Landesweit Hunderte Waldbrände
Das Feuer hat Italien nach wie vor im Griff: Nachdem auf Sizilien Hunderte Menschen in Sicherheit gebracht worden waren, mussten am Freitag im Norden Sardiniens rund 1.000 Touristen ihre Hotels und Ferienhäuser verlassen. Auch in der südlichen Region Kalabrien wurden erneut Familien aus ihren Häusern gezwungen, zwei Menschen kamen bisher bei Löscharbeiten ums Leben.
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Noch immer verteilen sich Hunderte Wald- und Buschbrände über ganz in Italien, betroffen ist vor allem der Süden des Landes, aber auch in der Hauptstadtregion Latium, Sardinien und in der Toskana wüten verheerende Feuer. Auch an den Hängen des Vesuvs kämpften am Freitag die Feuerwehrmannschaften weiter gegen die Flammen. Löschflugzeuge, Soldaten und Feuerwehrleute sind seit Tagen im Nationalpark um den Vulkan im Dauereinsatz, um das Feuer in den Griff zu bekommen.
Zur Unterstützung hat inzwischen auch Frankreich im Rahmen eines EU-Hilfsprogramms drei Löschflugzeuge nach Italien geschickt. Laut EU-Kommission ist es das erste Mal seit 2009, dass Italien Löschhilfe über die EU angefordert hat. Der Umweltverband Legambiente kritisierte zuvor auch Regierung und Regionen, dass sie zu wenig täten, um Bränden vorzubeugen.
Die meisten Feuer werden mutwillig gelegt
In vielen Regionen des Landes ist es zurzeit extrem heiß und trocken, vor allem in Süditalien werden dadurch die Brände weiter angefacht. Laut den Umweltschützern von Legambiente wurden seit Mitte Juni mehr als 26.000 Hektar durch Feuer vernichtet. Das seien mehr als 93 Prozent der verbrannten Fläche des gesamten Vorjahres.

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In Metaponto di Bernalda in der süditalienischen Region Basilicata wurden am Freitag drei Campingplätze geräumt
Die Wetterverhältnisse begünstigen die Verbreitung der Brände, Auslöser der Feuer sind aber andere: Mehr als die Hälfte aller Brände wurde mutwillig gelegt, der große Rest wurde aus grober Unvorsichtigkeit entfacht, so die offizielle Einschätzung. Laut dem italienischen Innenministerium zündet nur ein minimaler Teil der Brandstifter aus purer Zerstörungslust Wälder an. Meist stecken wirtschaftliche Interessen, vor allem bauspekulative Gründe, hinter den Bränden, die in den vergangenen zehn Jahren 500.000 Hektar Wald in Italien vernichtet haben.
Behörden gehen am Vesuv von Brandstiftung aus
Auch bei dem Feuer an den Hängen des Vesuvs gehen die Behörden inzwischen von Brandstiftung aus. Die Staatsanwaltschaft von Torre Annunziata hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, Neapels Bürgermeister Luigi de Magistris sagte, er sei „überzeugt, dass das eine vorsätzliche Tat ist“. Vermutet wird, dass mafiöse Organisationen für die Flammen verantwortlich sind, die sich mit der illegalen Entsorgung von Giftmüll bereichern.

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Die italienische Feuerwehr musste in den vergangenen Tagen landesweit zu bis zu 1.000 Einsätzen pro Tag ausrücken
Dieser Ansicht ist auch der neapolitanische Schriftsteller und Mafia-Kenner Roberto Saviano. „Kriminelle Organisationen nützen die Hitzewelle dieser Tage, um den Nationalpark des Vesuvs zu zerstören. Damit gewinnen sie Boden für ihre illegalen Mülldeponien“, so Saviano. Umweltschützer und Anrainer vermuten schon seit Jahren, dass an den Hängen des 1.280 Meter hohen Vulkans illegale Mülldeponien florieren. Seit Ausbruch der Brände klagen zudem viele über mögliche Giftstoffe im Rauch.
Italien will schärfer gegen Brandstiftung vorgehen
Nach den Hunderten weiteren Feuern, die landesweit in den vergangenen Tagen gelegt wurden, will Italien nun verstärkt Jagd auf Brandstifter machen. Am Freitag kündigte die Regierung in Rom an, schärfer gegen die Brandleger vorzugehen. Obwohl die Strafen für das Vergehen „Waldbrandstiftung“ bereits sehr streng sind und bis zu zehn Jahre Gefängnis nach sich ziehen, bleiben Brände nach wie vor eine sommerliche Plage in Italien.
„Brandstiftung ist ein schweres Verbrechen gegen die Umwelt und muss strengstens bestraft werden. Die Strafen sind bereits sehr streng, wir wollen sie noch mehr verschärfen“, sagte Vizejustizminister Cosimo Maria Ferri im Interview mit der römischen Tageszeitung „Il Messaggero“ am Freitag. Unweit von Rom wurde laut weiteren Medienberichten bereits ein 32-jähriger Mann wegen Brandstiftung festgenommen.
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