Großkundgebung am Samstag
Seit 15. Juni läuft der vom Chef der größten türkischen Oppositionspartei CHP, Kemal Kilicdaroglu, initiierte „Marsch für Gerechtigkeit“ von Ankara ins über 400 Kilometer entfernte Istanbul. Anfangs belächelt, schlossen sich dem gegen die Politik von Präsident Recep Tayyip Erdogan gerichteten Protestmarsch immer mehr Menschen an.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

APA/AFP/Bulent Kilic
Kilicdaroglu startete den Protestmarsch unmittelbar nach der Verurteilung des ehemaligen Journalisten und Parteikollegen Enis Berberoglu zu 25 Jahren Haft. Das Gefängnis, in dem Berberoglu einsitzt, ist das Ziel des Anti-Erdogan-Marsches, den der „Spiegel“ mit den Gezi-Protesten von 2013 verglich.

Reuters/Osman Orsal
Die anfangs noch überschaubare Teilnehmerzahl ist laut Schätzungen der Polizei auf über 10.000 gestiegen. Bei der für Samstag angekündigten Abschlusskundgebung im Istanbuler Stadtteil Maltepe erwartet die CHP „mindestens eine Million“ Menschen.

Grafik: Omniscale/OSM/APA/ORF.at
Mittlerweile sind rund 350 Kilometer der über 400 Kilometer langen Route zurückgelegt. Am Dienstag setzte sich der Protestzug von Izmit aus in Bewegung.

Reuters/Umit Bektas
Nahe der 1,4 Millionen Einwohner zählenden Industriestadt trugen CHP-Anhängern eine riesige türkische Flagge durch die Straßen

Reuters/Umit Bektas
Ein Teilnehmer mit den Bildern von Nuriye Gülmen und Semih Özakca: Die Universitätsdozentin und der Volksschullehrer gingen am 9. März aus Protest gegen ihre Entlassung aus dem Staatsdienst in Hungerstreik. Ende Mai wurden sie verhaftet.

Reuters/Umit Bektas
Es handelt sich um zwei Beispiele von vielen. Kilicdaroglu zufolge habe die türkische Führung nach dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 mit der Verhängung des Ausnahmezustands einen „zivilen Putsch“ durchgeführt. Die Gesellschaft werde zunehmend eingeschüchtert. Mit dem „Gerechtigkeitsmarsch“ wolle man „das Hemd der Angst, das dem Volk angezogen wurde, zerreißen“.

Reuters/Umit Bektas
Neben Erdogan haben auch andere Oppositionsparteien Kilicdaroglus Protestmarsch als halbgare Aktion kritisiert. Der CHP-Chef kämpfte in der Vergangenheit immer wieder gegen den Vorwurf, zahnlose Oppositionsarbeit zu betreiben. Nun zeichnet eine wachsende Anhängerschaft allerdings ein gänzlich anderes Bild.

APA/AFP/Gurcan Ozturk
Das Politportal al-Monitor zieht sogar Vergleiche mit dem indischen Revolutionsführer Mahatma Gandhi, dessen Aufruf zum „Salzmarsch“ 1930 Hunderttausende folgten

APA/AFP/Bulent Kilic
Erdogan wirft dem CHP-Vorsitzenden vor, „Terroristen und ihre Unterstützer schützen“ zu wollen

APA/AFP/Gurcan Ozturk
Mit dem Protestmarsch habe er „die Straße nach Kandil und Pennsylvania“ eingeschlagen, sagte Erdogan mit Blick auf das Hauptquartier der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in den nordirakischen Kandil-Bergen und den Wohnsitz des islamischen Predigers Fethullah Gülen in den USA, der für den gescheiterten Militärputsch vom 15. Juli verantwortlich gemacht wird

Reuters/Osman Orsal
Laut Kilicdaroglu versucht Erdogan den Protestmarsch zu kriminalisieren. „Doch ich bin bereit, den nötigen Preis zu zahlen, um der Türkei Demokratie und Gerechtigkeit zu bringen“, so der CHP-Chef, dem zufolge weit mehr an dem Protestmarsch teilnehmen als erwartet.

Reuters/Umit Bektas
Inzwischen habe die Menge gar eine Größe erreicht, welche die Versorgung zum Problem mache, sagte der CHP-Chef. Statt zum Marsch sollten die Leute daher lieber zur Abschlusskundgebung kommen.
Links: