50 Jahre Biafra-Krieg: Ruf nach Unabhängigkeit

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Am 6. Juli 1967 hat in Nigeria der Biafra-Krieg begonnen, ein Bürgerkrieg, der zweieinhalb Jahre gedauert und mindestens eine, manchen Schätzungen zufolge sogar über zwei Millionen Menschen das Leben gekostet hat. Ein halbes Jahrhundert später sind die Folgen noch immer nicht aufgearbeitet - doch mittlerweile werden in dem 185-Millionen-Einwohner-Land bereits neue Rufe nach der Gründung eines Staates Biafra laut.

Putsch einer unterdrückten Minderheit

Am 15. Jänner 1966 töteten Angehörige der Igbo, einer vorwiegend christlichen Bevölkerungsgruppe Nigerias, den nigerianischen Premierminister und riefen die unabhängige Republik Biafra aus. Als Fahne wählten die Putschisten eine aufgehende Sonne auf rot-schwarz-grünem Untergrund, die die neue, freie Ära symbolisieren sollte.

Am 6. Juli 1967 folgte der Vergeltungsschlag der Staatstruppen. Sie begannen einen Belagerungskrieg, in dem sie auch versuchten, die Separatisten auszuhungern. In westlichen Medien wurde das „Biafra-Kind“ mit seinem vor Hunger aufgeblähten Bauch zum Symbol für das Leid der nigerianischen Zivilbevölkerung.

Flagge von Biafra auf eine Hauswand gemalt

APA/AFP/Stefan Heunis

Neue Unabhängigkeitsbestrebungen

Bis zum 15. Jänner 1970 hielten die Separatisten die Stellung - danach wurde das Gebiet Biafras wieder dem Staat Nigeria zugeschlagen. 50 Jahre nach Kriegsende formiert sich nun in Nigeria eine neue Unabhängigkeitsbewegung: Laut einem Bericht der BBC fühlen sich die Igbo nach wie vor von den bevölkerungsstärksten Volksgruppen, den Hausa und Yoruba, unterdrückt. Junge Kämpfer sammeln sich hinter den Veteranen von damals.

Der gemeinsame Vorwurf: Die nigerianische Regierung investiere nicht in den armen Südosten des Landes, der nigerianische Staat behandle die Igbo „wie Sklaven“.

Noch beschränkt sich der Unmut auf den Ruf nach einem friedlichen Referendum für einen neuen, unabhängigen Staat - dessen Gebiet idealerweise auch das ölreiche Niger-Delta umfassen soll: „Wir wollen unsere politische Zukunft selbst in die Hand nehmen, Fabriken bauen, Straßen, Städte, Brücken bauen und dabei nicht von der Hauptstadt Abuja abhängig sein“, wurde Kriegsveteran und Separatistenführer Nnamdi Kanu von der BBC zitiert.