Beachtliche Menge versickert unterwegs
Die wochenlange Hitzewelle und extreme Trockenheit haben in Italien Trinkwasser knapp werden lassen. Nach mehrfachen Warnungen vor einer Versorgungskrise begann die Hauptstadt Rom nun tatsächlich damit, Wasser zu rationieren. Bei den Bewohnern stößt das auf Unverständnis.
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Der Druck in den Leitungen wurde laut italienischen Medienberichten von der Wasserversorgungsgesellschaft ACEA in Rom und dem nahe gelegenen Fiumicino in den Nachtstunden reduziert, um den Verbrauch zu senken. Das habe zur Folge, dass Haushalte in höheren Gebäuden bzw. erhöhten Lagen teils auf dem Trockenen säßen. Einige Speicher in Rom und seinem Umland seien bereits leer, hieß es weiter.

APA/AP/Gregorio Borgia
Der Brunnen auf dem Petersplatz bleibt abgeschaltet
Notmaßnahme für mindestens einen Monat
Die Notmaßnahme soll zumindest einen Monat lang in Kraft bleiben. Die italienische Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin zeigte sich besorgt und forderte von der börsennotierten Wasser- und Energieversorgungsgesellschaft Erklärungen über die Dauer der Einschränkungen. Ursache dafür sind eine wochenlange Hitzewelle - auf „Lucifero“ („Luzifer“) getauft - und extreme Trockenheit, nicht nur in der Region um die Hauptstadt.
In diesem Jahr hat es bisher nur an 26 Tagen geregnet, im selben Vorjahrszeitraum seien es 88 Tage gewesen, rechneten italienische Medien vor. In Rom gab es bereits seit Juni Warnungen vor einer möglichen Wasserkrise. Die Regenmenge liege um 70 Prozent unter dem Durchschnitt der letzten drei Jahre.
Beinahe die Hälfte geht verloren
Die kommunale Wasserversorgungsgesellschaft Rom hatte bereits im Juli mit einer Wasserrationierung gedroht, nachdem die Region Lazio ein Verbot erteilt hatte, Wasser aus dem nördlich der italienischen Hauptstadt gelegenen Bracciano-See zu pumpen. Nach Protesten war dann beschlossen worden, dass bis zum 1. September weiterhin Wasser aus dem See gepumpt werden darf. Allerdings konnte die ACEA laut Medienangaben nur noch knapp mehr als die Hälfte der Menge entnehmen, die aus dem See gepumpt worden war.
Umweltminister Gian Luca Galletti betonte, dass 44 Prozent des Wassers auf dem Weg in die Haushalte in der Region Latium verloren gingen, was den veralteten Leitungen zuzuschreiben sei. Die ACEA ist kein staatliches Unternehmen, wird aber auch aus öffentlichen Geldern finanziert. In Rom wurden viele Wasserleitungen jahrelang nicht saniert und sind desolat.
Der „Durst“ der Kreuzfahrtschiffe
Auch in der sizilianischen Hauptstadt Palermo saßen in den letzten Tagen immer wieder zahlreiche Haushalte auf dem Trockenen - und das bei Temperaturen über 30 Grad. Der regionale Wasserversorger AMAP machte dafür einerseits die anhaltende Hitze- und Trockenperiode verantwortlich, aber auch „durstige“ Kreuzfahrtschiffe, die im Hafen regelmäßig tonnenweise Trinkwasser tanken.
Palermo ist die letzte Stadt, die das erlaubt. Auch Fähren benötigen große Mengen an Wasser. Zuletzt wurde die Erlaubnis auf ein Zeitfenster von zehn Stunden pro Tag begrenzt. Ähnlich wie in Rom ist in der Region per se nicht zu wenig Wasser da, allerdings sind auch dort die Leitungen sanierungsbedürftig.
Mussolinis Pinien niedergebrannt
Italien kämpft nicht nur mit Wasserknappheit, als Folge der Hitzewelle und ausbleibender Niederschläge kam es in den letzten Wochen auch immer wieder zu Flur- und Waldbränden. Nahe Rom brennt es in der Provinz Rieti. Hubschrauber und Löschflugzeuge sind seit Tagen im Einsatz, um die Flammen einzudämmen.
In der Region nördlich von Rom fiel ihnen auch eine Art Denkmal für Diktator Benito Mussolini (1883 - 1945) zum Opfer. Dort waren 1939 Pinien in Form des Wortes „Dux“ (lateinisch für „Führer“) für den Faschistenführer, der „Duce“ genannt wurde, gepflanzt worden. Das „U“ und das „X“ verbrannten. Die Bäume waren als Kulturgut geschützt.
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