Ameisen zerstören Ökosystem
Mit einem millionenschweren Programm will die australische Regierung den Kontinent von den Roten Feuerameisen befreien. Farmer und Umweltschützer sehen nicht nur die empfindliche Tier- und Pflanzenwelt in Gefahr, sondern sorgen sich auch um den australischen „Way of Life“. Es sei die letzte Chance, um eine endgültige Ausbreitung zu verhindern, sagen Experten.
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„Wenn sie sich hier dauerhaft niederlassen, wird es keine Picknicks, Grillpartys oder Sportveranstaltungen mehr geben“, warnt die Landwirtschaftsbehörde der Region Queensland. Der Grund für die drastischen Worte: Australien leidet unter einer Feuerameisenplage. Die aggressiven Ameisen beißen ungebetene Gäste in überfallsartiger Manier. Greift eine Ameise an, schließen sich andere Ameisen an. Das von den Ameisen injizierte Gift bildet feuerrote, brennende Pusteln, die namensgebend für die roten Sechsbeiner sind. Bei Allergikern können die Bisse bis zum Tod führen.
Ameisen als blinde Passagiere eingereist
Die Spezies, die eigentlich im Amazonas-Gebiet heimisch ist und den lateinischen Namen Solenopsis invicta („unbesiegte Feuerameise“) trägt, hat sich ab den 1930er Jahren mit dem Ausbau des internationalen Handels verbreitet. Über Schiffe kamen die blinden Passagiere in die USA, die heute ein massives Problem mit den Insekten haben. Jedes Jahr entstehen dort Schäden in der Höhe von sieben Mrd. Dollar. Vor allem für die Landwirtschaft sind die Feuerameisen fatal: Sie fressen die Ernte, beschädigen Bienenstöcke und töten junge Nutztiere.
Ähnlich wie in den USA erreichten die roten Insekten auch Australien auf dem Seeweg: 2001 wurden im Hafen von Brisbane erstmals 470 Kolonien entdeckt. Bis heute wurden 330 Mio. Dollar ausgegeben, um den Feuerameisen Einhalt zu gebieten, wie das australische Invasive Species Council in einem Bericht schreibt. Doch immer wieder werden neue Nester entdeckt.
411 Mio. für zehn Jahre
Um die Entstehung einer stabilen Population zu verhindern und die Plagegeister ein für alle Mal loszuwerden, hat die australische Regierung am Mittwoch einen 411 Mio. Dollar schweren Aktionsplan vorgelegt, der die völlige Ausrottung der importierten Insekten in einem Zeitraum von zehn Jahren vorsieht. Sollte die Plage nicht eingedämmt werden, könnten sich die Schäden über die nächsten 30 Jahre auf 45 Mrd. Dollar belaufen - und das nur in der Region Queensland, berichtete der „Guardian“.
Das Vorhaben der Regierung ist die zweitgrößte Biosecurity-Maßnahme in Australien nach der erfolgreichen Bekämpfung der Rindertuberkulose ab den 1970er Jahren, die über drei Jahrzehnte dauerte.
Experten fordern rasches Handeln
Während es in den USA schon zu spät sei für eine völlige Ausrottung der aggressiven Insekten, müsse man in Australien jetzt handeln, um eine Ausbreitung zu verhindern, sagte der Chef des Invasive Species Council, Andrew Cox, der Onlineplattform News.au.com. Außerdem sei Eile geboten: Nach 16-jährigem Kampf gegen die eingeschleppten Ameisen sei die Gelegenheit dazu langsam im Schwinden.
Eine stabile Population hätte mannigfaltige negative Auswirkungen, so der Experte weiter: „Die Feuerameisen werden der Wirtschaft, der Umwelt und dem Gesundheitssystem massiv schaden, wenn wir nicht jetzt etwas unternehmen“, so Cox weiter.
Labiles Ökosystem
Der rote Kontinent ist besonders anfällig für invasive Arten. Durch die geologische Isolation Australiens hat sich über Jahrtausende eine einzigartige Fauna und Flora entwickelt, die besonders sensibel auf eingeschleppte Arten reagiert. So wurden in den vergangenen 200 Jahren 29 Tierarten ausgelöscht, jede fünfte ist heute vom Aussterben bedroht.
Der Grund dafür sind Tiere wie die Aga-Kröte. Sie wurde in den 1930er Jahren auf Bestreben von Plantagenbesitzern ausgesetzt, um Pflanzenschädlinge zu bekämpfen. Dank giftiger Sekrete hat sie kaum natürliche Feinde, außerdem vermehrt sie sich rasant. Heute sind die Kröten in ganz Australien verbreitet, ihre Anzahl wird auf 200 Mio. Exemplare geschätzt. Sie haben Beutelmarder- und Waran-Arten drastisch dezimiert oder sie völlig zum Aussterben gebracht.

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Die Aga-Kröte gilt als meistgehasstes Tier Australiens. Geldbörsen aus Krötenleder erfreuen sich daher großer Beliebtheit.
„Join the ant hunt today!“
Um Tiere und Pflanzen vor einer weiteren invasiven Art zu schützen, wurde bereits 2001, als zum ersten Mal Rote Feuerameisen in Australien entdeckt wurden, ein staatliches Programm zur Eindämmung der Ameisenplage erlassen. Mit Hilfe eines Pestizids, das eine weitere Vermehrung der Insekten verhindert, konnten viele Kolonien vernichtet werden. Doch immer wieder werden neue „Brandherde“ gemeldet.
Auf der Website des Landwirtschaftsministeriums von Queensland wird sogar die Bevölkerung zur Mithilfe an der „Ameisenjagd“ aufgefordert: „Mit Ihrer Hilfe haben wir die besten Chancen, Queensland von dieser Plage zu befreien. Schließen Sie sich noch heute der Ameisenjagd an!“
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David Tiefenthaler für ORF.at