder Frankreich noch nachgebessert“, so Neufeld. „Das Grundverständnis für den Innovationstreiber Games für die Creative Industries“ sei aber vorhanden. Ein millionenfach gespielter Erfolgstitel „made in Austria“ - in der Liga von „Candy Crush Saga“ - sei aber durchaus möglich: Damit könne der Nachwuchs noch mehr Aufwind erfahren, so die Hoffnung.
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