Warnsignal für die Zukunft
Erstmals wird es eine Wanderausstellung zum Holocaust mit Schwerpunkt Auschwitz geben. Sie soll vor allem in Ländern und an Orten gezeigt werden, wo bisher wenig Vergangenheitsbewältigung betrieben wurde. Die Schau ist eine Kooperation zwischen dem spanischen Unternehmen Musealia und dem staatlichen polnischen Museum Auschwitz-Birkenau.
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Die erste Station soll noch Ende dieses Jahres Spanien sein. Gegenüber der „New York Times“ erzählt Musealia-Chef Luis Ferreiro, wie es zur Idee einer Wanderausstellung kam. Nachdem sein Bruder im Alter von nur 25 Jahren gestorben sei, habe er Trost im Buch „Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn“ des Auschwitz-Überlebenden und Psychiaters Viktor E. Frankl gefunden, der in den Vernichtungslagern der Nazis seine schwangere Frau und zahlreiche weitere Familienmitglieder verloren hatte und über die Frage schrieb: Wie weiterleben?

Reuters/Agencja Gazeta
Besitztümer der Insassen des KZ Auschwitz-Birkenau
Daraufhin entstand bei ihm der Wunsch, auch jene Menschen über den Holocaust zu informieren, die niemals nach Auschwitz reisen werden. Spanien ist nicht nur deshalb erste Station, weil Musealia dort beheimatet ist. Das Land habe auch großen Aufholbedarf in Sachen Vergangenheitsbewältigung, Stichwort Franco-Regime. Nach Spanien soll die Ausstellung zunächst in sechs weiteren europäischen Ländern gezeigt werden, in welchen, wurde noch nicht bekanntgegeben, und auch an sieben Orten in den USA.

APA/AP/Auschwitz-Museum/Pawel Sawicki
Brille einer Person, die im KZ ermordet wurde
Profit mit dem Holocaust?
Als sich Ferreiro mit seinem Anliegen an das Museum Auschwitz-Birkenau wandte, stieß er zunächst auf Skepsis und musste erst Überzeugungsarbeit leisten. Und auch jetzt, nach sieben Jahren Vorarbeit, wird allerorten das Motiv hinterfragt: Will hier ein profitorientiertes Unternehmen ausgerechnet mit dem Holocaust Gewinn machen? Sowohl das Auschwitz-Museum als auch Musealia versichern, dass Profit nicht das Ziel ist. Man sei sich nicht einmal sicher, den Aufwand wieder hereinzubekommen. Der Eintrittspreis solle möglichst niedrig sein und für Schüler und Studenten möglichst kostenlos, Details sind aber noch nicht fixiert.

APA/AP/Auschwitz-Museum/Pawel Sawicki
Gürtelschnalle eines SS-Angehörigen
Mahnung für die Zukunft
Piotr M. A. Cywinski, Direktor des Auschwitz-Museums, macht sich Sorgen wegen aktueller Entwicklungen und deshalb sei ihm das Projekt wichtig. In einer Presseaussendung des Museums wird er zitiert: „Die Welt ist in Bewegung - aber es ist nicht klar, wohin. Deshalb müssen wir uns immer mehr auf das Fundament unserer Erinnerung verlassen können. Auschwitz und die Tragödie der Schoah sind Teil dieses Fundaments, ein Teil, der nicht ignoriert werden darf, wenn wir eine neue Welt erschaffen.“
Und: „Nichts kann einen Besuch von Auschwitz als Schauplatz des größten Verbrechens des 20. Jahrhunderts ersetzen, aber diese Ausstellung, die Menschen in vielen Ländern sehen können werden, kann ein wichtiges Warnsignal für uns alle sein, damit wir uns künftig wappnen gegen Hass, Rassismus, Antisemitismus und jede Form der Verachtung anderer Menschen.“

APA/AP/Auschwitz-Museum/Pawel Sawicki
Eine Holzschachtel, die vom polnischen Lagerinsassen Brinoslaw Czech angefertigt wurde
Dokumentation des Terrors
Gezeigt werden sollen hauptsächlich Exponate des Auschwitz-Museums (daneben auch einiger anderer Institutionen), die das Lagerleben dokumentieren, sowohl das unfassbare Leiden der KZ-Insassen als auch das Leben und die Arbeit der SS-Schergen und des Lagerpersonals. Dazu kommen Exponate, die das jüdische Leben im polnischen Oswiecim vor der deutschen Okkupation und ihrem Terrorsystem dokumentieren. Insgesamt werden mehr als 600 Originalobjekte zu sehen sein.
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