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Kochen wie Bocuse - oder wie die Oma

Gekocht wird immer. Damit auch gut gekocht wird, mußevoll gekocht wird, politisch korrekt gekocht wird, kreativ gekocht wird - dafür gibt es auch heuer wieder eine ganze Menge großartiger neuer Kochbücher.

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Kochen als politischer Akt, der glücklich macht

Wer nur ein einziges Kochbuch besitzen will (und dafür gibt es gute Argumente), dem sei Michael Langoths neues Werk empfohlen: „Das Kulinarische Manifest“. Das Private ist politisch! Es ist befreiend, sich von den Zwängen der Konsumgesellschaft zu befreien, sich vom Kapitalismus abzuwenden und wieder einfacher, mit (im besten Fall selbst produzierten) regionalen Produkten zu kochen. Das bedeutet aber nicht, auf Kreativität und Geschmack zu verzichten - das genaue Gegenteil ist der Fall. Das Buch ist in der ersten Hälfte tatsächlich als mitreißendes Manifest verfasst, danach folgen Rezepte (die ebenfalls spannend kommentiert sind). (hadl, ORF.at)

Michael Langoth: Das Kulinarische Manifest. Anton Pustet Verlag, 240 Seiten, 35 Euro.

Inspirationsquelle New York City

Russell Norman, Koch und Restaurantbesitzer in New York, versammelt in „Comfort Food“ 120 Rezepte, die für gute Laune sorgen sollen. Die Rundgänge durch unterschiedliche Viertel des „Big Apple“ wie Little Italy, Chinatown und Williamsburg sind mit tollen Fotostrecken bebildert. Kulinarisch wird hier einiges geboten: von original amerikanischen Burgern und in Buttermilch gebratenen Chickenwings über frisches Fingerfood und knackige Salate bis hin zu beschwipsten Sünden und speziellen Cocktails. (neuf, ORF.at)

Russell Norman: Comfort Food. Gute-Laune-Küche aus New York. Prestel Verlag, 304 Seiten, 32,90 Euro.

Bücher

ORF.at/Lukas Krummholz

(Nicht nur) für Möchtegern-Testosteronlackln

Wintergrillen, die neue Smoker-Küche, vegetarisch grillen, Wild grillen (Wild nicht im Sinn von ganz besonders männlich-wild, sondern im Sinn von Wildschwein und Co.): Tom Heinzle hat seine sämtlichen Grillerfahrungen (und Grillbücher, die er schon geschrieben hat) in einer neuen Grillfibel zusammengefasst, die keine Fragen offen lässt und viele neue kreative Ideen liefert - abseits von Schweinskotelette, Grillwürstl und Halumi; damit es wenigstens gut schmeckt, wenn sich Möchtegern-Testosteronlackln am sauteuren Gasgriller wichtig machen. (hadl, ORF.at)

Tom Heinzle: Toms Grillwerkstatt. Delius Klasing, 240 Seiten, 25,70 Euro.

Rezepte aus der Weltliteratur

Für alle, die Lesen und Kochen lieben, hat Cara Nicoletti, bibliophile Konditorin und Köchin aus Brooklyn, die kulinarischen Passagen ihrer Lieblingsbücher nacherzählt und die besten Rezepte nachgekocht. Von Pippi Langstrumpfs „Buttermilchpfannkuchen“ über das „perfekt gekochte Ei“ von Jane Austen bis hin zu Jonathan Franzens „Schokoladen-Cupcakes mit Pfefferminz-Buttercreme“ können Hobbyköchinnen und -köche und Bücherwürmer nun beide Leidenschaften vereinen. (neuf, ORF.at)

Cara Nicoletti: Yummy Books! In 50 Rezepten durch die Weltliteratur. Suhrkamp, 332 Seiten, 17,50 Euro.

Stichwort Saisonal

Nach den wärmenden Rezepten in „Winter“ zeigt der Sommerband der Jahreszeiten-Kochschule von Kulinarikjournalistin Katharina Seiser und Spitzenkoch Richard Rauch eine Reiseroute zu den kühlen und süßen Genüssen der heißen Jahreszeit. Von farbenprächtigen Gemüse- und Obstgerichten über Leckereien aus Schwammerln und Süßwasserfischen bis zu Rezepten fürs Grillen und zum Mitnehmen ist alles dabei – Einkaufs- und Lagertipps inklusive. Die Bände zu Herbst und Frühling sind in Arbeit: Standardwerkverdächtig. (winr, für ORF.at)

Richard Rauch/Katharina Seiser: Sommer. Die Jahreszeiten-Kochschule. Brandstätter, 248 Seiten, 34,90 Euro.

