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Dürre und durstige Schifffahrt

Immer mehr europäische Hafenstädte kämpfen mit dem Boom von Kreuzfahrtschiffen: Venedig will sie gänzlich verbannen, in der sizilianischen Hauptstadt Palermo bekommen die Einwohnerinnen und Einwohner die Auswirkungen direkt zu spüren. In mehreren Stadtteilen führt das Auffüllen der Wassertanks der Schiffe zu Ausfällen in der Wasserversorgung der Stadt.

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Der Wasserversorger AMAP gab am Mittwoch auf seiner Website bekannt, dass die Ausfälle in der Versorgung der Altstadt auf das Betanken von Kreuzfahrtschiffen und Fähren zurückzuführen sei. Zudem kämpft die Stadt aber auch mit einer seit bereits neun Monaten andauernden Trockenheit in der Region.

Nur noch Zeitfenster für Füllen der Tanks

„Wir sind in einer wirklich außergewöhnlichen Situation“, sagte AMAP-Chefin Maria Prestigiacomo. Ihr Unternehmen habe in den vergangen Monaten weder Kosten noch Mühen gescheut, um die Wasserversorgung der Stadt sicherzustellen. Zuletzt versuchte man, den Wasserdruck weiter zu drosseln, um zu erreichen, dass es zumindest zu keinen Totalausfällen kommt.

Als ersten Schritt hat die Stadt gemeinsam mit AMAP die Zeiten eingeschränkt, in denen Schiffe ihre Wassertanks füllen können. Sie wurden auf zehn Stunden pro Tag begrenzt und sollen so gestaltet sein, dass sie nicht mit den Hauptverbrauchszeiten der Einwohner kollidieren. Auf Sizilien herrschen derzeit Temperaturen jenseits der 30 Grad.

In allen anderen Häfen verboten

Palermo ist die einzige Hafenstadt Italiens, die das Füllen der Wassertanks von Schiffen noch erlaubt. Alle anderen haben wegen Wasserknappheit bereits Verbote verhängt.

Allein am Montag und Dienstag nahmen Schiffe 1.600 Tonnen, also rund 1,6 Millionen Liter Wasser auf, berichtet „La Repubblica“. Allein das Kreuzfahrtschiff „Costa Fascinosa“ brauchte 452 Tonnen. Der Hafen Palermos wurde 2016 von zwei Millionen Passagieren frequentiert, alleine zwischen Jänner und Juni diesen Jahres besuchten 160.000 Passagiere von Kreuzfahrtschiffen die Stadt.

Kaputte Infrastruktur

Auch andere Teile Siziliens stöhnen unter Wasserknappheit. In der Stadt Caltanissetta kam es im Juli zu Protesten aufgebrachter Bürger. Das Wasser der Stadt wurde vom Frühsommer weg stark rationiert. Lediglich abends floss gelegentlich das Wasser in den Wohnungen.

Experten wiesen wiederholt darauf hin, dass in Sizilien eigentlich genug Wasser vorhanden wäre. Allerdings seien die Leitungen derart mangelhaft und schlecht gewartet, dass das meiste Wasser versickere.

Schwere Versäumnisse der Politik sind für den akuten Wassermangel auf Sizilien mitverantwortlich. Auch die Mafia hat die Finger im Spiel. Medienberichten zufolge haben Mafia-Clans Wasserleitungen in Süditalien absichtlich beschädigt, um sich mit der Versorgung durch Tankwagen eine goldene Nase zu verdienen.

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