Die Könige der Nebeneinnahmen
Internationale Fluggesellschaften haben ihre Nebeneinnahmen - also alles Kostenpflichtige abseits des eigentlichen Fluges - im Vorjahr gesteigert. Laut einer Untersuchung im Auftrag des Mobilitätsdienstleisters CarTrawler konnten die Top-Ten-Fluglinien ihre Umsätze bei Nebeneinnahmen von 2,1 Milliarden Dollar im Jahr 2007 auf 28 Milliarden Dollar (23,7 Mrd. Euro) im Vorjahr steigern.
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Besonders erfolgreich waren laut der Studie der Beratungsgesellschaft IdeaWorks, die im September detaillierter veröffentlicht werden soll, die großen US-Anbieter und auch europäische Billigflieger wie Ryanair und easyJet. Einige experimentierten mit flexiblen, nachfragegesteuerten Preisen für die Nebenleistungen - ein bereits bei Tickets erprobtes Modell.
Auch freie Platzwahl gutes Geschäft
Allein die US-Gesellschaft United verbuchte im vergangenen Jahr neben den reinen Ticketerlösen von den Passagieren rund 6,2 Mrd. Dollar (5,3 Mrd. Euro) zusätzlichen Umsatz, heißt es in der Untersuchung. Die Einnahmen stammten knapp zur Hälfte aus dem Vielfliegerprogramm. Bei den Vielfliegerprogrammen verkaufen laut der Studie die Airlines Meilen oder Punkte an Banken, die sie dann auf mit der Fluglinie gemeinsam herausgegebenen Bankkarten ausgeben - Ziel ist die Kundenbindung. Wie viele der als Anreiz von den Banken gekauften Meilen tatsächlich konsumiert werden, darüber gibt die Studie allerdings keine Auskunft.
Zu 52 Prozent stammen die Extraeinnahmen von United aus gesondert verkauften Dienstleistungen wie zusätzlichem Gepäck, freier Platzwahl und Vermittlungskommissionen für Hotelzimmer und Mietwagen.
Wizzair: Bereits 40 Prozent des Geschäfts
Gefolgt wird United vom US-Konkurrenten Delta Air, hier kommen fast 5,2 Mrd. Dollar (4,4 Mrd. Euro) aus den Nebengeschäften. Air France-KLM mit Sitz in Paris erwirtschaftete rund 2,1 Mrd. Dollar (rund 1,8 Mrd. Euro) „nebenbei“. Auch ohne eigene Vielfliegerprogramme schafften es Ryanair mit knapp zwei Mrd. Dollar (1,7 Mrd. Euro) und easyJet mit 1,36 Mrd. Dollar (1,15 Mrd. Euro) unter die Top-Ten-Gesellschaften. Die ungarische Wizzair, die in Europa und Russland tätig ist, macht den Angaben zufolge bereits fast 40 Prozent ihres Umsatzes mit den Nebengeschäften und gilt damit als Nebeneinkünfte-König in Europa.
Fast 50 Euro pro Passagier
Die höchsten Pro-Kopf-Nebeneinnahmen in der Kategorie USA und auch weltweit erzielte der US-Billigflieger Spirit mit fast 50 Dollar (42 Euro) pro Passagier. Spirit verfolgt allerdings auch ein radikales Preissystem, bei dem bereits Handgepäck extra zu bezahlen ist. In Asien lag 2016 die Fluglinie HK Express aus Hongkong mit 24 Dollar (20 Euro) voran. Beim AUA-Mutterkonzern Lufthansa waren die Nebeneinnahmen der Studie zufolge leicht rückläufig. So soll der deutsche Luftfahrtriese rund 1,35 Mrd. durch die Nebengeschäfte eingenommen haben. 57 Prozent kamen dabei aus dem Vielfliegerprogramm, 43 Prozent aus anderen Dienstleistungen.
Zehn Prozent des Umsatzes macht die AUA laut Angaben von Ende Mai derzeit mit Nebeneinnahmen. „Das ist nicht zu unterschätzen, aber noch durchaus ausbaubar“, sagte Finanzvorstand Heinz Lachinger im Gespräch mit Austrian Aviation Net. Vor allem Sitzplatzreservierungen und Upgrades würden stark nachgefragt. Lachinger zeigte sich überrascht, dass auf der Langstrecke die Reihen mit Notausgängen stark nachgefragt würden. Essen extra zu verkaufen sei derzeit für die AUA kein Thema, aber Lachinger schloss ausdrücklich nicht aus, dass das „irgendwann einmal“ ein Thema sein wird.
CarTrawler: An Kundenverhalten orientieren
CarTrawler ist laut eigener Bezeichnung auf ihrer Website die größte Business-to-Business-Plattform für Mietwagen und Ähnliches und Partner von über 100 Fluglinien. Die Chefin der Kundenabteilung von CarTrawler, Aileen O’Mahony, erwartet auch im eigenen Interesse eine weitere Steigerung bei den Nebeneinnahmen der Airlines. Fluglinien, die ihre Nebeneinkünfte noch steigern wollen, müssten sich vermehrt auf das Verhalten ihrer Kunden einstellen, so O’Mahony.
Kräftige Steigerung bei Vermittlungen erwartet
Allein bei Dienstleistungen wie Onlineautovermietung bzw. der Vermittlung von Mietautos durch Fluglinien sei eine Steigerung bis 2020 von über neun Prozent zu erwarten, so O’Mahony. Als Antrieb gilt eine prognostizierte Steigerung bei der Vermietung über Smartphones und Tablets von über 24 Prozent. Doch auch die Vermittlung von Hotels und anderen Unterkünften werde künftig von den Fluglinien weiter ausgebaut werden.
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