Spaziergang durch Florenz

Von Crostini bis Cantuccini – Emiko Davies macht einen kulinarischen Spaziergang durch die Straßen ihrer Wahlheimat Florenz und gewährt durch kleine Anekdoten, persönliche Restauranttipps sowie Hintergrundinformationen zu den Rezepten Einblicke in die florentinische Küche sowie Land und Leute. Ob Torta della Nonna in der Konditorei oder Gnocchi und Ravioli in der Trattoria – dieses Kochbuch präsentiert italienische Lebensfreude in seiner ursprünglichsten Form. (neuf, ORF.at)

Emiko Davies: Florenz. Das Kochbuch. Dorling Kindersley, 256 Seiten, 27,80 Euro.

Bücher

ORF.at/Lukas Krummholz

Slow kitchen

Im Zeitalter der Effizienzsteigerung ist dieses Kochbuch eine Zumutung. Denn man verliert viel Zeit, wenn man der Philosophie des österreichischen Haubenkochs Rudolf Obauer folgt. Sein Text, seine Rezepte sind ein Plädoyer für die Langsamkeit, den bewussten Genuss, für Kochen und Essen als gemeinschaftsbildendes Ritual, sprich für Speisen als kulturelles und psychologisches Rückgrat einer Gesellschaft. Denn ein Mikrowellenmenü hat noch niemanden glücklich gemacht. (hadl, ORF.at)

Rudolf Obauer: Ich koche, also bin ich. Ecowin, 128 Seiten, 16 Euro.

Trinken wie die (gesitteten) Briten

Getränkerezepte mit Obst und Kräutern aus den berühmten Gewächshäusern des Königlichen Botanischen Gartens in Großbritannien werden in diesem Buch vorgestellt. Hier findet man Smoothies, Eistees, Limonaden, Grogs und sogar ein Rezept für Cider. Mit neun Essays über die Kulturgeschichte verschiedener Trinkgewohnheiten und den Kontext, in dem die entsprechende Pflanze oder das Getränk bekannt wurde. Schön illustriert mit historischen Abbildungen aus den Archiven der Kew Gardens. (neuf, ORF.at)

Kew Gardens: Kew Gardens - Tees, Tonics & Cocktails. Powerdrinks mit Pflanzen aus aller Welt. Gerstenberg, 160 Seiten, 25,70 Euro.

Croissants wie bei Maman

Die Französin Aurelie Bastian teilt in diesem appetitlichen Buch ihre Kindheitserinnerungen. Da werden „Mamans“ frische Brioches aufgetischt (klassisch mit viel Butter und Eiern) sowie Madeleines und Chouquettes gezaubert. Kaum nach Deutschland gekommen, machte sich die junge Französin aus lauter Heimweh daran, die in deutschen Gefilden schwer zu bekommenden französischen Spezialitäten einfach selbst zu backen. Und ehe man sichs versieht, probiert man sich als Leser oder Leserin selbst an Tartes, Eclairs und Macarons. (stup, für ORF.at)

Aurelie Bastian: Französisch backen. Südwest, 176 Seiten, 20,60 Euro.

Fleischlos von Apfel bis Zucchini

Von den Hauptzutaten ausgehend - von Apfel bis Zucchini - werden hier 120 vegetarische Gerichte gezaubert. Zudem gibt es Tipps, wie man die Speisekammer richtig bestückt, glutenfreie und vegane Optionen sowie Ideen, verschiedene Zutaten raffiniert zu kombinieren. Ansprechend gestaltet und übersichtlich aufgebaut ist „Vegetarisch mit Liebe“ eine Inspirationsquelle für die fleischlose Küche, die man immer wieder zur Hand nehmen kann. (neuf, ORF.at)

Jeanine Donofrio: Vegetarisch mit Liebe. Südwest, 320 Seiten, 25,70 Euro.

