Das Vermächtnis Dianas
Es war ein Tag, der ganz Großbritannien verändern sollte, vor allem aber das Königshaus. Am 31. August 1997 gegen 1.30 Uhr krachte eine von Paparazzi verfolgte Limousine in einem Pariser Tunnel gegen eine Säule. Dodi al-Fayed, Filmproduzent und Geschäftsmann aus dem Al-Fayed-Clan, starb sofort, der Fahrer ebenso.
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Nur wenige Wochen zuvor war bekanntgeworden, mit wem er liiert ist: Diana Spencer, Ex-Frau von Thronfolger Prinz Charles. Sie erlag wenige Stunden nach dem Unfall in einem Pariser Krankenhaus ihren Verletzungen.
Seifenoper ließ Image absacken
In den Jahren und Monaten davor hatte die königliche Familie ein klägliches Bild abgegeben. Die bei Märchenhochzeiten in den 80er Jahren geschlossenen Ehen von Charles und Diana wie auch von Prinz Andrew und Sarah Ferguson entpuppten sich als wenig märchenhaft. Die britische Klatschpresse berichtete von Affären und pikanten Details.

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Schon bei der Hochzeit 1981 soll ein Schatten über der Beziehung gelegen sein
Diana outete ihre Beziehung zu ihrem Reitlehrer James Hewitt, Charles gab eine Affäre mit Camilla Parker zu. Die Scheidung erfolgte 1996, nur wenige Monate nach der von Andrew und Sarah. Die royale Seifenoper ließ auch die Stimmung im Land langsam schwanken: Die Zustimmungsrate zur Monarchie fiel im August 1997 zum ersten Mal in einer Umfrage unter die 50-Prozent-Marke.

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Diana mit John Travolta bei einem Dinner im Weißen Haus
Keine Reaktion der Queen
Und die erste Reaktion aus dem Königshaus auf den Tod Dianas verstärkte die Negativstimmung. Während im ganzen Land die Trauer massenhysterische Züge annahm und die mediale Heiligsprechung Dianas im vollen Gange war, schwieg die Queen abgesehen von einem kühlen Statement tagelang. Sie und ihre Familien blieben im schottischen Königsschloss Balmoral. Dafür erntete die als unantastbar geltende Königin erstmals offene Kritik, Dianas Bruder Charles Spencer warf der Queen gar das einengende Klima im Königshaus vor, unter dem Diana litt, und die Aberkennung des Titels „Königliche Hoheit“ vor.
Blair sprang ein
Dem Königshaus zu Hilfe eilte Tony Blair, frischgebackener Premierminister. Er verteidigte - wohl nach einer Idee seines Pressesprechers Alistair Campbell - die Royals und prägte gleichzeitig den Begriff der „Prinzessin der Volkes“, der bald übernommen wurde. Nebenbei stiegen Blairs Zustimmungswerte in astronomische Höhen. Die Queen wiederum vereinbarte einen Fernsehauftritt und teilte mit dem Volk die Trauer einer Monarchin und Großmutter.
Sie versprach, dass aus den Ereignissen um den Tod Lehren gezogen würden. Die Royals schwammen auf der Trauerwelle mit der „Königin der Herzen“ - eine Selbstbezeichnung Dianas bei einem BBC-Interview mit. Eltons Johns „Candle in the Wind“ bei der Trauerfeier sorgte dann noch für den letzten Schub der britischen Kollektivtrauer.

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Prinz William, Dianas Bruder Charles Spencer, Prinz Harry und Prinz Charles bei der Trauerfeier in der Westminster Abbey
Royals dürfen menscheln
Abgesehen von ein paar jugendlichen Torheiten von Dianas Söhnen William und Harry vermied die königliche Familie in den folgenden Jahren Fettnäpfchen: Nebenbei hatte man sich aber auch ein paar gute PR-Strategen zugelegt - und die bauten auch auf dem auf, was Diana ausgezeichnet hatte. Die Demonstration von Volksnähe, die Royals duften ein bisschen menscheln: Insbesondere die Hochzeit von William mit Kate Middleton und die Geburt ihrer Kinder George und Charlotte brachte viele Sympathien, die Zustimmungsrate zur Monarchie liegt mittlerweile bei fast 80 Prozent.
Söhne als Vermächtnis
Dianas Bruder Charles sieht in William und Harry ein Vermächtnis seiner Schwester, deren Charakterzüge er bei seinen Neffen wiedererkennt. Diana habe damit die Monarchie gerettet, meint er - und geht dabei konform mit einigen Beobachtern des Königshauses. Auch eine vor Kurzem veröffentlichte YouGov-Umfrage geht in diese Richtung: Dabei waren 44 Prozent der Befragten der Meinung, dass Diana die Royal Family zum Besseren verändert habe, rund ein Drittel konnte keine Veränderung sehen.

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Diana und ihre Söhne
Charles immer unbeliebter
Angesichts des 20. Jahrestags von Dianas Tod sackte allerdings ihr Ex-Mann in Umfragen deutlich ab. Nur 36 Prozent der Befragten werteten die Rolle des britischen Thronfolgers für die Monarchie in einer Umfrage positiv - vor vier Jahren waren es noch 60 Prozent der Briten. 27 Prozent der Befragten sind sogar der Meinung, Charles schade der Monarchie.
Nicht besser kommt Charles’ Frau Camilla davon: Nur 14 Prozent der Befragten wollen, dass sie Königin wird, wenn Charles eines Tages seiner Mutter Elizabeth II. auf dem Thron nachfolgt. 39 Prozent wollen ihr lediglich den Titel einer Prinzgemahlin zugestehen, 30 Prozent meinen, Camilla solle überhaupt keinen Titel erhalten.
Briten gedenken Diana
Am Vortag des 20. Todestages von Diana erinnerten viele Briten an ihr Idol. Vor dem Kensington-Palast in London legten Passanten gestern Blumen nieder oder zündeten Kerzen an. Darunter waren auch Botschaften wie etwa: „Unser Land war so glücklich, dich zu haben.“

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Die Prinzen William und Harry inspizierten trotz des Regens das Blumenmeer vor dem Palast. Harry nahm einen Blumenstrauß von den Trauernden entgegen und legte ihn zu den anderen. Am Nachmittag besuchten sie den Gedenkgarten für ihre Mutter auf dem Palastgelände. An den Toren des Palastes hingen Bilder von Lady Di mit der Aufschrift „Königin der Herzen“.
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