Für Experten bei NR-Wahl alles möglich
Bei der Nationalratswahl ist laut Experten aus derzeitiger Sicht im Rennen um Platz eins zwar nach wie vor alles möglich. Für die SPÖ werde es aber schwer werden, den Abstand zur ÖVP „aus eigener Kraft“ - ohne einen Fehler von ÖVP-Chef Sebastian Kurz - zu verringern, sagte etwa Politberater Thomas Hofer gegenüber der APA.
Auch Politikwissenschaftler Peter Filzmaier gab zu bedenken, dass die SPÖ rund zwei Monate gebraucht habe, eine klare Ausrichtung zu finden. Er sieht die SPÖ vor einer „schwierigen Herausforderung“: Grundsätzlich gelte es für Parteien, ein „stimmiges Dreieck von Thema, Botschaft und Person“ zu finden.
Filzmaier: ÖVP hatte „klaren Zeitplan“
Filzmaiers Ansicht nach war die ÖVP besser vorbereitet und hatte einen „klaren Zeitplan“. So präsentiere ÖVP-Chef Kurz nun über den Sommer „portiönchenweise“ die Kandidaten für die Bundesliste und werde dann vor Start des Intensivwahlkampfes das Wahlprogramm auf den Tisch legen. Die einzige Gefahr für die ÖVP sei, dass die „Euphorisierung“ rund um Kurz die Erwartungshaltung allzu hoch schrauben könnte.
FPÖ bisher passiv
Von der FPÖ, die sich für die Experten bisher auffällig passiv verhalten hat, erwartet Hofer, dass sie bald „sehr stark“ in die Kampagne einsteigen werde: „Strache und die FPÖ müssen aktiv werden.“ Die Freiheitlichen würden wohl den Versuch unternehmen, Kurz massiv zu attackieren, so Hofer.
Grüne könnten von niedriger Erwartungshaltung profitieren
Den Grünen könnte laut Experten die niedrige Erwartungshaltung sogar zupasskommen. Nach dem Abgang von Peter Pilz und dessen eigenständiger Kandidatur sollten die Grünen statt auf Beschwichtigungen zu setzen ihre Anhänger durch Warnungen vor einer ganz grundsätzlichen Bedrohung für die Grünen zur Wahl bewegen, sagte Filzmaier. Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek könnte in den Debatten eventuell „noch positiv überraschen“, so Hofer.
Abschneiden von Pilz offen
Ob es Peter Pilz mit seiner Liste in den Nationalrat schaffen wird, darauf wollten sich die Experten nicht festlegen. Die Chance sei aber da. „Entscheidend wird sein, ob Peter Pilz in der entscheidenden Phase Aufmerksamkeit generieren kann“, so Hofer.
Chance für NEOS „absolut intakt“
Die Chancen auf den Wiedereinzug von NEOS in den Nationalrat hält der Politberater für „absolut intakt“. Die „gute Nachricht“ für die pinke Partei sei, dass Kurz weniger auf NEOS-Wähler, sondern vielmehr auf FPÖ-Parteigänger abziele. Gut genützt habe NEOS außerdem das Sommerloch - durch die Präsentation von Irmgard Griss als Kandidatin.