Bücher

ORF.at/Lukas Krummholz

Sehnsuchtsrezepte aus Syrien

Wenn Malakeh Jazmati ihre Heimat Syrien vermisst, hilft ihr nur ein Allheilmittel: kochen, essen, feiern. So kennt sie das von zu Hause aus Damaskus, wo man zusammensitzt und gemeinsam speist. Nun gibt Jazmati ihre Familienrezepte weiter: knusprige Fladenbrotchips mit Reis und Sesam-Joghurt-Sauce, Weinblätter mit Hackfleisch und Reis, Tabouleh und Co. Dazu gewährt sie Einblicke in ihr altes syrisches und neues Berliner Leben. Denn Essen verbindet Kulturen. (neuf, ORF.at)

Malakeh Jazmati: Malakeh. ZS Verlag, 192 Seiten, 34,95 Euro.

Kochen für den guten Zweck

Über eine halbe Million Menschen leben in dem Flüchtlingscamp in Beirut, das Barbara Abdeni Massaad im Winter 2014/15 jede Woche besuchte und wo sie für etwa 50 syrische Familien Essen zubereitete. Gegen das Elend, dem sie dort begegnete, wollte sie jedoch noch mehr tun. Die Fotografin und Kochbuchautorin bat international bekannte Köchinnen und Köche um jeweils eines ihrer Suppenrezepte und ein Statement zur Flüchtlingskrise. Aus dem überwältigenden Feedback stellte sie dieses umfassende Kochbuch zusammen. (neuf, ORF.at)

Rafik Schami, Barbara Abdeni Massaad: Suppen für Syrien. DuMont Buchverlag, 224 Seiten, 35 Euro.

Modernes Israel auf dem Teller

In über 100 Rezepten erzählen die jungen Köche des Londoner Trendrestaurants The Palomar von ihrer Heimat Israel, ihren kulinarischen Einflüssen und vererbten Familiengerichten. Ob geröstete Melanzani mit Tahin und Granatapfel über Rib-Eye-Steak mit Harissa-Püree und nahöstlichem Chimichurri bis hin zu Orangenblüteneis in Kataifi-Nestern – die Bandbreite moderner, israelischer Küche zeigt sich in diesem kreativen Kochbuch. (neuf, ORF.at)

Palomar: Kreative israelische Küche. Dorling Kindersley, 256 Seiten, 25,70 Euro.

Ramenfieber: Japanische Nudelsuppen

Gefühlt kein Tag vergeht, an dem nicht ein neues Ramen-Lokal eröffnet wird. Die kultigen japanischen Weizennudelnsuppen sind dabei gar nicht so schwer selbst herzustellen. Passionierte Hobbyköche und -köchinnen lernen in Nell Bentons Ramen-Kochbuch neben 15 Basisrezepten, Dashi-Brühen zuzubereiten und Toppings sorgsam auszuwählen. Außerdem liefert die Köchin Hintergrundinfos zu Geschichte und zur nötigen Ausrüstung, um das sommerlich-leichte und vor allem gesunde Soulfood selbst zuzubereiten. (stup, für ORF.at)

Nell Benton: Ramen-Kochbuch. Basics & Rezepte. Dorling Kindersley, 160 Seiten, 15,40 Euro.

Erfrischend leicht

Die Küche des Orients boomt auch in Österreich, genauso wie vegetarisches Essen in aller Munde ist. Die renommierte Kochbuchautorin Salma Hage präsentiert in ihrer neuen Küchenfibel 140 vegetarische orientalische Gerichte, die sich allesamt so köstlich wie erfrischend anhören. Das Abenteuer beginnt hier nicht erst beim Kochen, sondern auch beim Aufstöbern der Zutaten - am besten auf einem belebten Markt bei gutem Wetter. Ein Kochbuch mit Gute-Laune-Garantie. (hadl, ORF.at)

Salma Hage: Orient - köstlich vegetarisch. Phaidon, 272 Seiten, 30,80 Euro.

Bücher

ORF.at/Lukas Krummholz

Koreans cook it better

In Korea, sagt die deutsch-koreanische Gastronomin Young-Mi, hat alles irgendwie mit Essen zu tun. Deshalb eröffnete sie 2009 das „Kimchi Princess“ in Berlin und serviert dort seither koreanisches Essen in coolem Ambiente. Hier dreht sich alles um Kimchi, den fermentierten Chinakohl und - wenn man so will - das Universalgewürz Koreas. Wer es nicht nach Berlin schafft, bekommt jetzt das Buch zum Restaurant, voller Rezepte aus der koreanischen Küche und mit spannenden Einblicken in das „Kimchi Princess“ und seine Kochtöpfe. (neuf, ORF.at)

Young-Mi Park-Snowden: Kimchi Princess. Gräfe & Unzer, 240 Seiten, 25,70 Euro.

Trip nach Indien

Die Foodbloggerin Meera Sodha präsentiert 130 Rezepte mit frischem Gemüse, Wurzeln, Hülsenfürchten und Reis und entführt damit in die bunte Welt der indischen Küche. Von Klassikern wie Dals, Currys und Samosas über neue Kreationen wie Kebabs aus roten Rüben bis hin zu delikaten Desserts – hier wurden Familienrezepte mit modernen Einflüssen verfeinert und perfektioniert. Die überall erhältlichen Zutaten tragen dazu bei, dass sich die Rezepte schnell und einfach zubereiten lassen. (neuf, ORF.at)

Meera Sodha: Indisch vegetarisch. Dorling Kindersley, 304 Seiten, 25,70 Euro.

Reiskocheralarm

Die aus Singapur stammende Shu Han Lee lebt als Grafikdesignerin und Food-Bloggerin in London. In ihrem ersten Kochbuch versucht sie, die Küche ihrer Heimat für ein europäisches Publikum verständlich und nachkochbar zu machen. Die Sicht der Autodidaktin, der als junger Studentin nicht einmal der Reis im Reiskocher gelingen wollte, ist, mit Ausnahme ebendieses angeblich unverzichtbaren Reiskochers, undogmatisch und bietet immer Alternativen zu allzu Deftigem – sie bevorzugt Schweineschmalz – und schwer Verfügbarem. (winr, für ORF.at)

Shu Han Lee: Chicken & Rice. Frische und einfache Gerichte aus Südostasien. Dumont, 288 Seiten, 32,90 Euro.

Man möchte mehr Morcheln meucheln

Die Morchel drängt sich nicht auf wie das Eierschwammerl oder der Parasol. Sie drängt sich nicht in den Vordergrund wie der Steinpilz. Trotzdem - oder gerade deshalb - gilt sie als einer der begehrtesten Speisepilze heimatlicher Gefilde. Wer das Glück hat, einen Platz zu kennen, an dem sie wächst - oder in Kauf nimmt, auf dem Markt etwas tiefer in die Tasche zu greifen - der oder die sollte sich gut überlegen, was er oder sie mit der Morchel denn anstellt. Nun gibt es ein kleines Büchlein mit feinen Vorschlägen. Wie wäre es mit Tagliatelle in dunkler Morchel-Bier-Sauce? (hadl, ORF.at)

Günter Mischkulnig, Simon Drabosenig: Morchel. Mandelbaum, 60 Seiten, zwölf Euro.

Italienische Familienrezepte

„Gerichte und Geschichten von Tanten und Typen aus Italiens Mitte“ lautet der Untertitel dieses Buches, das mehr als nur eine Rezeptsammlung sein will. Daniela Partenzi porträtiert ihre Verwandten in Umbrien, deren Leidenschaft in erster Linie dem Sammeln und Zubereiten von Lebensmitteln gilt. Ihre Rezepte werden seit Generationen im Kreis der Familie weitergegeben und können nun über die Grenzen hinaus nachgekocht werden. (neuf, ORF.at)

Daniela Partenzi, Felix Partenzi: So kocht Umbrien. Gerstenberg, 192 Seiten, 26,80 Euro.

Avocado - zwischen Ökosau und Allheilmittel

Die Avocado drängt sich auf, mittlerweile ganzjährig in jedem Supermarkt und auch in der Medienberichterstattung, die sie einmal als wasserveschwendende Ökosau outet und dann wieder als glücks- und gesundheitsbringendes Allheilmittel preist. Worum es seltener geht, ist die geschmackliche Vielfalt, die sich abseits von Avocado-Eierspeis und Dipsauce aus dem „Powerfood“ herauskitzeln lässt, wenn man nur weiß, wie. Dazu ist das kleine, schöne Büchlein „Avocado“ dienlich. (hadl, ORF.at)

Kathrin Konrad: Avocado. Mandelbaum, 60 Seiten, 12 Euro.

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